Häuser schreiben Geschichte und erleben Geschichte – der mehr als 400 Jahre alte Dreiseithof im thüringischen Arnstadt, etwa 20 km südlich von Erfurt gelegen, weiß davon ein Lied zu singen. Die Grundmauern des Anwesens stammen aus dem 13. Jahrhundert, seine heutige Gestalt geht auf das Ende des 16. Jahrhunderts zurück, wo die Scheune als Speicher für die Waidpflanze fungierte, ein Gewächs, aus dem im Mittelalter blaue Farbe gewonnen wurde, der die Region damals ihren Reichtum verdankte. In der prunkvollen Barockzeit kannte man den Hof als Brauhaus, wo „Zur weißen Gans auf dreyen Rosen“ übermäßiger Schank alsbald im Schwank endete, so wie das ganze Anwesen nach dem Missbrauch als metallverarbeitender Betrieb zu DDR-Zeiten ab 1994 in die Verwahrlosung abzurutschen drohte. Lange Zeit blieb der Komplex dann ungenutzt, bis sich Maike und Daniel Herz in das Anwesen verliebten und – das Wortspiel sei verziehen – nach dem Kauf daraus eine echte Herzensangelegenheit machten: Gemeinsam mit ihrem Architekten Christoph Schlegel steckten sie vier Jahre Arbeit in das Sanierungsprojekt. Das Paar – sie Juristin, er Kinderorthopäde – verzichtete auf Urlaub und schleppte stattdessen gemeinsam 110 Tonnen Schutt aus dem Bau, schrubbte an Balken herum, ölte dieselben ein, flocht Stakhölzer ins neue Fachwerk, machte mit Lehmputz Bekanntschaft und verlegte mehr als zwei Kilometer Heizleitungen im Fußboden. So entstand unbemerkt eine innige Verbindung zu dem zehn Meter tiefen und 20 Meter langen Baukörper, der punktuell durch Injektionen stabilisiert und von einem Ringanker aus Beton zusammengehalten wird. Der prägende, knorrige und dunkle Laubengang im Obergeschoss auf der Hofseite ist heute ebenso ...
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Dreiseithof in Arnstadt
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