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„Rapf! Pfnell!!“

Wer mag sie nicht, die kleinen Charakterköpfe der Augsburger Puppenkiste? Walter Oehmichens Marionettentheater, vor 70 Jahren zum ersten Mal auf Sendung gegangen, hat ganze Generationen geprägt. Am populärsten dürfte immer noch die lustige Truppe rund um das „Urmel aus dem Eis“ sein, mit Schusch, dem Schuhschnabel, Wawa, dem Waran, dem singenden See-Elefanten, mit Wutz, dem treusorgenden Hausschwein und Ping, dem Pinguin. Allen hat Professor Habakuk Tibatong das Sprechen beigebracht, doch bei allen außer Wutz halten sich hartnäckig Sprachfehler. Ping zum Beispiel kriegt den Zischlaut „sch“ nicht hin, es wird immer nur ein „pf“ draus. Wie viele Menschen träumt er vom eigenen Heim, hätte so gerne eine „pföne Mupfel“, wie Wawa sie besitzt. Manchmal macht er es sich in ihr gemütlich, bis der Waran kommt und Eigenbedarf anmeldet. Aber Wawa und Ping und die anderen halten zusammen wie Pech und Schwefel, erst recht, wenn das Urmel vor dem Großwildjäger Pumponell gerettet werden muss. Dann muss Ping schon einmal zur Eile drängen: „Rapf! Pfnell!“

Vielleicht hat ja auch Ministerin Klara Geywitz einen Sprachfehler. Vielleicht will sie eigentlich Positives über Wärmeschutz, das Dämmen von Altbauten oder über Effizienzhäuser an sich sagen, wie man es von einer Bundesbauministerin erwarten dürfte. Doch es kommt immer nur „Dämmen ist viel zu teuer“ heraus oder „man muss sich die Lebenszyklusbilanz ansehen“ oder „so ein Effizienzhaus muss zwangsbelüftet werden“. Anstatt „spart Heizenergie“, „schützt das Klima, schützt vor Kälte und Hitze“, „rechnet sich langfristig“. Das jedenfalls behaupten die, die ein wenig von Physik verstehen und mit Zahlen umgehen können.

Leider aber scheint Geywitz zu meinen, was sie sagt. Von echter Expertise unbeeindruckt, hat sie auf dem Baugipfel in Berlin zusammen mit Kanzler Scholz einen 14-Punkte-Plan verkündet, der unter Punkt Zwei strengere Effizienzvorgaben für Neubau und Modernisierung kassiert. So wird das Effizienzhaus 40 vorerst nicht zum Mindeststandard werden und auch die WPB, die Worst Perfoming Buildings, möchte man vorläufig in Ruhe lassen.

Unter den Ankündigungen war allerdings auch Zielführendes zu finden. Ab 2024 wird die lächerlich niedrige Förderung von Maßnahmen zur energieeffizienten Sanierung von Gebäuden angehoben, die Zuschüsse sollen von 15 auf 30 Prozent steigen, die steuerliche Förderung von 20 auf ebenfalls 30 Prozent. Der Haken: Diese zusätzlichen Prozente sind ein Speed-Bonus, gelten lediglich bis Ende 2025. Stefan Bolln, Bundesvorsitzender des GIH, hat als erfahrener Energieberater Bedenken. Weiß er doch, dass man zum Beispiel von Wohnungseigentümergemeinschaften die notwendigen Entscheidungen „erst nach mehreren Jahren“ bekommt. Man soll Modernisierungen nicht übers Knie brechen, stimmt schon, doch ein wenig mehr Tempo wäre jetzt angebracht, nicht nur bei den WEG. Oder, wie Ping sagen, nein, rufen würde: „Rapf! Pfnell!!“ ab