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Neues DUH-Gutachten: Ist ein klimaneutraler Gebäudebestand bis 2045 möglich?

Deutschland muss bis 2045 einen klimaneutralen Gebäudebestand aufweisen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine deutliche Steigerung der energetischen Sanierungsrate erforderlich. Aktuell liegt diese bei unter einem Prozent. Das neue Ifeu-Gutachten hebt hervor, dass energetische Modernisierungen die Energiekosten dauerhaft reduzieren.

„Alle gehen um uns herum voran“

Deutschland hinke hinterher, erklärte Christine Lemaitre von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) bei der DUH-Pressekonferenz. „Alle gehen um uns herum voran“, sagte Lemaitre mit Blick auf die anderen EU-Länder. Deutschland solle keine Sonderlösungen finden, sondern bei der Europäischen Lösung, der EU-Richtlinie der Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) bleiben. „Versagen ist keine Option“, betonte Peter Mellwig vom Ifeu bezüglich einer möglichen Nicht-Einhaltung der Klimaziele. Denn Folgekosten eines unkontrollierten Klimawandels seien teurer als die Kosten der umfassenden Gebäudesanierung. Laut Gutachten verbrauchen unsanierte Gebäude der schlechtesten Effizienzklassen F, G und H bis zu zehnmal mehr Energie als moderne Gebäude. Auch rentiert sich der Einbau einer Wärmepumpe nur bei unsanierten A+ bis D Gebäuden. Bei unsanierten Gebäuden der Klassen F-H bleibt Gas die billigere Option. Ein sanierter Gebäudebestand erleichtert zudem die anstehende Verstärkung der Stromnetze, den Wandel der Gasnetze sowie die Umstellung der Wärmenetze. Des Weiteren können sanierte Gebäude mögliche Schwankungen im Energiesystem besser ausgleichen und so die Strom- und Wärmenetze entlasten.

Es geht nicht nur um Wärme, sondern auch um Kälte

Während viel über das Thema Wärme gesprochen werde, sei auch das Thema Kühlung essenziell, erinnerte Lemaitre. Externer Sonnenschutz müsse nachgerüstet werden, da ansonsten zukünftig mehr Klimaanlagen die Netze belasten. Das Thema Hitze sei besonders wichtig, da hohe Temperaturen beispielsweise ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen massiv gefährden. Daher müsse man jetzt im Gebäudebestand aktiv werden.

„Die Akzeptanz der Energiewende ist in Gefahr“

Paula Brandmeyer von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) thematisierte die laufenden Koalitionsverhandlungen. Bei geplanten Änderungen am Heizungsgesetz liege der neue Fokus auf der Emissionseffizienz. Die Emissionseffizienz gibt an, wie viele Treibhausgasemissionen entstehen, während die Energieeffizienz beschreibt, wie viel Energie ein System für eine bestimmte Leistung benötigt. Ein Gesetz, das sich nur auf Emissionseffizienz fokussiere, könnte dazu führen, dass zwar die CO₂-Emissionen gesenkt werden, aber der absolute Energieverbrauch hoch bleibe. Dadurch würden Einsparpotenziale nicht ausgeschöpft, was langfristig zu hohen Energiekosten und einer Abhängigkeit von Energieimporten führen kann.

Auch die im GEG festgelegte Regelung, dass neue Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit Erneuerbaren betrieben werden müssen, könne so entfallen. Diese Abweichung sei ein rein marktorientierter Ansatz. Wichtig seien jetzt langfristig planbare Fördermittel und einfache Sanierungsfahrpläne. Brandmeyer betonte außerdem, dass „soziale Gerechtigkeit ein zentraler Bestandteil der Energiewende“ sei. Bei der Förderung dürfe man deshalb nicht nach dem Gießkannen-Prinzip alle Antragssteller gleichermaßen berücksichtigen. Brandmeyers Apell an die Politik: Fördergelder solle man vorrangig an Menschen mit geringem Einkommen verteilen. Nur so könne ein Kurswechsel in der Gebäudepolitik stattfinden.

Das gesamte Gutachten finden Sie kostenlos hierar