Folgende Projekte stehen zur Auswahl
1. Forschungsvorhaben „Einfach Bauen“ in Bad Aibling
Das Bauen wird immer komplexer. Dies überfordert Planer und Baufirmen, aber vor allem auch die späteren Nutzer. Da liegt es nahe zu überlegen, ob es nicht auch einfacher und robuster geht. Für die Forschungshäuser in Bad Aibling wurde an der TU München gemeinsam mit dem Architekturbüro von Florian Nagler mit Hilfe von mehreren tausend unterschiedlichen Raummodellen untersucht, wie ein einfaches Haus aussehen muss, damit es im Winter möglichst wenig Energie benötigt und sich im Sommer nicht unnötig aufheizt. Ein bislang einmaliges Experiment dieser Art. Dabei wurde das robuste Optimum gesucht, also eine Variante, welche gut funktioniert, unabhängig vom Zutun der Nutzer. Durch die Reduktion auf das Wesentliche und Notwendige ist es möglich, langlebige und umweltverträgliche Häuser zu schaffen – als Kontrapunkt zur aktuellen Entwicklung hin zu immer komplexeren, kurzlebigeren Gebäuden. Alle drei Forschungshäuser bestehen aus monolithischen Wandaufbauten – eines komplett aus Holz, eines aus Mauerwerk und eines aus Leichtbeton. Die Gebäude sind inzwischen bewohnt, und es läuft ein auf zwei Jahre angelegtes Monitoring, um das Raumklima, den Energieverbrauch und das Nutzerverhalten zu ermitteln. Von den Daten erhofft man sich Rückschlüsse zum Erfolg der Strategie „Einfach Bauen“. Wer weiß – vielleicht geht es ja auch noch einfacher.
2. Recyclinghaus Kronsberg
Das Recyclinghaus im hannoverschen Stadtteil Kronsberg ist ein experimentelles Wohnhaus, das als Prototyp die Möglichkeiten und Potenziale verschiedenster Arten von Recycling im Reallabor austestet und einen kreislauforientierten und ressourcenschonenden Planungsansatz aufzeigt. Das Recyclinghaus setzt einerseits auf recyclingfähige Bauprodukte wie beispielsweise beim Rohbau mit leimfrei zusammengesetzten Massivholzelementen. Die Gründung des Hauses basiert auf Recyclingbeton, und für die Fassadendämmung verwendete man recycelte Jutesäcke. In dem Projekt finden sich aber auch in großem Umfang gebrauchte Bauteile im Ganzen, die teilweise aus eigenen Gebäudebeständen der Bauherrin stammen oder lokal gewonnen wurden. Besonders entscheidend ist dabei eine recyclinggerechte Bauweise, die eine Nutzung und Demontierbarkeit der Bauteile ohne Qualitätsverlust beziehungsweise ein sortenreines Trennen der Baustoffe nach dem Ende der Lebensdauer ermöglicht.
3. RoSana – ein Ayurveda Gästehaus
Es war das gemeinsame Ziel der Bauherren, Architekten und Handwerker, das Gästehaus RoSana so gesund wie möglich für Mensch und Umwelt zu bauen. Deshalb basiert die Konstruktion auf Holz, Erde und Weiden. Hingegen sind Beton, Stahl, allerlei Schäume, Leime und ungesunde Materialien drastisch reduziert. Zweck des Gebäudes ist ein Gästehaus für das Ayurveda-Retreat Zentrum RoSana in Rosenheim. Es ist für Menschen gedacht, die mentalen und physischen Stress abbauen möchten, die sich auf ihre innere Stärke konzentrieren, ihre Energie aufladen und geerdet werden möchten. Die primäre Holzkonstruktion besteht aus leimfreien, massiven, tragenden Holzplatten. Außenseitig ist die tragende Holzkonstruktion mit einer unbehandelten, vertikal rhythmisch gegliederten Lärchenfassade bekleidet, kombiniert mit einer gewebten Fassade aus ungeschälter, unbehandelter Weide. Das Gebäude ist nicht steif und rechteckig, sondern schlängelt sich entlang des Auwaldes und schmiegt sich an den wilden Bewuchs. Vom Uferweg aus wirkt es eher wie ein großes Nest als ein Haus – ganz nach den Vorstellungen der Designer Anna Heringer und Martin Rauch.
4. Verwaltungsbau Firma Mader
Das in Stuttgart ansässige Architekturstudio Fischer erarbeitete für eine bestehende Gewerbeimmobilie ein energieeffizientes Konzept, das mit vertikal in der Fassade installierten, in ihrer Position springenden Photovoltaik-Paneelen versucht, die gestalterischen Zwänge zwischen Bestand und Neubau aufzulösen. Die PV-Fassade aus insgesamt 397 verbauten Solarmodulen deckt 70 % des gesamten Strombedarfs aus erneuerbaren Energien. Darüber hinaus werden rund 10 000 kWh in das Stromnetz eingespeist. Eine Pelletheizung versorgt die 3830 m² große Produktions- und Logistikhalle, was gegenüber der zuvor installierten Ölheizung 60 % an Energie und somit rund 200 t CO₂ einspart. Um das Konzept umzusetzen, musste der gesamte Bestand entkernt, saniert und revitalisiert werden. Die vertikal springende Lochfassade konnte erst nach finaler Festlegung des PV-Herstellers von außen nach innen entwickelt werden. Im Bestandsbau wurden zwischen die vorgehängten Sandwichelemente Holztafelwände eingebaut. Das zwischen Bestandbaukörper und Neubau platzierte Treppenhaus kaschiert mit dem Eingangsportal die sieben verschiedenen Niveaus der Geschosse und fasst Bestand und Neubau optisch zu einem Baukörper zusammen.
5. Variowohnen Wuppertal
Vor dem Hintergrund angespannter Wohnungsmärkte insbesondere in Städten und Ballungsgebieten setzten das Bundesbauministerium zusammen mit dem BBSR mit dem „Förderprogramm für Modellvorhaben zum nachhaltigen und bezahlbaren Bau von Variowohnungen“ einen Akzent zum Thema bezahlbares Wohnen. Eines dieser Modellprojekte sind die Studierendenapartments in Wuppertal. Deren Gebäudehülle besteht aus einer in mehreren Farben beschichteten, gefalteten Aluminiumblechfassade. Diese weist in den geschlossenen Fassadenbereichen größere Faltungen auf, die den Eindruck von zugezogenen und leicht geöffneten Vorhängen erzeugen. Perforierte Bleche vor den Fenstern bieten einen Sicht- und Sonnenschutz, gewähren aber dennoch Ausblicke. Das Projekt wurde im Baukastensystem aus Stahlbetonfertigteilen, vorgefertigten Nasszellen in Stahlleichtbau und einer Gebäudehülle aus Holztafelelementen umgesetzt. Der Passivhaus-Standard ermöglicht eine Beheizung mit kleinen Heizkörpern, eine dezentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung sorgt für den nötigen Luftwechsel. Die Baukosten pro Wohnplatz (insgesamt sind in den fünf Baukörpern 132 Apartments untergebracht) liegen bei lediglich 85 370 Euro. von Claudia Siegele
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