Die Hersteller von Heizsystemen setzen bereits auf Wasserstoff. So hat Bosch seine Wasserstoffstrategie vor einigen Monaten vorgestellt. Viessmann gibt an, dass seine Gasbrennwert- Geräte mit Beimischungen von bis zu 30 Prozent Wasserstoff klarkommen.
In ersten Projekten wird die Sektorenkopplung zwischen Verkehr und Wärme auf Basis von Wasserstoff getestet. Auf dem ehemaligen Güterbahnhofareal in Esslingen entsteht ein ambitioniertes Forschungsprojekt mit zukunftsfähigem Energiekonzept auf Quartiersebene. Die Schlüsseltechnologie Power-to-Gas koppelt die Sektoren Strom, Wärme, Kälte und Mobilität. Ein Elektrolyseur wandelt den vor Ort gewonnenen Solarstrom in speicherbaren Wasserstoff um, der sich bei Bedarf rückverstromen lässt. Maßgeblich versorgt aber die anfallende Abwärme das Quartier.
Projekte testen Wasserstoff im Quartier
Für Stefan Kaufmann, den Wasserstoffbeauftragten der Bundesregierung, liegt der Fokus beim Einsatz von Wasserstoff jedoch zunächst auf anderen Anwendungen wie Schwerindustrie und Verkehr. Projekte wie in Esslingen begrüßt er aber: „Wenn in Esslingen gezeigt werden kann, dass aus erneuerbarem Stromüberschuss gewonnener Wasserstoff lokal vermarktet und bei der zeitlich und sektoral entkoppelten Nutzung in den Bereichen Wärme, Strom und Mobilität zum Einsatz kommen kann, dann lassen sich diese Erkenntnisse auf andere größere und kleinere Kommunen übertragen“, sagte er im Gespräch mit dem Gebäude Energieberater.
Nationaler Wasserstoffrat bewertet Wege zu klimaneutraler Wärme
Vor dem Hintergrund der Klimaziele von EU und Bundesrepublik soll nun im Auftrag des Nationalen Wasserstoffrats (NWR) eine Studie entstehen, die abklopft, wie das Ziel einer klimaneutralen Wärmeerzeugung „volkswirtschaftlich kosteneffizient und für den Wärmenutzer bezahlbar“ erreicht werden kann.
Untersucht werden sollen, so der NWR, „die Auswirkungen neuer, klimaneutraler Formen der Wärmebereitstellung auf Infrastrukturbedarfe, Umstellungskosten, technische Umsetzbarkeit, systemische Gesamteffizienz und langfristige Nachhaltigkeit.“ Mit Blick auf Kostenentwicklungen, Technologie- und Implementierungskapazitäten müssen geeignete Übergangspfade im Zeitablauf und geeignete Förderung definiert werden. Dabei sei zu berücksichtigen, dass „Wärme oftmals hochgradig regionale und lokale (örtliche Ressourcen, zentrale bzw. dezentrale Bereitstellung, Vorhandensein von Gas- und Wärmenetzen), sowie ganz erhebliche saisonale Spezifika aufweist und heterogen bezüglich Temperaturniveaus (Gebäudesektor, Prozesswärme mit Nieder- und Hochtemperatur) ist.“ Bisher gebe es bei den Bedarfsschätzungen für grüne Gase für einen dekarbonisierten Wärmemarkt für das Jahr 2050 große Unterschiede.
Studie soll Nutzen von Wasserstoff im Wärmesektor untersuchen
Die Studie soll deshalb alternative Transformationspfade hin zu einer klimaneutralen Wärmebereitstellung bis 2050 herausarbeiten. Dabei sollen zunächst die zugrundeliegenden Prämissen auf Basis aktuellster Kosten- und Technologiedaten ermittelt und transparent dargestellt werden. Anschließend sollen verschiedene Pfade abgeleitet und anhand von Bewertungskriterien analysiert werden. Implementierungserfordernisse, mögliche Hürden sowie Verteilungseffekte sollen verdeutlicht werden.
Ziel ist, dass der NWR im Frühjahr 2022 seine Empfehlungen im Sinne einer Roadmap mit Optionen für einen dekarbonisierten Wärmemarkt 2050 auf einer besseren Daten- und Erfahrungsgrundlage, als dies heute der Fall ist, an die Bundesregierung geben kann. Der NWR empfiehlt, bis dahin keine Grundsatzentscheidungen für oder gegen einen Wärmemarkt mit grünen Gasen bzw. Wasserstoff zu fällen. pgl
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