Nach gefühlt drei Monaten Dauer-Hitzestress und ausbleibendem Regen bin ich nun wirklich mürbe – nur mühsam schaffe ich es, mir bei 40 Grad im Schatten vorzustellen, dass irgendwann mal wieder ein Winter kommt. Also Tage mit echten Minusgraden und vielleicht sogar Frost und Schnee. Tage, an denen ich mich in meiner 19 Grad kühlen Wohnung nach einer lauwarmen Dusche bibbernd zurücksehne, nach diesem verfluchten Juni, Juli, August, wo mein Unterarm auf der Schreibtischplatte festklebte und das Eis in meiner Apfelschorle bereits geschmolzen war, bevor ich meine Lippen ans Glas setzen konnte. Oh, wie habe ich mir zwischendurch 19 Grad zumindest in der Nacht gewünscht. Doch ich versuche nach vorne zu blicken, mich abzukühlen bei dem Gedanken, dass ich bald mit der Jacke an meinem Schreibtisch sitze. Habeck und Konsorten kommen gerade von ihrer Gas-Einkaufstour zurück und freuen sich, dass unsere Gasspeicher jetzt schon mehr gefüllt sind als sie es nach Plan sein müssten. Das suggeriert Sicherheit in der Energieversorgung, lenkt ab von dem Problem, dass der Gebäudesektor auf Jahre hinaus seine Klimaschutzziele versemmeln wird. Das haben wir schon gecheckt, Alter! Fast täglich rufen uns verzweifelte Energieberater an, weil sie entweder bei der Bafa niemand ans Telefon kriegen oder auf ihre Förderbescheide und vor allem ihr Geld warten, nein: es ist nicht entweder oder, beides trifft zu. Als letztes Jahr die Ampel den Schwarz-Roten Stillstand abgelöst hatte, da war ich überzeugt: Jetzt wird alles besser, die dreifarbige Koalition rauft sich zusammen und macht endlich. Und dann kam es so ganz anders. Fördertöpfe leer, kein Plan bei der Förderstrategie, wir liefern Waffen, weil es sein muss, und blenden aus, was mindestens ebenso dringend sein muss: Unseren Gebäudebestand sanieren. Ach ... und dann waren da noch diese 400 000 Wohnungen, die zu bauen sind. Frau Geywitz ... der Mörtel ist schon fest! Und wie war das mit den sechs Millionen Wärmepumpen, die virtuelle Minecrafter alsbald in-
stallieren sollen? Egal ob mit oder ohne Chip aus China, der zusammen mit den PV-Modulen in einem Überseecontainer in Shanghai von Corona festgesetzt wurde. Oh Mann. Dabei bin ich doch ein positiv denkender Mensch. Dachte ich. Nein, dieser Sommer hat nicht nur die Pflanzen in meinem Garten ausgedörrt, auch mein Hirn scheint betroffen. Aber ich merke gerade mal wieder: ich kann noch schreiben (die Spalte ist schon wieder fast voll, herrjeh). Und quasseln obendrein. Zum Beispiel in der neuesten und durchaus unterhaltsamen Episode des Podcasts Gebäudewende, in der ich mich gemeinsam mit meinem Redaktionskollegen Daniel Mund von der GLASWELT dafür einsetze, dass die Gebäudehülle in der öffentlichen Debatte mehr Gewicht bekommt. Wir sollten nicht die Raumtemperatur in unseren Gebäuden absenken, um Energie zu sparen, sondern endlich unseren ineffizienten Bestand sanieren! Momentan bin ich noch unsicher, was mir lieber ist …
Jetzt aber: umblättern! Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen
Ihr GEB Redaktionsteam
Podcast Gebäudewende #11
Kommt bei den Bemühungen um die Klimaschutzziele im Gebäudesektor die Bedeutung der Gebäudehülle zu kurz? Alle reden nun über die Gaskrise und Energiesparen, die Politik schnürt ein Entlastungspaket nach dem anderen. Wo aber bleiben Ideen und ausreichend Budget für die lenkende Funktion der Förderprogramme? Mit meinem Kollegen Daniel Mund von der GLASWELT haben wir im jüngsten Podcast darüber diskutiert, wie es um Innovationen bei der Bauindustrie steht, wie man dem Problem des Fachkräftemangels entgegenwirken kann, warum wir mit der Sanierungsquote nicht in die Puschen kommen und weshalb es keinen Sinn macht, Hülle und Technik gegeneinander auszuspielen. Hören Sie rein: https://www.geb-info.de/podcast