Die typische Situation für die Lüftung in Kinosälen haben Wissenschaftler:innen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP auf Initiative der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) untersucht. Gemeinsam mit der Universität der Bundeswehr führten sie umfassende Messungen in einem Münchner Kinosaal durch und werteten mit Simulationen verschiedene Szenarien aus. Ergebnis: Die möglicherweise vom Publikum freigesetzten infektiösen Aerosole transportiert die Lüftung zügig ab. „Die durch Menschen erwärmte Luft steigt nach oben. Speziell die für Kinosäle typische sogenannte Quelllüftung macht sich diesen Effekt zunutze“, erklärt Projektleiter Professor Gunnar Grün. Aerosole und darin enthaltene Viren würden effektiv abgeführt. Für CineCov-Initiator Thomas Negele, ehemaliger SPIO-Präsident und Kinobetreiber in Straubing, kann deshalb nicht nachvollziehen, weshalb für Kinos wesentlich strengere Zugangsregelungen als beispielsweise für Gaststätten gelten: „Die aktuellen wissenschaftlichen Analysen belegen, dass Kinoräume für Menschen sicher und nur mit geringem Infektionsrisiko betrieben werden können.“
Raumluft-Hygiene der neuen Generation: Lüftung plus Reinigung
Eine weitere Messkampagne des Fraunhofer IBP findet im Kinocenter Trifthof im oberbayerischen Weilheim statt. Nach ersten Versuchen mit zusätzlichen Verfahren zur Desinfektion von Luft und Oberflächen testet es dort weitere Alternativen auf deren Wirksamkeit. Mit Modellviren untersucht die Hygiene- und Raumklima-Forschungsgruppe beispielweise, ob beziehungsweise wie viele infektiöse Aerosole im unmittelbaren Umfeld einer Indexperson nachweisbar sind – mit und ohne Luftreinigung. Diese Technologien werden anhand der Tests für den Einsatz in Kinosälen evaluiert. Die Erkenntnisse sollen laut dem CineCov-Projekt in überarbeitete Hygienekonzepte für Filmtheater einfließen, die in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und Ergonomie entwickelt werden. Für deren Implementierung in den Betrieben soll eine fachkompetente Begleitung sorgen, um Unsicherheiten hinsichtlich der Hygiene, des Arbeitsschutzes und der technischen Umsetzbarkeit ausräumen zu können. Quelle: Fraunhofer IBP / jb
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