Die deutsche Heizungsbranche hat im vergangenen Jahr so viele Anlagen verkauft wie seit den neunziger Jahren nicht mehr. 1,3 Millionen Wärmeerzeuger bedeuten einen Zugewinn von einem Drittel gegenüber 2022. Was als Erfolgsmeldung daherkommt, entpuppt sich jedoch als Armutszeugnis. Denn das Wachstum beruht hauptsächlich auf einer deutlichen Steigerung der Verkäufe von fossilen Heizgeräten. So wurden 44 Prozent mehr Gasheiz-
geräte abgesetzt. Und die Menge verkaufter Ölheizungen hat sich gar verdoppelt.
Die Wärmewende kommt einem wie ein Kreisverkehr vor: Sie kommt zwar irgendwie voran, aber es geht nicht vorwärts. In meinem Kommentar „Wärmewende braucht Gasende“ im GEB 04/2021 habe ich moniert, dass das Gros des Absatzes vor vier Jahren mit 623.500 Anlagen auf Gaskessel fiel. Nun, im vergangenen Jahr waren es 790.500 gasbetriebene Brennwert- und Niedertemperaturgeräte. Die Zahl der neu installierten Öl-Wärmeerzeuger hat sich von 44.500 im Jahr 2020 auf 112.500 gesteigert.
Heizungs-Wärmepumpen erfahren zwar nach wie vor einen Zuwachs. Und immerhin handelte es sich 2023 bei jedem viertem verkauften Wärmerzeuger um eine solche. Ihr Anteil hat sich damit in den vergangenen vier Jahren verdoppelt. Doch die Wärmewende braucht mehr als nur Wärmepumpen. Und da sieht es düster aus: Hat die Solarthermie 2020 noch um 26 Prozent auf 643.500 Quadratmeter verkaufter Kollektorfläche zugelegt, dümpelte sie 2023 nach einem Rückgang um fast die Hälfte bei 376.000 Quadratmetern herum. Ein Armutszeugnis.
Ähnlich zeichnet sich das Bild bei Biomasseheizungen: Während der Verkauf im Jahr 2000 einen Aufschwung um 18 Prozent auf 54.000 Anlagen erlebte, sank er im vergangenen Jahr um 44 Prozent auf 49.500 Stück. Mit den Pelletsheizungen hat zudem die sauberste Holzheiztechnik am meisten verloren: minus 57 Prozent.
Das liegt sicherlich an der verfehlten Förderpolitik, die die Zuschüsse für Holzheizungen stark gestrichen hat. Wobei wir wieder beim Bild des Kreisverkehrs wären: Leider hat es die Bundesregierung versäumt, eindeutige Zeichen zu setzen. Sie hat zwar Richtungsweiser aufgestellt, doch die Schilder verwirren viele oder überfordern sie. Ständig ändern sich die Förderprogramme, andauernd werden neue Anforderungen und Ausnahmefälle formuliert. Viele wissen nicht mehr, ob sie nun bei der ersten, zweiten oder erst bei der dritten Ausfahrt aus dem Kreisverkehr wieder in die richtige Spur finden.
Das sollte allerdings nicht als Entschuldigung dienen. Es braucht allerorten mehr Bekenntnis zur Wärmewende. In vielen Ausbildungsplänen im Handwerk dominieren noch die fossilen Heizungstechniken die Inhalte. Jeder und jede in der Branche kann beitragen, durch Aufklärung und Beratung der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie mit einem entsprechenden Produktangebot. Die Firma Thermondo, nach eigenen Angaben Deutschlands größter Heizungsinstallateur, hat im Februar 2024 seine letzte Gasheizung verkauft. Fortan will er sich auf die Wärmepumpe konzentrieren.
Liebe Kolleginnen und Kollegen aus der Energieberatung: Bleiben sie dran! Auch wenn es teilweise schwerfällt oder einiges an Kraft braucht, um hinsichtlich Förderung auf dem Laufenden zu bleiben. Zur Not stellen Sie die Hinweisschilder selbst an den richtigen Platz – damit die Verbraucherinnen und Verbraucher den richtigen Dreh finden und an der richtigen Stelle aus dem Kreisverkehr finden.
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen
Ihr GEB Redaktionsteam