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Uff …

Welcher Satz fasst für Sie das Jahr 2022 zusammen? Ich habe das für mich überlegt, als ich mir Gedanken über dieses Editorial gemacht habe, und dann gemerkt, dass ich keinen ganzen Satz brauche. Mir genügen drei Buchstaben: uff. Aber bitte diese drei Buchstaben nicht falsch verstehen. Nichts liegt mir ferner, als mich mit diesem „Uff“ in den Sessel sinken zu lassen und Trübsal zu blasen.

Keine Frage, das Jahr war eine Herausforderung angesichts der Geschwindigkeit, mit der sich die Welt um uns herum verändert hat und weiter verändert. Krieg in Europa, Energie als Waffe in wirtschaftlichen Auseinandersetzungen, Debatten über einen möglichen Blackout, unsichere Lieferketten, extrem steigende Preise, immer noch Corona. Und in Deutschland Debatten um die Sicherheit der Energieversorgung, den Ausstieg aus dem Atomausstieg, die ­Klimapolitik. In meinem und Ihrem beruflichen Umfeld der Versuch, die Klimawende bei den Gebäuden endlich zu schaffen – zuerst mit mehr Fördermitteln, dann mit weniger Fördermitteln – mit ständig veränderten Schwerpunkten und Rahmenbedingungen.

So viel Stop-and-go war selten. Und das wird sich wahrscheinlich auch 2023 nicht ändern. Die Förderung der Neubaupolitik wandert vom Bundeswirtschaftsministerium ins Bundesbauministerium. Ob es dann neue Schwerpunkte gibt und was aus dem Fokus auf die Förderung nachhaltiger Baukonzepte wird? Das war Mitte November beim Entstehen dieser Zeilen noch völlig offen. Klar ist nur, dass die bisherige Förderung ausläuft. Auch für die Förderung der Gebäudesanierung ist im Moment vieles noch in der Schwebe. Klar ist nur: Der Umbau geht weiter.

Aber für mich ist 2022 nicht nur ein Jahr des Umbruchs, sondern auch des Aufbruchs. Der Erkenntnis, dass ein Ausstieg aus fossilen Energien unabdingbar und dringend ist, folgen endlich Taten. Jahrelang wurde schon die Forderung geäußert, den Einbau neuer Gasheizungen nicht mehr unter dem Deckmäntelchen „hybrid“ zu fördern, nun ist es Realität. Es hat lange genug gedauert, aber so ist das eben bei politischen Prozessen in Demokratien. Das macht mir Hoffnung: In Krisen stecken eben auch Chancen, Weichen anders zu stellen. Das geschieht aber noch nicht immer in die richtige Richtung. Allein auf erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe zu setzen, ist zu wenig. Für alle Bereiche des Bauens braucht es ein Umdenken. Anlagentechnik, Baustoffe und Gebäudehülle müssen dazu beitragen, den CO₂-Fußabdruck zu verringern.

Dass sich etwas tut, dafür stehen die vielen jungen Kolleginnen und Kollegen, die gerade neu in die Energieberatung einsteigen, hoch motiviert und gut ausgebildet. Wenn das kein ermutigendes Zeichen ist!

Mir persönlich hat unser Fachforum Gebäudehülle Mut gemacht. Professor Hans Joachim Schellnhuber hat die Dramatik des Klimawandels gezeigt, aber auch klargemacht, dass wir Menschen das Heft des Handelns gerade im Baubereich in der Hand haben. Christine Lemaitre von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen hat aus meiner Sicht sehr überzeugend argumentiert, dass es nicht die eine „Silver bullet“ gibt, sondern dass in allen Segmenten Schritte notwendig und möglich sind. Jeder Neubau und jede Sanierung gestaltet sich anders. Für alle gilt es, sich anzustrengen, um die beste Lösung zu finden. So lautete ihr Appell. Die Architektin Laura Fogarasi-Ludloff hat gezeigt, wie das auch mit textilen Materialien gehen kann. Mehr dazu lesen Sie in unserem ausführlichen Bericht ab Seite 8. Für mich war das Fachforum ein Grund, warum mir kurz vor Jahresende vor allem „uff“ einfällt. Es war wie dieses Jahr 2022 anstrengend, aber trotz allem vor allem eines: ermutigend.

Viel Freude beim Lesen, einen guten Rutsch und ein gutes neues Jahr wünscht Ihnen

Ihr GEB-Redaktionsteam

Für mich ist 2022 nicht nur ein Jahr des ­Umbruchs, sondern auch des Aufbruchs.