Die deutschen Haushalte verbrauchen wieder mehr Energie als im Vorjahr, meldete das Umweltbundesamt im Mai. Wie kann das sein? Gebäude sind immer besser gedämmt, verlieren also weniger Wärme. Heizungen und Hausgeräte arbeiten immer effizienter, verbrauchen also weniger Energie. Die Antwort: Der steigende Energieverbrauch liegt hauptsächlich daran, dass immer mehr und immer größere Geräte angeschafft werden und die durchschnittliche Wohnfläche pro Person wächst. Das Phänomen, dass der Energieverbrauch trotz Effizienzmaßnahmen steigt, bleibt nicht auf das Wohnen beschränkt.
Besonders schädlich für Umwelt und Klima wirkt es sich derzeit im Verkehr aus. Pkws werden immer größer und schwerer. Ihr Verbrauch steigt – trotz effizienterer Motoren. Der Mercedes GLS, den die Deutsche Umwelthilfe kürzlich als unsinnigsten Monster-SUV ausgezeichnet hat, ist 2,16 Meter breit, wiegt leer 2,6 Tonnen und bringt 634 PS auf die Straße. Auf dem Prüfstand verbraucht der Koloss 11,9 Liter Benzin auf 100 Kilometern und stößt damit 288 Gramm Kohlendioxid pro gefahrenen Kilometer aus – dreimal so viel wie der aktuell gültige EU-Flottengrenzwert. Wie viel der Straßenpanzer tatsächlich verbraucht, lassen Erfahrungen mit dem geringer motorisierten Vorgängermodell erahnen: Das benötigte im realen Fahrbetrieb 19,3 Liter.
Warum kaufen Menschen solche Autos? Weil sie es sich leisten können! Wer mehr Geld besitzt, kann sich mehr Konsum leisten. Im Endeffekt verbraucht ein reicher Mensch mehr Energie und Ressourcen – und das selbst, wenn er sich als umweltbewusst einschätzt. Zu diesem Ergebnis kam das Umweltbundesamt bereits in einer Studie vor vier Jahren. Demnach entscheiden vor allem das Auto, der energetische Standard der Wohnung sowie deren Größe, Fernflüge und der Fleischverzehr darüber, ob jemand über- oder unterdurchschnittlich viel Kohlendioxid erzeugt. Mehr von dem einen oder anderen lässt sich nicht mit dem Kauf von Bio-Lebensmitteln oder durch eine gute Mülltrennung aufwiegen. Die Biotomate hilft nicht gegen Flugzeugemissionen.
Was das mit Energieberatung zu tun hat? Vor allem beim Heizen lässt sich sparen. Die größten Einsparpotenziale an Energie und Emissionen liegen laut Umweltbundesamt bei den gehobenen Einkommensgruppen und den Kritisch-Kreativen. Zwar dürfte es kaum möglich sein, die Menschen aus diesen Milieus zum Verzicht auf freistehende Häuser oder große Wohnungen zu bewegen, heißt es in der Studie. Im Vergleich mit anderen Bevölkerungsgruppen ließen sich einkommensstarke Haus- und Wohnungseigentümer aber leichter für energetische Sanierungsmaßnahmen gewinnen, da die höheren Kosten kein unüberwindliches Hemmnis darstellen würden.
Im aktuellen GEB finden Sie wieder Anregungen, wie sich Energie mit Gewinn sparen lässt. Viel Spaß bei der Lektüre.
Joachim Berner