Grau ist alle ­Theorie

Da möchte man ein Schweizer sein. Die Eidgenossen entdeckten die „Graue Energie“ ihrer Gebäude schon in den siebziger Jahren, inspiriert durch den Bericht an den Club of Rome 1972 [1]. Graue Energie bezeichnet den nicht erneuerbaren Primärenergie- und Rohstoffaufwand, den es braucht, um ein Gebäude zu bauen und zu renovieren. Bei der Lösung des Hauptproblems, dem hohen Heizenergieverbrauch der Gebäudesubstanz, entwickelten die Eidgenossen auf dem Weg ins Jahr 2000 die „Gesamtenergie-Buchhal­tung für Gebäude“ und konstatierten [2]: „Eine verstärkte Wärmedämmung reduziert den Heizenergiebedarf und verursacht gleichzeitig nur einen unwesentlichen Mehraufwand an Herstellungsenergie. Sobald aber Herstel­lungsenergie und Heizenergie die gleiche Größenordnung aufweisen, lohnt es sich, der Herstellungsenergie wieder vermehrt Beachtung zu schenken.“ Um diesen klaren Gedanken kreisen wir in Deutschland noch heute und lassen keinen Irrweg aus. Zwanzig Jahre nachdem die Schweizer die Ressourceneinsparung beim Bauen angingen, wollen Architekten hierzulande mittels „Lowtech-Konzepten“ mit „den richtigen Ma­te­rialien und kluger Architektur Ressourcen sparen“ [3]. Das Pikante dabei: In der Regel erfüllen „Lowtech-Bauten“ gerade mal die Wärmeschutzanforderungen der EnEV 2016 mit dem seit 1990 veralteten Standard des Niedrigenergiehauses. Macht diese auch vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung unterstützte Strömung bundesweit Schule auf ihrem Weg zurück, verlieren wir noch mehr Zeit, um die angepeilten Klimaschutzziele zu erreichen. Denn mit dem Fokus auf das Optimieren der Grauen Energie bleibt die Heizenergieeinsparung auf der Strecke. Die Physik zwingt uns aber zur Là ...