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Verbrauchstransparenz

Profitieren Mieter von Informationen zum Wärmeverbrauch?

© dena
Mieter, die monatlich Informationen zu ihrem Heizungsverbrauch erhalten, können diesen durchschnittlich um 10 % senken. Das ist das von der dena hervorgehobene Ergebnis des Modellvorhabens Bewusst heizen, Kosten sparen – des deutschlandweit größten Praxistests zur Verbrauchstransparenz in Gebäuden, den die Deutsche Energie-Agentur gemeinsam mit dem Energiedienstleister ista, dem Deutschen Mieterbund und dem Bundesbauministerium (BMUB) durchgeführt hat. Gerade wurde der Abschlussbericht an das BMUB übergeben.

Im Rahmen des Pilotprojekts sind über mehrere Jahre die Heizungsverbräuche von rund 1000 Mieterhaushalten aus Essen, München und Berlin ausgewertet worden. Rund 200 Haushalte erhielten dabei regelmäßige Informationen über ihren Wärmeverbrauch via Webportal, App oder per Post. „Diese Verbrauchsinformation wirkt bei den meisten Mietern“, so dena-Geschäftsführer Andreas Kuhlmann. „Sie kann damit eine wichtige Basis dafür sein, dass Mieter Verbrauch und Kosten im Griff behalten können.“

Das ganze Haus profitiert

  1. Ein Blick auf die ausgewerteten Mieterhaushalte zeigt: Monatliche Verbrauchsinformationen helfen Mietern, Wärme einzusparen. Die Einsparungen werden mehrheitlich im ersten Jahr der Anwendung erreicht und werden danach weitgehend gehalten. Entsprechend können rund 90 % der Mieter die Nutzung der Verbrauchsinformation empfehlen.
  2. Nicht nur die rund 200 Mieter, die Verbrauchsinformationen über Webportal, App oder Post erhalten, profitieren davon, sondern die Gesamtheit der Hausbewohner: In den Gebäuden der Modellregionen sank der Heizungsverbrauch im Durchschnitt um 8 %. Denn durch den verstärkten Austausch in den Mietshäusern und durch die Sensibilisierung aller Mieter im Rahmen des Projekts profitierten auch die Nachbarn der teilnehmenden Mieter indirekt von den Informationen. Demgegenüber steht ein nur um 2 % sinkender Verbrauch im Mehrfamilienhausbestand außerhalb der Modellregionen.
  3. Bei der Verbrauchsentwicklung gibt es eine Bandbreite von zweistelligen Einsparungen bis hin zu Mehrverbräuchen in den untersuchten Mehrfamilienhäusern. Nicht jeder Mieter konnte also eine Einsparung erzielen. Technische Hintergründe für diese Entwicklung konnten ausgeschlossen werden. Hier gibt es weiteren Untersuchungsbedarf, um mehr darüber zu erfahren, warum diese Unterschiede auftreten und welche zusätzlichen Einflüsse es für das Verbrauchsverhalten gibt. Im Rahmen der Mieterbefragungen zeigte sich, dass sozio-ökonomische Faktoren wie das Alter oder das Einkommen dabei eine wichtige Rolle spielen können.

Wirtschaftlichkeit der Verbrauchsinformation

Ab einer Wärmeeinsparung von 3 %/a rechnet sich die monatliche Verbrauchsinformation für Mieterhaushalte, die mit Funktechnik ausgestattet sind und das Webportal nutzen, wenn man die aktuellen Energiepreise und die von ista veranschlagten Kosten von durchschnittlich etwa 20 Euro/a für einen Haushalt zugrunde legt. Reduziert der Mieter seinen Heizungsverbrauch stärker, bleibt ein Gewinn für die Haushaltskasse im niedrigen zweistelligen Bereich. Muss zunächst auf Funk-Messtechnik umgerüstet werden, müsste ein Mieter zwischen 5 und 6 % seines Verbrauchs einsparen. Im Modellprojekt, in dem die Mieter die Information kostenlos erhielten, konnten die meisten Mieter Einsparungen von mehr als 3 % erzielen.

Datenschutz in der Praxis

Im Austausch mit den Mietern konnten keine datenschutzrechtlichen Bedenken festgestellt werden. Allerdings gibt es noch Optimierungspotenzial, um die Nutzung der Verbrauchsinformation zu vereinfachen, da beispielsweise mit jedem Mieter einzeln eine schriftliche Datenschutzerklärung abgeschlossen werden muss. Hierfür gilt es praxistauglichere Lösungen im Dialog mit Wohnungswirtschaft und Mieterbund zu finden, die zugleich die Datensouveränität der Mieter gewährleisten.

Und nun?

Bemerkenswert ist, dass der Abschlussbericht keine Empfehlung an die Politik enthält. Allerdings hat sich der Projektpartner Mieterbund mit einem Pressestatement seines Bundesdirektors Lukas Siebenkotten eindeutig positioniert:

„[…] Als Angebot an Vermieter und Mieter macht eine unterjährige Verbrauchsinformation […] durchaus Sinn. Dabei gehe ich allerdings davon aus, dass Mieterinnen und Mieter für diese Leistung künftig nicht zusätzlich zahlen müssen. Eine unterjährige Verbrauchsinformation sollte aber nicht per Gesetz oder Verordnung flächendeckend eingeführt und vorgegeben werden. Es gibt noch zu viele Fragezeichen:

Warum fallen die Einsparungen an den drei Standorten bzw. in den einzelnen Häusern so unterschiedliche aus? Wie kann es sein, dass in einer Liegenschaft die Verbräuche sogar steigen, in anderen Liegenschaften die Nachbarn mehr oder genauso viel einsparen wie die echten Teilnehmer an unserem Modellvorhaben? Und kann man tatsächlich von Wirtschaftlichkeit sprechen, wenn nach Abzug diverser Kosten eine durchschnittliche Einsparung von 1 bis 2 Euro im Monat übrig bleibt?

Bei einem zunehmend digitalisierten Geschäftsumfang, einer Umsetzung von Submetering gerade im Bereich der Messtechnik, können unterjährige Verbrauchsinformationen über kurz oder lang ein selbstverständlicher Beitrag einer intelligenten Abrechnungslösung werden, ohne dass hierfür Kosten in Rechnung gestellt werden müssten.“

Das war eine dankbare Vorlage für den Eigentümerverband Haus & Grund: „Die Potenziale monatlicher Informationen für Mieter über ihren Energieverbrauch werden überschätzt.“ So kommentiert Haus & Grund-Präsident Kai Warnecke die Ergebnisse eines Modellprojekts. „Dass die minimalen Einsparungen der Projektteilnehmer unter Berücksichtigung aller Kosten langfristig in der Praxis überhaupt erzielt werden können, ist mehr als zweifelhaft. In der Regel müssen Verbraucher wohl mit Mehrbelastungen rechnen.“ Eine Absage erteilte Warnecke Überlegungen, unterjährige Verbrauchsinformationen für Mieter per Gesetz oder Verordnung vorzuschreiben. Die Kosten für die technische Nachrüstung lägen momentan im Verhältnis zu den möglichen Einsparungen zu hoch. „Wir müssen alles tun, um die Kosten für Mieter und Vermieter zu senken, statt sie immer weiter zu erhöhen.“ GLR

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