In einer Pressemitteilung bezieht sich die Bundesregierung auf ein Belüftungskonzept mit Filtersystem, das das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Göttingen getestet hat. Der Test fand im Auftrag der Firmen Dastex, HT Group und OHB System statt. In der Fachwelt kam die Nachricht nicht gut an. „Es ist nicht nachvollziehbar, wie sich die Bundesregierung vor einen solchen Karren spannen lässt“, empört sich Professor Christoph Kaup vom Umwelt-Campus Birkenfeld. Der Markt biete für sämtliche Räume in Nicht-Wohngebäuden ein breites Portfolio praxisbewährter und sicherer Lüftungssysteme. Speziell in diesem Segment gelte die deutsche Klima- und Lüftungsindustrie als weltweit führend. Auch Günther Mertz, Geschäftsführer des Fachverbandes Gebäude-Klima (FGK), ärgert sich: „Die Bundesregierung wäre gut beraten, einen ordnungspolitischen Rahmen für angemessene Luftqualität in Klassenzimmern zu schaffen, statt nun plötzlich ein System zu propagieren, dem wahrlich nicht das Prädikat ‚innovativ‘ zugeschrieben werden kann.“
FGK: Nur jedes zehnte Klassenzimmer wird mechanisch belüftet
Laut Mertz sind in Deutschland weniger als zehn Prozent der Schulgebäude mit mechanischen Lüftungssystemen ausgestattet. „Dies rächt sich jetzt, da man weiß, dass gute Lüftung zur Reduzierung der Virenbelastung in Räumen unerlässlich ist“, sagt der Lüftungsexperte. Dass die Schülerinnen und Schüler gegebenenfalls mit Winterkleidung in den Klassenzimmern sitzen und der kalten Außenluft und Außenluftlärmbelästigungen ausgesetzt sind, stellt nach seiner Auffassung ein wahres Trauerspiel dar. „Insbesondere deshalb, weil es seit Jahren kostengünstige und effiziente Lüftungssysteme gibt.“ Seit vielen Jahren sei bekannt, dass sich ein hoher CO2-Gehalt in der Raumluft zudem negativ auf Schülerinnen und Schüler auswirke. So reduziere sich die Leistungsfähigkeit bei häufig in Klassenräumen gemessenen 3.000 ppm um zehn Prozent gegenüber gesundheitlich zuträglichen CO2-Gehalten von 600 bis 800 ppm.
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