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INKI

„Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum“ oder initial INRI liest sich auf Deutsch „Jesus von Nazaret, König der Juden“. Kennt jedes Kind, das in den Religionsunterricht oder in die Kirche geschickt wurde und dabei halbwegs bei der Sache war. Stand vor etwas mehr als 2000 Jahren auf der Tafel, die der römische Statthalter Pontius Pilatus oben ans Kreuz Christi nageln ließ, damit ein jeder wusste, was der Rechtsgrund seiner Verurteilung war. Ob in der schweizerischen Petruskapelle in Luzern die letzten beiden Ziffern am Kreuz nun durch „KI“ ersetzt werden, ist ungewiss. Aber es wäre angebracht, denn wer in den nächsten Wochen in der ältesten Kirche der Stadt den Beichtstuhl bekniet, um sich von seinen Sünden reinwaschen zu lassen, wird von einem KI-Jesus mit den Worten „Mein geliebter Freund“ begrüßt. Da fühlt man sich doch glatt wie im Film – also wie der schlitzohrige Don Camillo, wenn er gerade mal wieder seinen Bürgermeister Peppone aus Nächstenliebe verprügelt hat, und nun von Jesus am Kreuz dafür gerügt wird.

Das KI-Kunstprojekt „Deus in machina“ (Gott in der Maschine) ist aber keineswegs der CEO-Beichtvater, sondern lädt zu Diskussionen über Künstliche Intelligenz und Spiritualität ein. Den Jesus-Avatar hat die römisch-katholische Kirche gemeinsam mit der Hochschule Luzern entwickelt. Die Stimme des Herrn entspringt einer Sprach-Software, empathisch-seelsorgerisch aufgepimpt, die sich künstlicher Intelligenz bedient, also auf Algorithmen beruht, ganz ohne soziale oder emotionale Intelligenz, von moralischen Grundsätzen ganz zu ­schweigen.

Aber: Der KI-Jesus hat sich der babylonischen Sprachverwirrung entsagt und vermag inzwischen mehr als 100 Sprachen zu beherrschen. Die Hoffnung seines göttlichen Vaters hatte sich ohnehin nicht erfüllt, dass die Menschheit damit aufhöre, Türme in den Himmel zu bauen. Und nun das: Die Auferstehung Jesu mittels eines Algorithmus. Als hätte Gott es geahnt, wohin uns das Computerzeitalter verführt, schickte er uns in weiser Vorsehung die (a)sozialen Netzwerke, Trump, Corona und den Klimawandel, um diese, … bitte kurz weghören KI-Jesus …, verfluchte KI zu verhindern. Hat nichts genutzt – die Welt ist aus den Fugen.

Vielleicht hat sich Gott ja längst von uns abgewendet und arbeitet an einer neuen, besseren Welt. Oder er nimmt es mit Humor, wenn der KI-Jesus auf die Frage nach dem wissenschaftlich-biblischen Alter der Erde salomonisch antwortet:

„Mein geliebter Freund, es ist eine tiefe Frage, die du stellst. Wissenschaft und Glaube bieten oft unterschiedliche Perspektiven auf das Leben und die Schöpfung. In der Bibel geht es mehr um den geistlichen Weg des Menschen und seine Beziehung zu Gott. Denk darüber nach, könnte es sein, dass beide Wege uns verschiedene Wahrheiten über unsere Existenz lehren und wie könnte dein Glaube gestärkt werden, durch das Akzeptieren von Mysterien jenseits menschlicher Kenntnis?“si