„Hybridheizungen, also Heizsysteme, die mindestens zwei unterschiedliche Energieträger, zum Beispiel Heizöl und Sonnenwärme, verwenden, könnten künftig mit dem Strommarkt verknüpft werden. Dank der Pufferspeicher, die in diesen Heizungen Wärme bevorraten, wäre die Power-to-Heat-Technik eine unkomplizierte Ergänzung“, erklärt Simon Jastrzab, Projektleiter beim Instituts für Wärme und Oeltechnik (IWO), das die HWWI-Studie in Auftrag gegeben hat.
Auch abgeregelter Strom wird über das EEG vergütet
Aufgrund des Zubaus von Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen entstehen bereits heute regional Überschüsse im Stromangebot. Um eine Überlastung des Stromnetzes zu verhindern, müssen mitunter Anlagen abgeregelt werden. Dadurch bleibt das Potenzial an erneuerbarer Energieerzeugung ungenutzt und die Stromkosten aller Verbraucher steigen. Denn auch abgeregelter Strom wird über die EEG-Umlage bezahlt, obwohl er gar nicht erzeugt wird. Power-to-Heat in vielen Heizungen könnte dies beenden. „Wie unsere Berechnungen zeigen, könnten viele Verbraucher dank Power-to-Heat erstmals von der Energiewende auch finanziell profitieren“, so Studienleiter Prof. Dr. Michael Bräuninger.Amortisation aus Einsparungen und Vergütungen
Die HWWI-Studie untersucht die individual- und volkswirtschaftlichen Potenziale der Vernetzung von Strom- und Wärmemarkt. Danach können Besitzer einer Öl- oder Gas-Heizung die bei einer Modernisierung für Power-to-Heat notwendigen Mehrkosten für einen Pufferspeicher mit Trinkwasserstation sowie einen Elektroheizstab in Höhe von rund 1800 Euro im günstigsten Fall nach neuneinhalb Jahren wieder einspielen. „Möglich wird das einerseits durch die gesparten Brennstoffkosten, andererseits durch die Vergütung für die Bereithaltung von negativer Regelleistung zur Netzstabilisierung“, erklärt Bräuninger.Einnahmen durch Abnahme von Überschussstrom...
Mit Blick auf die Heizkosten haben die Studienautoren des HWWI Szenarien für die Zeiträume bis 2020 und 2032 errechnet. Bei konstanten Preisen im Betrachtungszeitraum würde sich die Power-to-Heat-Lösung in etwas mehr als 19 Jahren amortisieren. Legt man ein Szenario mit Preissteigerung zugrunde, so halbiert sich dieser Zeitraum. Die Untersuchungen zeigen für diesen Fall, dass die jährlichen Ersparnisse bei den Brennstoffkosten 2020 schon bei 43 Euro und 2032 bei 207 Euro pro Haushalt lägen. Die Amortisationszeit ließe sich noch weiter verkürzen, wenn man den Elektroheizer künftig kostengünstig direkt in das Heizgerät integrieren würde....und negative Regelleistung
Verbraucher könnten mit Power-to-Heat auch von Einnahmen profitieren, die sie am Markt für Regelenergie erzielen. Denn wer überschüssigen Strom abnimmt, wird dafür von den sogenannten Übertragungsnetzbetreibern bezahlt. Wer einen 1000 l fassenden Pufferspeicher sowie einen Elektroheizer installiert hat, könnte so laut Studie noch einmal zusätzlich 25 bis 100 Euro jährlich einnehmen. In einer Power-to-Heat-Referenzanlage des IWO in Berlin-Spandau wurden nach sechs Monaten Betriebszeit 67 Euro für die Teilnahme am Regelenergiemarkt erzielt.Vorteil gegenüber rein strombasierte Heizsystemen
Anders als rein strombasierte Heizsysteme, (Elektro-Wärmepumpen und Speicherheizungen, benötigen Power-to-Heat-fähige Öl- und Gas-Heizungen keine Reservekraftwerkskapazitäten, die mit großem Kostenaufwand bereitgehalten werden müssten. Jastrzab: „Um Power-to-Heat in den Heizungen vieler Privathaushalte einsetzen zu können, sollte die Nutzung von überschüssigem, grünem Strom zumindest teilweise von Umlagen und Entgelten befreit werden. Auch variable Stromtarife, die die Marktlage berücksichtigen, sind eine Voraussetzung.“ Durch die Einbindung von Überschussstrom aus einer hauseigenen Photovoltaik-Anlage ergibt sich noch eine weitere Variante der Power-to-Heat-Nutzung in Hybridheizungen. GLRDownload: Die ökonomischen Potentiale der Vernetzung von Strom- und Wärmemarkt“ (PDF 2,1 MB)