Nach dem Zweiten Weltkrieg war Wohnraum in Deutschland ein knappes Gut. Viele Gebäude entstanden in der Zeit des Wiederaufbaus auf den Grundmauern zerstörter Häuser – so auch ein Wohnhaus in Hamm (Abb. 1, 2), das der leitende Bauingenieur der Kohlenzeche Heinrich-Robert 1951 wiederaufgebaut hat, um für sieben bis neun Bewohner dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Eine Kohlezentralheizung mit einem Heizkörper-Schwerkraftsystem und vielen verteilten Zapfstellen in Bädern, Küchen, Schlafzimmern versorgte das Haus. Nach der Installation eines Niedertemperatur-Gaskessels wurden 2004 im Wohnbereich die alten Fenster ausgetauscht, die damals noch einfach verglast waren.
Hohe Heizkosten und massive Schäden am Dachstuhl ließen den Sanierungsdruck jedoch weiter ansteigen, sodass die Tochter und jetzige Bauherrin für das inzwischen vermietete Gebäude 2014/15 eine grundlegende Renovierung geplant und 2016/17 umgesetzt hat. Dabei war es ihr ein besonderes Anliegen, den vertrauten Gebäudecharakter zu erhalten und nachhaltig hohe Energiestandards zu erreichen.
Bild: Architekturbüro Wispler
1 Lageplan, M 1:500
Rundum-Sanierung mit besonderen Herausforderungen
Die Lage des Hauses auf einer alten Stadtmauer erlaubt den Blick vom alten Wall auf die schönen Grünflächen des früheren mittelalterlichen Stadtgrabens. Weniger schön sind die hohen Wärmeverluste und Wärmebrücken, die das Infrarotbild neben der Aufnahme der rückwärtigen Fassade (Abb. 3, 4) mit dem grandiosen Ausblick anzeigt.
Die Ausgangsbedingungen (Abb. 5) verdeutlichen, dass eine grundlegende Rundum-Sanierung nach dem Prinzip „Wenn schon – denn schon“ nötig, aber mit besonderen Herausforderungen verknüpft war. So ginge ...
