In diesen Zeiten freut man sich als Teil der schreibenden Zunft wirklich ganz extrem über positive News. Zum Beispiel diese hier: 300 000 Wärmepumpen jährlich sind zu schaffen. Jahrzehntelanger Sanierungsstau im Heizungskeller? Fachkräftemangel bei den Installateuren? Sanitärbetriebe, die aufgrund besserer Margen lieber neue Bäder als Heizungen einbauen? Bauherren, denen Designerkacheln, Regenwalddusche und schicke Armaturen wichtiger sind als so fürchterlich abstrakte Dinge wie die CO₂-Bilanz ihres steinalten Ölkessels? Fehlende Bauteile? Fachbetriebe, denen die Frage nach einer optimalen Heizkurve jenseits von Werkseinstellungen den Schweiß auf die Stirn treibt? Alles easy, wir krem-
peln einfach mal die Ärmel hoch, dann wird das schon, so hallte es auf dem Wärmepumpengipfel Ende Juni angesichts dieser Herausforderung. Kurz vorher herrschte noch Skepsis, ohne Änderung der Fakten drehte sich die Stimmung. Gut, dass wir darüber gesprochen haben. Das gefällt mir. „Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune“, trällerte Pippi Langstrumpf, eine meiner literarischen Lieblingsfiguren und eine Ausgeburt guter Laune, schließlich schon vor Jahrzehnten bei einem meiner ersten Kinobesuche. Für diejenigen, die möglicherweise ohne Pippi Langstrumpf groß werden mussten: Eine der Kernbotschaften der rotbezopften Kultfigur lautet frei zusammengefasst: „Ihr elenden Bedenkenträger, nehmt es einfach mit der Wahrheit nicht so genau.“
Scheint aktuell zu sein, erst vor kurzem las ich auf einer Postkarte: „Sei Pippi und nicht Annika“. Zur Erinnerung, falls die Lektüre von Pippi L. zu lange her ist: Annika ist das wohlerzogene Mädchen aus dem Nachbarhaus, dass sich immer korrekt verhält und natürlich niemals schwindelt. Pippi dagegen ist im Umgang mit der Wahrheit ziemlich kreativ: Wenn etwas schiefgeht, entschuldigt sie sich charmant und wortreich. Das kommt Ihnen bekannt vor, oder? Noch ein Beispiel für echt gute News gefällig? Zum Beispiel zu den Fortschritten bei der Schritt-für-Schritt-Sanierung mit Einzelmaßnahmen? Klappt wie am Schnürchen. Erst den Sanierungswilligen erfolgreich beraten, dann ein Angebot eingeholt, Antrag auf Förderung eingereicht, Bewilligung bekommen, Handwerker beauftragt, fertig. War da noch was? Ach ja. War da nicht was mit Preissteigerungen bei den Baustoffen? Was mache ich damit, wenn zwischen Angebot und Start der Maßnahme ein halbes Jahr mit einem deutlichen Kostensprung liegt? Schließlich hat Energieberatung ja immer auch die Komponente der Rentabilität. Wenn nun aber die Ausgaben höher werden, weil die Preise für alle Sanierungsmaßnahmen steigen, ist das kaum noch seriös zu rechnen. Auch vor dem Hintergrund der jüngst angekündigten Preiserhöhungen für Strom und Gas ist das derzeit eher Würfeln als Rechnen. Plutimikation würde Pippi das nennen. Oder einfach weitersingen: „Wir machen uns die Welt widewide wie sie uns gefällt.“ pgl