Herr Schellinger, Biomasse zur Energieversorgung boomt. Welche Märkte greifen im Wesentlichen auf Biomasse zu?
Generell wird Biomasse für Nahrungsmittel, Energienutzung und stoffliche Nutzung wie z.B. als Konstruktionsholz benötigt. Im Wärmebereich ist vor allem holzartige Biomasse gefragt. Durch den Boom bei billigen Kaminöfen aus dem Baumarkt steht hier Stückholz im Vordergrund, was derzeit vom Holzpelletmarkt kontinuierlich aufgeholt wird. Große Mengen Biomasse laufen auch in die Verstromung, als Hackschnitzel in spezielle Holzkraftwerke mit 5 bis 100 MW und als Pellets in große Kohlekraftwerke.
Obwohl Bioenergie zu den erneuerbaren Energien zählt, ist sie nicht unbegrenzt verfügbar. Können wir den deutschen Bedarf noch aus dem eigenen Land decken?
Wir haben noch ein enormes heimisches Potenzial. Zur Verdeutlichung möchte ich den Begriff „Holzpelletäquivalent“ (HPE) analog zu den bekannten Steinkohleeinheiten (SKE) einführen. Derzeit verbrauchen wir in Deutschland für Heizungswärme und Warmwasserbereitung (Haushalte, Industrie und öffentlicher Sektor) 220 Mio. t HPE in Form von Öl, Gas, Strom und Holz. Ich schätze, dass sich aus heimischen Ressourcen zwischen 50 und 60 Mio. t HPE gewinnen lassen. Der größte Anteil davon kann dabei durch Feldholz aus Kurzumtrieb bereitgestellt werden.
Was ist Holz aus Kurzumtrieb?
Bei einer Kurzumtriebsplantage werden Baumstecklinge in Reihen angepflanzt und je nach Art und Klima alle drei bis zehn Jahre maschinell geerntet. Die Pflanzenreste schlagen wieder aus, sodass sechs- bis achtmal geerntet werden kann.
Ist Biomasse eigentlich noch eine erneuerbare Energie? ...