„Die Finanzkrise wird voraussichtlich erst gegen Ende 2009 auf die deutschen Planungsbüros durchschlagen, denn die überwiegende Zahl der Ingenieurunternehmen blickt verhalten optimistisch in das laufende Wirtschaftsjahr. Damit kann die deutsche Consultingwirtschaft eine positive Stimmungslage vermelden. Zwar erwarten wir im Wirtschaftsbau im Verlauf dieses Jahres erhebliche Einbußen, andere Bereiche wie die Infrastrukturentwicklung oder die energetische Gebäudebausanierung im öffentlichen Bau werden hingegen für Stabilität in den Planungsbüros sorgen können. Allerdings bleibt abzuwarten, ob die Maßnahmen aus den Konjunkturpaketen der Bundesregierung auch in dem anvisierten Umfang bei den Planern ankommen.“ Dieses Resümee zog VBI-Hauptgeschäftsführer Dipl.-Ing. Klaus Rollenhagen Anfang März anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse der diesjährigen Konjunkturumfrage des Verbandes Beratender Ingenieure VBI, an der sich knapp 700 Ingenieurunternehmen beteiligten.
Konjunktureinschätzung der Planungsbüros
- 7% der befragten Büros schätzen ihre wirtschaftliche Lage als sehr gut und 37% als gut ein. 34% vergeben ein „befriedigend“. Allerdings hat ein Viertel offenbar mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen.
- Trotz Finanzkrise gehen noch 16% der Unternehmen 2009 von Umsatzsteigerungen aus (Vorjahr 31%), während 51% (Vorjahr 56%) zumindest stabile Umsätze erwarten. 32% gehen von einem Umsatzrückgang aus. Bei diesem Drittel zeigt sich eine deutlich negativere Stimmung und eine Umkehr des Trends der Vorjahre (2008: 11%, 2007: 14%, 2006: 21%, 2005: 45%).
- Die grundsätzlich noch positive Stimmung der Büros wundert nicht, sind doch die Auftragsbücher genügend gefüllt. So geben 8% einen sehr guten, 35% einen guten und 32% einen befriedigenden Auftragsbestand für 2009 an.
- Daher erwarten 19% der Befragten 2009 auch einen weiteren Personalaufbau (Vorjahr 34%); 73% (Vorjahr 60%) gehen von einem konstanten Mitarbeiterstamm aus. Nur 7% planen 2009 Entlassungen, ein Wert der etwa den Vorjahren entspricht.
- Trotz der allgemein schlechten Stimmung beabsichtigen die Planungsbüros ihr Personal zu halten und moderat um durchschnittlich zwei Arbeitsplätze pro einstellendem Unternehmen zu erweitern. Die Gesamtbranche wird 2009 also nochmals Personal in bemerkenswertem Umfang aufbauen können.
- Somit wird das Thema Ingenieurmangel die Branche auch 2009 beschäftigen. Immerhin geben 67% an, dass sie Stellen nicht schnell adäquat besetzen können (Vorjahr 63%). Bereits 11% der Büros beklagen das Abwerben qualifizierten Personals als wettbewerbsverschärfend.
- Die Bilanz für das Geschäftsjahr 2008 zeigt in der Umfrage gegenüber 2007 ein heterogenes Bild. 49% der Unternehmen steigerten ihre Umsätze (Vorjahr 44%), bei 19% waren die Umsätze stabil und bei 29% gingen sie zurück (Vorjahr 21 %).
- Beim Personal legten die befragten Büros 2008 kräftig zu. Allein 190 VBI-Büros (29%) stellten 2008 insgesamt 790 Ingenieure ein. Die Umsatzrendite verbesserte sich bei 32% der Unternehmen (Vorjahr 31%), blieb unverändert bei 46% (Vorjahr 38%), ging jedoch bei 20% (Vorjahr 30%) der Ingenieurbüros weiter zurück.
- Nur 12% (Vorjahr 22%) der Büros erwarten 2009 eine Verbesserung der Umsatzrendite. 53% gehen von einer gleich bleibenden und 34% von einem Rückgang der Umsatzrendite aus.
Abschluss der HOAI-Novelle gefordert
Die positiven Ergebnisse der VBI-Konjunkturumfrage dürften laut Rollenhagen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch auf die Beratenden Ingenieure, Planer und technisch-wirtschaftlichen Berater die Folgen der Finanzkrise zukommen werden. Im Verlauf dieses Jahres wird das Stornieren einiger Projekte erwartet, zudem könnten viele baureife Maßnahmen erst einmal in den Schubläden verschwinden. Und weiterhin steht die Novellierung der HOAI aus. Rollenhagen: „Für die wirtschaftliche Gesundung der Büros ist eine umgehende Erhöhung der staatlich festgelegten Honorare unerlässlich. Der Berufsstand arbeitet zu Honoraren von 1996 - also seit 13 Jahren ohne Anpassung. Wir fordern das Bundeswirtschaftsministerium auf, die Novellierung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure endlich abzuschließen.“ GLR
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