Der Bericht der im Auftrag des Umweltbundesamts vom ifeu erstellten Studie erläutert, wie ein umfassendes Monitoring-Verfahren aussehen kann, das Kommunen auf dem Pfad zur Treibhausgasneutralität unterstützt. Es bestehe Verbesserungsbedarf, insbesondere bei der Entwicklung von Standards und der Bereitstellung von Daten und Tools.
Energie- und THG-Bilanz werden derzeit am häufigsten in Kommunen als Instrumente genutzt und zugleich auch als wichtiges Format in Hinblick auf das Klimaschutz-Monitoring eingeschätzt. Neben der Bilanz wurde insbesondere das Monitoring für kommunale Einrichtungen / Liegenschaften als relevant bewertet, vor allem von kleinen Kommunen.
Sollen Bilanzierungs- oder Benchmarktools oder - standards eine große Verbreitung finden, sei die Förderung auf Bundes- und / oder Landesebene unabdingbar. Neben der direkten Förderung könne auch eine indirekte Förderung (z. B. die Anwendung des BISKO-Standards als Bedingung für eine Konzepterstellung) dafür ausreichend sein, so der Bericht weiter.
Hinsichtlich der Datenerhebung wurden folgende Problematiken genannt:
Die Datenerhebung und somit auch die Datenbereitstellung findet in der Regel zeitverzögert statt. Daten sind zudem teilweise schwierig zu bekommen. Hier wurden für den Gebäudebereich insbesondere die Schornsteinfegerdaten als größte Hürde genannt. Des Weiteren fehle den Kommunen ein Standard zur Datenerhebung auf Bundes-/Landesebene.
Die Datenaufnahme ist für Kommunen sehr zeitaufwändig
Für die Datenerhebung wird in den Kommunen sehr viel Zeit investiert. Es wird deswegen vorgeschlagen, dass die Daten von einer Institution erhoben und bereitgestellt werden, auf deren Ebene die Daten auch vorliegen (z. B. Schornsteinfegerdaten auf Landesebene). Die Daten sollten idealerweise von verschiedenen Stellen zentralisiert aufbereitet und bereitgestellt werden. Werden Daten auf Landesebene zur Verfügung gestellt, sollte dies bundesweit in einem einheitlichen Format und einheitlichen Inhalten erfolgen. Die Analyse empfiehlt, die Datenformate auf Bundesebene in Abstimmung mit den Bundesländern vorzugeben. Zudem könnte im Rahmen einer Novellierung des Energiestatistikgesetztes Möglichkeiten berücksichtigt werden, regionalisierte bzw. neu erhobene Daten in Zukunft Kommunen in verbesserter Weise zur Verfügung zu stellen. Für die Übermittlung räumlich aufgelöster Daten (z. B. für die Quartiersplanungen) sollten die Datenschutzanforderungen für die Weitergabe von objektscharfen Verbrauchsdaten von Netzbetreibern an die Kommunen gelockert werden.
So könnten Tools für kommunalen Klimaschutz aussehen
Im Workshop wurden zudem weitere Anforderungen und Wünsche an Tools im kommunalen Klimaschutz geäußert:
- Tools sollten grundsätzlich zentral und kostenlos seitens der Länder oder des Bundes bereitgestellt werden. In der Diskussion wurde dies als Aufgabe des Bundes gesehen. Länder und deren Energieagenturen bieten jedoch bereits als direkte Ansprechpartner für die Kommunen verschiedene Tools an. Aus Sicht der Autoren*Autorinnen können Länder die Tools besser an die lokalen Gegebenheiten und Bedürfnisse anpassen. Zudem hilft der aktuelle Wettbewerb der verschiedenen Anbieter, dass die Qualität der Tools in den letzten Jahren zugenommen hat und der Service verbessert wurde. Die Rolle des Bundes könnte sein, neben dem zu verwendenden Standard (BISKO) einheitliche Rechenvorgänge bei der Ergebnisermittlung und Fortentwicklung der Bilanzierungsmethodik vorzugeben bzw. zwischen den Ländern zu koordinieren. So ist gewährleistet, dass, egal welches Tool genutzt wird, bei gleicher Datenlage auch immer die gleichen Ergebnisse ermittelt werden. Dazu gibt es im Rahmen eines UBA-Projekts konkrete Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Standards.
- Bezüglich der Methode wurde im Workshop der Wunsch geäußert, dass Berechnungstools einheitlich und BISKO-konform bilanzieren. In Hinblick auf die Maßnahmenebene müsste bei der THG-Einsparberechnung entsprechend ausgewiesen werden, welche Einsparungen im Rahmen der lokalen BISKO-Bilanzierung enthalten sind und welche nicht (z. B. bei der Bewertung der grauen Energie). Bei der Entwicklung eines Tools sollte aus Sicht der Autoren*Autorinnen auch hier von der Bundesebene die einheitliche Berechnung und Entwicklung des Standards erfolgen während für die Verbreitung in erster Linie die Länder gesehen werden.
- Bei der Neu- und Weiterentwicklung von Tools sollten zudem verstärkt (einfach zu erhebende) Klimaschutz-Indikatoren in den Fokus rücken. Oben wurden verschiedene Indikatoren für verschiedene Monitoring-Elemente präsentiert. Bei der Integration in die Tools sollte auch hier auf einer übergeordneten Ebene sichergestellt werden, dass die Indikatoren die gleichen Datengrundlagen und Inputs enthalten um eine Vergleichbarkeit herzustellen (Standard zur Bildung von Indikatoren).
- Idealerweise könnte eine Tool-Lösung eine Kopplung zum Monitoring innerhalb von Fördervorhaben vorsehen. Dadurch könnten Synergien genutzt und Doppelaufwand in der Kommune vermieden werden. Dafür bräuchte es selbstverständlich eine intensive Kooperation mit den Fördermittelgebern.
Baden-Württemberg stellt Kommunen Bilanzierungswerkzeuge zur Verfügung
Auf Landesebene kann das Klimaschutz-Monitoring bereits heute in weiten Bereichen zwischen Bundesland und Kommunen abgestimmt und teilweise auch vorgegeben werden. Ein aktuelles Beispiel ist das Land Baden-Württemberg. Hier wird über die kostenlose Bereitstellung eines Bilanzierungstools (BICO2BW) und den Ausbau von regionalen Energieagenturen, einschließlich der Schulung dieser Agenturen zur Unterstützung des Monitorings kleinerer Kommunen, die Top-Down-Bilanzierung der Kommunen unterstützt. Gleichzeitig wurden über das Landes-Klimaschutzgesetz22 alle Kommunen verpflichtet, die Energieverbräuche ihrer Liegenschaften jährlich in einer vom Land bereitgestellten elektronischen Datenbank „kom.EMS“ zu erfassen. Die Ergebnisse aus der Datenbank werden, zusammen mit weiteren Bilanzdaten der kommunalen Verwaltung, im BICO2BW zusammengefasst, so dass Doppelzählungen vermieden werden und Transparenz geschaffen wird. Gleichzeitig werden sowohl im BICO2BW als auch in den Klimasteckbriefen der Kommunen23 bereits Indikatoren mitgeführt, die den Übergang zum Monitoring auf Maßnahmenebene vorbereiten. Quelle: UBA / pgl
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