Der Expertenrat für Klimafragen hat kürzlich in seiner wissenschaftlichen Bilanz zur nationalen Klimapolitik angemahnt, dass neben dem Verkehr- auch der Gebäudesektor schneller klimaneutral werden muss. Umsetzbare Wege für mehr Tempo zeigt der Abschlussbericht zu einer Machbarkeitsstudie der Umweltberatungsfirma Target: Sie will fünf Wohnbezirke in Erlangen, Hannover, Rostock und Sarstedt unter anderem mit Fernwärme, serieller Sanierung und Photovoltaik klimaneutral machen. „Bislang wurden Gebäude oft einzeln betrachtet. Dagegen kann eine energetische Sanierung ganzer Wohnblöcke viel effizienter und kostengünstiger sein“, erklärt Generalsekretär Alexander Bonde, warum die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) das Projekt fördert. So würden sich die finanziellen Investitionen durch eine gemeinsame Wärmenutzung verringern. Zudem beschleunige die serielle Fertigung zum Beispiel von Fassadenelementen den Neubau sowie die Sanierung.
Gebäude aus den 1960er-Jahren energetisch fit machen
„Klimaneutralität bei Gebäuden bedeutet: Der Heizwärmebedarf muss bilanziell null sein“, erläutert Projektleiter Tobias Timm von Target, „Das gelingt, indem einerseits der Heizwärmebedarf so weit wie möglich gedrosselt wird und andererseits das Gebäude selbst Energie produziert.“ Energieeffizienz spiele dabei eine zentrale Rolle. Als Testballon für die Machbarkeitsstudie dienten fünf Quartiere mit insgesamt 800 Wohnungen. Alle Quartiersgebäude stammen aus den 1960er-Jahren. Zudem wurde bisher überall mit fossilen Energieträgern geheizt. Um das Ziel einer Umstellung auf erneuerbare Wärmeversorgungssysteme zu erreichen, hat Target verschiedene Strategien untersucht. Das Architekturbüro Dr. Schulze Darup und das Passivhaus Institut waren als Kooperationspartner beteiligt.
Wie Stadtviertel klimaneutral werden
Als beispielhaft bezeichnet die DBU zwei Siedlungen der Wohnungsbaugesellschaft Gewobau Erlangen. Sie saniert im Süden der Stadt sechs Gebäude mit seriell vorgefertigten Komponenten und stockt sie um 32 Wohneinheiten auf. Die Sanierungen der Gebäude erfolgten laut Timm im bewohnten Zustand. Mit dem Energiekonzept, das unter anderem Fernwärme und Photovoltaik vorsieht, erreichen die Gebäude eine Plusenergiebilanz. Die Nutzung der Sonne lohnt sich: „Die Erträge durch die PV-Anlage kompensieren die Investitionen“, erklärt Sabine Djahanschah, Leiterin des DBU-Referats Zukunftsfähiges Bauwesen. Der Berliner Architekt Burkhard Schulze Darup nennt drei wesentliche Komponenten für einen Null-Emissions-Standard: „Neben einer effizienten Gebäudedämmung gehören dazu eine hauseigene regenerative Energiequelle wie eine Photovoltaikanlage sowie eine kluge Gebäudetechnik, zum Beispiel mit Wärmepumpen. Diese können kleiner und deutlich kostengünstiger ausgeführt werden, wenn dazu Lüftung mit Wärmerückgewinnung zum Einsatz kommt.“ Quelle: DBU / jb