Niedrigenergiegebäude mit ihrem großen CO2- und Energieeinsparpotenzial haben sich trotz ihrer wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile auf dem Markt noch nicht durchgesetzt. Da mehr als 10 % aller Arbeitnehmer in der EU im Baugewerbe tätig sind, hat die EU-Kommission heute eine Strategie für die Bauwirtschaft vorgeschlagen, um aus ihr einen Motor für die Schaffung von Arbeitsplätzen und für ein nachhaltiges Wachstum der Gesamtwirtschaft zu machen.
Die Strategie umfasst in erster Linie die Schaffung günstiger Investitionsbedingungen, insbesondere bei der Gebäuderenovierung und -instandhaltung. Dazu sollen beispielsweise verstärkt die Kredite von rund 120 Mrd. Euro in Anspruch genommen werden, die die Europäische Investitionsbank im Rahmen des Pakts für Wachstum und Beschäftigung vom Juni 2012 bereitgestellt hat.
Zweitens soll die Innovation gefördert und das Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte durch mehr Mobilität verbessert werden.
Drittens soll die Ressourceneffizienz dadurch gesteigert werden, dass mehr für die gegenseitige Anerkennung der Systeme für nachhaltiges Bauen in der EU getan wird.
Viertens sollen den Baufirmen genormte Planungsleitlinien (Codes of Practice) zur Verfügung gestellt werden, damit sie leichter in anderen Mitgliedstaaten tätig werden können.
Niedrigenergiegebäude als Weg aus der Krise
Der für Industrie und Unternehmertum zuständige Vizepräsident der Europäischen Kommission Antonio Tajani erklärte: „In Zeiten einer schweren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krise sind Niedrigenergiegebäude eine sichere und tragfähige Investitionsmöglichkeit für die Gesellschaft und für Privatinvestoren. Die Bauwirtschaft sollte dies als Chance dafür begreifen, innovativ zu werden und talentierten Nachwuchs für sich zu gewinnen. Neue Technologien bergen ein enormes Potenzial, und zwar nicht nur für Neubauten, sondern auch für Millionen von Altbauten, die durch die Renovierung nach den Zielen der Strategie „Europa 2020“ hochgradig energieeffizient werden sollen. Wenn wir diese Chance nützen, kann die Bauwirtschaft zu einem Motor für nachhaltiges Wachstum werden.“
Warum eine EU-Strategie für die Bauwirtschaft?
- Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat zwischen Januar 2008 und April 2012 in der gesamten EU zu einem Einbruch der Hoch- und Tiefbauaufträge um 17 % geführt.
- Das Platzen der Immobilienblase hat die Branche darüber hinaus stark getroffen und Arbeitsplätze gekostet.
- Auch die schrumpfenden Kreditmärkte und die Häufung von Zahlungsverzug haben die Liquidität der Bauunternehmen zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen.
- Die Branche sucht ständig qualifizierte Arbeitskräfte.
- Die Einführung der Niedrigstenergiegebäude, die in der Neufassung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden angekündigt ist, wird die Baubranche vor eine große Herausforderung stellen.
- Die angestrebte Verbesserung der Energieeffizienz und Einbindung erneuerbarer Energiequellen macht nur langsam Fortschritte, vor allem bei der Altbaurenovierung.
- Die Lage auf den internationalen Märkten ist für die EU-Wirtschaft kritisch. Schwierigkeiten bereiten vor allem die Wettbewerbsbedingungen in anderen Ländern, wie laxere Sozial- und Umweltauflagen. Mitbewerber außerhalb der EU, z.B. in China, erhalten Staatsbeihilfen, was die Chancen der EU-Firmen auf Zugang zu diesen Märkten verringert.
Weitere Schritte
Gemeinsam mit den Mitgliedstaaten und den Branchenvertretern wird ein hochrangiges Forum eingerichtet, das die Durchführung der Strategie beaufsichtigen und Empfehlungen über etwaige Neuausrichtungen oder neue Initiativen aussprechen soll. Gleichzeitig werden Fachgremien und andere Gruppen unterschiedliche Ansätze für die Durchführung spezieller Initiativen erörtern, die Auswirkungen auf die speziellen Initiativen bewerten, die durch Maßnahmen auf nationaler und sektorieller Ebene zu erwarten sind, und Möglichkeiten für Synergien aufzeigen. GLR