Bis zu einem Anteil von 15 % könnten Nah- und Fernwärmenetze in Baden-Württemberg mit Sonnenenergie versorgt werden. Das ist eines der Ergebnisse einer knapp 200 Seiten umfassenden Studie, die im Rahmen des Projekts SolnetBW erstellt wurde.
Um den Anteil der solarthermischen Wärme zu steigern, müssten jedoch bei Kommunen und Stadtwerken die Bekanntheit und das Wissen um die Technik verbessert werden, so die Autoren der Untersuchung. Das Vertrauen in die Wärmeerzeugungstechnologie solle zudem mit weiteren Projekten gestärkt werden.
Das Projekt läuft noch bis Ende April 2016. In einem weiteren Schritt sollen mögliche Standorte mit besonders erfolgversprechenden Rahmenbedingungen gefunden und weitere Informations- und Beratungsaktivitäten zur Marktentwicklung erarbeitet werden. Ziel ist die Initiierung von Neuanlagen in Baden-Württemberg mit einer thermischen Leistung von 35 MW – das entspricht 50.000 m² Kollektorfläche.
Vier von elf deutschen Pilotanlagen zur solaren Nahwärme mit saisonaler Wärmespeicherung stehen in Baden-Württemberg. Deutschlands größte Anlage mit einer Kollektorfläche von 7.300 m² wird von den Stadtwerken Crailsheim betrieben. Weitere Großanlagen gibt es in Friedrichshafen, Neckarsulm und Eggenstein-Leopoldshafen.
Solare Wärmenetze beruhen auf der Einbindung solarthermischer Großanlagen in Nah- und Fernwärmenetze. Die Größe des Kollektorfeldes bemisst sich nach dem solaren Deckungsgrad am Gesamtwärmebedarf. Ein Anteil von 15 bis 20 % etwa bedeutet, dass die Solaranlage den Sommerbetrieb praktisch alleine abdeckt. Bei beispielsweise 10.000 MWh Jahresbedarf ist dafür ein Solarfeld mit 4000 bis 5000 m² Kollektorfläche notwendig. Mit größeren Speichern bis hin zur saisonalen Speicherung sind Deckungsgrade von 50 % möglich. Die Kollektorfelder werden am kostengünstigsten auf Freiflächen installiert, möglich ist auch die Integration in große Dächer. Zum Einsatz kommen sowohl Flachkollektoren als auch Vakuumröhrenkollektoren. Zahlreiche Großanlagen bis maximal 50 MWth sind inzwischen vor allem in Dänemark in Wärmenetze integriert. Größere Anlagen gibt es aber auch in Schweden und Österreich.
Die Autoren der SolnetBW-Studie haben anhand der bestehenden Anlagen in günstigen Fällen Wärmegestehungskosten von 3 bis 5 Cent pro Kilowattstunde ermittelt. Beispielrechnungen kommen zu dem Ergebnis, dass solarthermische Großanlagen kostenneutral mit Biomasse-Heizwerken kombiniert werden können. Bedingung ist jedoch eine Größe über einem Megawatt thermische Leistung, eine einfache Anlagentechnik, solare Deckungsanteile an der Gesamt-Wärmeerzeugung bis 20 % sowie niedrige Netztemperaturen.
Dennoch verhindern verschiedene Vorbehalte den Ausbau solarer Nahwärme. Als Hemmnisse werden lückenhafte Kenntnisse und mangelndes Vertrauen in die solare Wärmeerzeugung seitens der Wärmeversorger genannt, sowie die zu gering erscheinende Verfügbarkeit geeigneter Flächen. Auch technische Hemmnisse für eine Realisierung werden oft als Grund angegeben, obwohl sie nur selten bestehen. Diese Wissensdefizite will SolnetBW abbauen.