Alle Baustoffhersteller sind durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz aufgefordert, ihre Recyclingquoten bis 2020 zu verbessern. Eine Umfrage der Hessischen Energiespar-Aktion unter den Dämmstoffherstellern hat ergeben, dass alle Hersteller von Dämmstoffen Wege zu einem vermehrten Recycling entwickeln. Dabei sei noch keine Zeit verloren gegangen, denn bisher kommen Dämmstoffe aus Gebäudeabbrüchen nur in geringer Menge zurück. Noch im Jahr 2040 stehen jährlich voraussichtlich z.B. 140 Mio. Tonnen Betonabbruch 100.000 Tonnen Dämmstoffabbruch gegenüber. Trotzdem laufen Entwicklungen, um bis 2020 besser gerüstet zu sein.
Bisher können Dämmstoffe als gemischter Baustellenabbruch auf der Bauschuttdeponie gelagert werden. Das wird vor allem für Glas- und Steinwolledämmstoffe in Anspruch genommen. Durch das hohe Gewicht des Massivbauabbruchs werden diese Dämmstoffe zusammengedrückt, sodass sich ihr Volumen erheblich verringert. Ausgebrauchte verschmutzte Dämmstoffe dieser Art können bisher nicht einfach wieder eingeschmolzen werden. Es besteht die Gefahr, dass Anhaftungen aus dem Bauschutt, die erst bei höherer Temperatur schmelzen als die Glas- und Steinwollegrundstoffe, die Faserdüsen zerstören. Hier arbeitet die Branche an Lösungen. Sie verweist auch darauf, dass Glaswolle bereits zu über 70 % ein Recyclingprodukt aus Altglas ist.
Die Hersteller von Dämmstoffen aus nachwachsenden Fasern scheinen sich für die Verbrennung zu entscheiden. Kompostierungsprojekte waren bisher nicht erfolgreich. Ein österreichischer Hersteller von Altpapierdämmstoffen will diese verschwelen und als Dünger auf die Felder ausbringen. Eine allgemeine Genehmigung steht wegen des Borats, das der Zellulose aus Gründen des Bandschutzes zugesetzt wurde, noch aus.
Eine Sensation bahnt sich beim Styropordämmstoff an, so die Hessische Energiespar-Aktion: Mit dem CreaSolV-Verfahren wird der Dämmabbruch an der Baustelle verflüssigt. Das spart 98 % Transportvolumen. Die entstehende Flüssigkeit soll in einem im Bau befindlichen Werk wieder zu neuem Polystyrol aufgearbeitet werden, wobei das Flammschutzmittel HBCD und andere Verunreinigungen herausgefiltert und vernichtet werden. Dies könne unendlich oft geschehen, sodass Polystyrol dann zu den nachhaltigsten Dämmstoffen zählen werde.
Bei Polystyroldämmstoffen für die Außenwand (WDVS) wird derzeit das Aufdoppelungsverfahren immer häufiger angewandt. Damit bleibt der Altdämmstoff auf der Wand, was den Abbruch alter, zu dünner Wärmedämmverbundsysteme 50 und mehr Jahre hinausschiebt.
Alle Dämmstoffhersteller müssen noch den Sammelweg organisieren. Hierfür stehen die Baustoffrecyclingfirmen mit ihrer Logistik zur Verfügung. Das erfordert jedoch ein weit größeres rücklaufendes Dämmvolumen, als es bisher anfällt. Das Problem der Wirtschaftlichkeit lässt sich also schrittweise in die Zukunft lösen, wenn vermehrt Dämmstoffabbruch anfällt.
Kurzfristig werden Dämmstoffe aus diesen Gründen zunächst verstärkt in Müllverbrennungsanlagen und Zementwerken als Brennstoff eingesetzt. Dort ersetzen sie andere Brennstoffe und ihre Energie wird zu Strom und Fernwärme oder dient zur Herstellung von Zement. Dies sei alles in allem ein gangbarer Weg, bis bessere Wege gefunden oder fertiggestellt sind. Deutschland wird also nicht in Dämmstoffbergen ersticken, denn Dämmstoffe sind Wertstoffe und lassen sich prinzipiell recyceln oder ihr Energieinhalt lässt sich sinnvoll nutzen.
Einen Film zum Thema Dämmstoffrecycling finden Sie in der Mediathek der Hessischen Energiespar-Aktion.