Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit diesem Editorial möchte ich mich von Ihnen als Chefredakteurin des Gebäude-Energieberater verabschieden und mich für die vielen spannenden Gespräche und Kontakte der vergangenen Jahre bedanken. Die Zeit in der Redaktion war für mich geprägt von einer enormen Weiterentwicklung unseres Magazins, mit erfreulichem Zuwachs bei den Abos und dem Aufbau eines breiten Spektrums digitaler Zusatzangebote wie dem Fachforum Gebäudehülle, dem Thementag Erneuerbare Energien, den Webinaren, unserer schnell gewachsenen Signal-Gruppe Berufseinstieg oder dem Podcast.
Dass meine Arbeit und die meines Teams bei Ihnen auf viel positive Resonanz gestoßen sind, hat mich motiviert und mir viel Power gegeben. Möglich war der Ausbau durch ein hohes Engagement des kompletten Teams, aber auch durch ein tolles Umfeld in unserem Verlag. Es war eine spannende Zeit!
Aus gesundheitlichen Gründen übergebe ich nun zum Jahresende den Staffelstab an Joachim Berner. Ich bin froh, dass er sich schon in den vergangenen Monaten den Hut aufgesetzt hat und nicht „nur“ die Print-Ausgaben, sondern gemeinsam mit Alexander Borchert, Claudia Siegele und Markus Strehlitz das komplette Portfolio mit Newslettern, Webinaren, Online-Kongressen und Podcast in gewohnt hoher Qualität weitergeführt hat. Danke Euch, Ihr vier!
Aber ich wäre nicht ich, wenn ich wunschlos gehen würde. Man hat ja zum Jahreswechsel und zum Abschied erst recht drei Wünsche frei, wurde mir von einer guten Fee zugetragen. Drei Wünsche fallen mir sofort ein, vor allem deshalb, weil sie nicht neu, aber immer noch unerfüllt sind.
Der erste ist ein größerer Fokus in der öffentlichen Wahrnehmung auf das Thema Bauen und Sanieren auf allen Ebenen. Wenn ich aktuell von Sektoren höre, die zu einem Wirtschaftsaufschwung beitragen könnten, ist doch erstaunlich wenig von den Bauunternehmen und dem Wohnungsbau wahrzunehmen. Dabei ist kaum eine andere Branche so stark in Deutschland verankert wie die Baubranche. Die Produzenten sitzen zum großen Teil hier oder im benachbarten Ausland, die planenden Unternehmen und die Ausführenden sowieso.
Anstöße für die Baubranche hätten einen doppelten Effekt: Sie würden den Standort stärken, für Arbeitsplätze vor Ort sorgen und zu einer Entlastung vieler Menschen führen. 400.000 Wohnungen pro Jahr war mal der Plan, davon sind wir immer noch weit entfernt. 294.400 waren es 2023, Tendenz rückläufig. Im Programm Klimafreundlicher Neubau soll es nun neben der Energieeffizienz auch um die Bezahlbarkeit gehen, ein guter Ansatz. Immerhin zwei Milliarden Euro stehen zur Verfügung, ich bin gespannt auf die Effekte.
Mein zweiter Wunsch ist die dazu notwendige Flankierung mit zuverlässiger Förderung für die Sanierung von Energieschleudern. Das gilt für die Ein- und Zweifamilienhäuser aus den 1950er und 1960er Jahren, die nun in den Verkauf gehen, ebenso wie die großen Mietblocks aus dieser Zeit. Werden sie nicht saniert, ist das ein doppelter Schaden: Für die Bewohnerinnen und Bewohner, weil sie immer höhere Heizkosten stemmen oder in kalten Wohnungen sitzen müssen. Und wenn die Klimaziele erreicht werden sollen, muss die Gebäudewende endlich und kontinuierlich in Schwung kommen.
Mein dritter Wunsch ist die notwendige Aufwertung des Berufsbilds des Gebäudeenergieberaters. „Die Fördermittelbeschaffung ist nicht das Ziel einer Energieberatung“, konstatierte die Vorstandssprecherin des Deutschen Energieberaternetzwerks Stefanie Koepsell gegenüber dem Gebäude-Energieberater. „Für die Transparenz wäre es gut, wenn die Energieberatung ein Berufsbild bekäme“, ergänzt Stefan Bolln vom Energieberatendenverband GIH. Derzeit machen viele schwarze Schafe mit Schnell-und-billig-Angeboten den seriösen Beratenden das Leben schwer. Und eine Aufwertung würde auch helfen, den dringend benötigten Nachwuchs zu gewinnen.
Drei dicke Bretter, ich weiß. Aber ich bin von Natur aus optimistisch und wünsche uns allen, dass es endlich vorangeht.
Ihre Pia Grund-Ludwig