Liebe Leserinnen und Leser, wir benötigen Sie bald nicht mehr. Wir werden uns unser Publikum nämlich demnächst selbst herstellen – mit Bioplastik und einem 3-D-Drucker. Ja, Sie lesen richtig. Den Bioprinter liefert uns das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Dafür rast der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer gerade durchs All. Menschliche Zellen aus dem 3-D-Drucker zu entwickeln, mit denen Hautwunden wie mit einem Heftpflaster abgedeckt werden können, lautet das Ziel seines Experiments Bioprint FirstAid. Der Bioprinter kann mechanisch betrieben werden und besteht aus einem Handgriff, einem Druckkopf, Führungsrädern und zwei Kartuschen für die Biotinte, mit der die pflasterartige Wundabdeckung hergestellt wird. Der deutsche Raumfahrer hat sich in der Umlaufbahn zwar noch keine echten menschlichen Zellen, sondern nur fluoreszierende Mikropartikel in den Oberschenkel beziehungsweise in eine Folie auf seinem Bein gestochen, doch damit ist der erste Schritt für eine faszinierende Entwicklung getan. Denn schon bald soll der Biodrucker auch Körperzellen ausspucken. Auf der Erde führen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität Dresden bereits Vergleichsexperimente durch, um das Druckverhalten in Abhängigkeit von verschiedenen Druckdüsen und unterschiedlichen Biotinten zu erforschen.
Sie glauben doch nicht, dass es dabei bleiben wird. Schließlich kommen auch moderne, energieeffiziente Gebäude schon aus Druckern. Stellen Sie sich vor, vor welch großen Möglichkeiten wir stehen, wenn wir Humanoide drucken können: Mit Bioprinting bekommt jeder grottige Fußball-Kreisligist seine Zuschauertribüne voll, das Avantgarde-Theater spielt endlich vor vollem Haus und das Special-Interest-Magazin erzielt neue Abo-Rekorde. Innovative Start-ups werden ganz neue Geschäftsmodelle entwickeln: Bioprint-to-go, Human-Cell-Homeservice, Digital Human Modeling. Wir können uns noch gar nicht ausmalen, ich meine: ausdrucken, was alles möglich sein wird. Das Leben wird laufen wie gedruckt. Gedruckte Menschen ziehen in gedruckte Häuser ein und starren in gedruckte Bildschirme. Der Partner erweist sich als nicht ideal, die Partnerin zeigt ganz neue Macken? Kein Problem. Ein Druckbefehl reicht aus und der Printer wird’s richten. Für Menschen, Gebäude und all den anderen Kram wird es entsprechende Druckspezialist:innen geben. Ob die dann auch aus dem Drucker kommen? Und wenn die Abonnentinnen und Abonnenten erst einmal gedruckt sind, dann wird doch sicherlich auch das Redaktionsteam geprintet. Auweia! Vielleicht sollten wir uns das mit dem Druckauftrag nochmal überlegen. Nichts für ungut, liebe Leserinnen und Leser. jb