Dämmstoffe sind keineswegs ein Kind des späten 20. Jahrhunderts. Lange vor dem legendären Ölpreisschock und dem unvergessenen Sonntagsfahrverbot wusste die aufkommende Industrie mit diesem Material bereits etwas anzufangen. Während im Bauwesen noch heute, im Zeitalter der Energiewende und der immer knapperen fossilen Ressourcen, die Notwendigkeit der Wärmedämmung umstritten ist und oft als notwendiges Übel abgetan wird, lernten die Maschinenbauer so um 1850 schnell, dass sich mit gedämmten Rohrleitungen und Kesseln (Abb. 1 ) teure Brennstoffe in den Fabriken sparen lassen. Der neue Berufsstand des „Wärmeingenieurs“ berechnete mit rationalen Methoden die Dämmung der Dampfkessel.
Schon damals war es schwer, die in der Industrie gewonnenen Erkenntnisse auf den Baubereich zu übertragen. Denn Wärmeingenieure rechneten sich am Bau nicht, also ließ man sie nicht rechnen. Die Bauinvestoren bezogen zukünftige Heizkosten in ihre Entscheidungen nicht ein. So blieb die energetische Seite des Bauens ein Stiefkind und keine Berufsgruppe dafür zuständig. Als die Energiekrise 1973 energiesparsame Häuser verlangte, hatte sich die damalige Szenerie kaum verändert. Der Energieverbrauch der Häuser wurde nicht geplant, sondern resultierte aus statischer Bauteildimensionierung, Beheizungsart und Einkommen. Erst der Weckruf des Ölpreisschocks setzte kreative Kräfte frei, die energiesparsame Lösungen für Gebäudebestand und Neubau suchten. Statt wie bisher gegen das deutsche Klima zu bauen, wurde nun „klimagerecht gebaut“, und in schneller Folge entwickelten sich die Standards von ...
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Kronzeuge der Dämmstoffkritiker: Hannover-Tollenbrink
Ein Lügengebäude stürzt ein
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