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Studie zeigt Kostenfaktoren für Ökobilanzen

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und das Buildings Performance Institute Europe (BPIE) haben in einer Kurzstudie untersucht, wie weit Unternehmen bei der Ökobilanzierung sind und welche Kostentreiber es gibt.

Ziel der Untersuchung war es, eine Wissens- und Datengrundlage für die Debatten rund um die Kosten und Chancen, die sich im Zusammenhang mit der Berechnung von Gebäudeökobilanzen ergeben, zu schaffen. Eine Marktrecherche erfasste Qualifizierungsangebote und Berechnungstools. Außerdem wurden 62 DGNB-Auditoren, die die Erstellung von Ökobilanzen als Dienstleistung anbieten, zu Kosten und Optimierungspotenzialen befragt.

EU-Gebäuderichtlinie schreibt Ökobilanz ab 2028 vor

Das Thema bekomme größere Relevanz, betont Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. „Spätestens mit der Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) wird auch in Deutschland niemand mehr daran vorbeikommen, denn ab 2028 wird die Berechnung von Gebäudeökobilanzen für Neubauten verpflichtend sein.“

In der Vergangenheit wurden Gebäudeökobilanzen nahezu ausschließlich gemäß den Regeln und im Rahmen von Nachhaltigkeitszertifizierungen oder in Forschungsprojekten durchgeführt. Entsprechend fand die Qualifikation weitgehend im Rahmen der Fortbildungen zum Zertifizierungsexperten statt. Dass es in Deutschland inzwischen sehr viel mehr Weiterbildungsangebote in diesem Bereich gibt, hängt unter anderem mit der Einführung der Bundesförderung Klimafreundlicher Neubau (KFN) zusammen sowie mit der Ankündigung weiterer Förderprogramme, bei denen die Berechnung von Gebäudeökobilanzen Voraussetzung für den Erhalt besserer Finanzierungskonditionen sein soll.

Angebotene Softwaretools sind unterschiedlich mächtig

Eine ebenfalls starke Zunahme gibt es bei der Verfügbarkeit von Softwaretools zur Lebenszyklusanalyse von Gebäuden. Die Kurzstudie zeigt, dass es bereits mehr als 25 solcher Anwendungen auf dem deutschen Markt gibt. Sie zeigt jedoch auch, dass es erhebliche Unterschiede in der Methodik und den Anwendungsbereichen gibt. Einige Tools ermöglichen es nur, den Umweltindikator Treibhausgaspotenzial auszuwerten, während andere die Berechnung weiterer Parameter zulassen.

Auch mit Blick auf die anfallenden Kosten zur Verwendung der Tools gibt es zum Teil große Differenzen. Das ergab die Befragung der DGNB-Auditoren, die die Berechnung von Gebäudeökobilanzen als Dienstleistung anbieten. Die Kosten liegen im Mittel zwischen 7.000 und 15.000 Euro pro Projekt, teilweise aber auch weit darunter oder darüber, und sind insbesondere davon abhängig, in welchem Umfang Beratungsleistungen zusätzlich zur reinen Berechnung beauftragt werden.

Die Beschaffung valider Daten ist meist aufwändig

Bei der Frage, von welchen Faktoren die Höhe der Kosten abhängt, geben mehr als 70 Prozent der Befragten den tatsächlichen Aufwand zur Datenbeschaffung an. Auch die Gebäudegröße und der Gebäudetyp spielen für über die Hälfte der Experten eine einflussnehmende Rolle. Möglichkeiten zur Kostenreduktion werden von den Befragten in der Anwendung von Building Information Modelling (BIM) und digitalen Zwillingen gesehen. Auch wurde auf die Notwendigkeit der Standardisierung der Datengrundlage und Vereinfachungen bei der Software sowie die Bereitstellung digitaler Bauteilkataloge hingewiesen.

Über diese Analysen hinaus stellt die Kurzstudie noch einen weiteren Aspekt in den Fokus: die Qualitätssicherung. Der Bedarf an einer unabhängigen Prüfung ergibt sich insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Relevanz des Instruments – sei es als Erfüllungsnachweis im Rahmen einer Gebäudezertifizierung, als Grundlage für klimaschutzorientierte Finanzierungen und Förderungen sowie zur Verifizierung der Einhaltung zukünftiger gesetzlicher Vorgaben. Dabei geht es sowohl um die Vergleichbarkeit als auch um eine mögliche Steuerungswirkung im Rahmen von Gebäudeplanungen.

Diese Faktoren sind entscheidend für die Qualität der Ökobilanz

DGNB und BPIE benennen in der Kurzstudie drei wesentliche Komponenten für die Qualität einer Gebäudeökobilanz:

  • Expertise der Personen, die die Datenermittlungen, Berechnungen und Auswertungen durchführen,
  • Qualität der Werkzeuge und Daten zur Ermittlung der Ökobilanz
  • und die unabhängige externe Validierung der errechneten Ergebnisse.
  • Vor dem Hintergrund der Erkenntnisse aus der Kurzstudie empfehlen DGNB und BPIE die zeitnahe Einführung einer Regulierung der gebäudebezogenen Treibhausgasemissionen (THG) über den Lebenszyklus. Dabei sollten schlanke Strukturen und qualitätssichernde Mechanismen wie verpflichtende Schulungen, qualitätsgeprüfte Tools zur Ökobilanzierung oder ein bürokratiearmer Validierungsprozess mitgedacht und weiter ausgebaut werden. Für Planende und Ausführende empfiehlt es sich, die eigene Expertise zu Gebäudeökobilanzen weiter auszubauen, für Anbietende von Ökobilanztools, eine Qualitätssicherung zu gewährleisten und die Anwendung ihrer Tools zu vereinfachen. Quelle: DGNB / pgl

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