Was wäre die Welt ohne Pioniere? Also jene Menschen, die für eine Sache brennen und davon so überzeugt sind, dass sie ihren ganzen Mut, ihre Kraft, ihr Vermögen und manchmal sogar ihr Leben für eine Idee, eine Überzeugung oder ein Ziel investieren respektive riskieren. Was für eine Bedeutung hatten doch Christoph Columbus für die Seefahrt, Otto Lilienthal und die Brüder Wright für die Luftfahrt, Conrad Röntgen für die Medizin und Galileo Galilei für die Astronomie! Die Liste ließe sich endlos fortsetzen, immer wieder finden sich Wegbereiter in den verschiedensten Disziplinen, ohne die unsere Welt heute eine andere wäre, hätten sie nie gelebt.
Je nachdem, wie bahnbrechend und relevant ihre genialen Erfindungen und Erkenntnisse waren, haben sich ihre Namen bis heute in Lehr- und Geschichtsbüchern und damit auch in unseren Köpfen festgesetzt. Solche Menschen haben – oft ohne es zum Zeitpunkt ihres Wirkens selbst abschätzen zu können – den Lauf der Geschichte verändert, Kulturen und Gewohnheiten maßgeblich beeinflusst und auf das Leben und den Tod eingewirkt. Zu Letzterem fallen mir zwei Roberts ein: der Mediziner Robert Koch, der entscheidende methodische Grundlagen in der bakteriologischen Forschung schuf und damit viele Leben rettete, und Robert Oppenheimer, der als „Vater der Atombombe“ gilt und schließlich entsetzt war, was seine Erfindung in Hiroshima und Nagasaki angerichtet hatte.
Aber – so bedeutend das Wirken der Pioniere auch sein mag, sie leben leider nicht ewig und müssen oft viel zu früh gehen. Wie der Architekt Manfred Hegger, der am 29. Juni im Alter von 70 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit starb. Er gehört sicher zu jenen herausragenden Koryphäen seiner Zunft, die das nachhaltige Bauen und die energieeffiziente Architektur entscheidend beeinflusst und vorangetrieben haben – seine frühen und späten Werke (Fortbildungsakademie Mont Cenis in Herne, Aktiv-Stadthaus in Frankfurt) erzählen davon. Auch die Frankfurter o5 Architekten hat er noch beraten, die einen der beiden Zeilenbauten in Neu-Ulm zum Effizienzhaus Plus-Standard saniert haben (Seite 22 ff.). Ein Leuchtturmprojekt und Meilenstein für zukunftsfähige Gebäudekonzepte, die als Schwerpunktthema einen Großteil dieser GEB-Ausgabe füllen.
In diesem Heft finden sich noch einige weitere Pioniere und deren Lebenswerke, wie zum Beispiel der Physiker Wolfgang Feist und sein weltweit erstes Passivhaus in Darmstadt-Kranichstein (Seite 14 ff.) oder das Forscherteam rund um die ETA-Fabrik auf dem Gelände der TU Darmstadt (Seite 28 ff.). Auch in Ihnen, ja …, Sie meine ich, der das hier liest, steckt sehr wahrscheinlich ein Pionier, sofern Sie sich als Energieberater verstehen, der sich dem energieeffizienten Bauen verschrieben hat. Lassen Sie beim Lesen die Zellen glühen – so wie 1940 Russel Shoemaker Ohl, auf den die Erfindung der Solarzelle zurückgeht …
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen
Ihr Klaus Siegele