Langsame Förderzusagen, zu geringe Förderungen und aufwändige Dokumentationen sind aus Sicht der Energieberatenden die größten Herausforderungen, um die hohe Nachfrage nach Energieberatungen bedienen zu können. Energieberater:innen erleben diese Hürden alltäglich, da sie zu 62 Prozent Anträge zur Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) mit Vollmacht stellen und weitere 32 Prozent ihre Kunden bei Anträgen unterstützen. Das sind Ergebnisse der Marktuntersuchung „Monitor zur Klimawende“, die das Kölner Beratungsinstitut Sirius Campus mit dem Energieberatungsverband GIH durchgeführt hat. Dazu hat es 452 GIH-Mitglieder im Zeitraum von Februar bis März 2023 befragt. Ihre Verbesserungswünsche der Energieberater richten sich explizit an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausführkontrolle, das nur von einem Zehntel positiv, aber von der Mehrheit kritisch mit den Aussagen „schlecht“ oder „sehr schlecht“ benotet wird. Dagegen machen zwei Drittel gute Erfahrungen mit der KfW-Bank und beurteilen sie mit „gut“ oder „sehr gut“.
Über eine Millionen Energie-Effizienz-Beratungen in 2022
Auch der Handwerkermangel und ein hoher Beratungsbedarf bei einzelnen Kunden werden als Hürde für mehr Beratungen zur energetischen Sanierung erkannt. Vor allem größere und wachstumsorientierte Energieberatungsbüros sehen zu 40 Prozent den Personalmangel als Herausforderung für mehr Beratungen. Tatsächlich planen zwei Drittel der Energieberatungsbüros weiter zu wachsen. Im Durchschnitt hat ein Energieberatungsbüro im vergangenen Jahr 89 Interessenten zu einer energetischen Sanierung informiert. Die meisten Beratungen finden im Wohngebäudebereich, sehr häufig bei privaten Wohneigentümern, und seltener bei Nichtwohngebäuden, statt. Auf Basis von rund 13.000 Energieeffizienz-Experten in Deutschland wurden in 2022 somit rund 1,15 Millionen Energieeffizienz-Beratungen durchgeführt. Nach Aussagen der Energieberatenden führten rund drei Viertel, also 865 Tausend von diesen Beratungen zu einer geförderten Investition in ein energetisches Sanierungsprojekt.
Nachfrage nach Energieberatungen steigt
Fast die Hälfte der Energieberatenden haben eine gestiegene Nachfrage in den vergangenen zwölf Monaten erlebt. Größere Energieberatungsbüros erkennen sogar mehrheitlich den gestiegenen Bedarf. Sie planen deswegen ihr Beratungsangebot auszubauen und zusätzliches Personal zu rekrutieren. „Die weiter steigende Nachfrage nach Energieberatungen benötigt nicht nur geschultes Personal, sondern Vereinfachungen in den Antrags- und Bewilligungsprozessen für Förderungen,“ sagt GIH-Geschäftsführer Benjamin Weismann. Er hofft, dass die entsprechenden Gesetze und Förderungen in Kürze vereinfacht werden. Die Hälfte der Energieberatenden sprechen sich für die vereinfachte Lösung aus, ein einheitliches Förderprogramm gemessen an der Energieeinsparung oder Energiegewinnung für alle denkbaren Maßnahmen zu formulieren.
Wirksamkeit der Energieberatung lässt sich weiter optimieren
Fokussieren Energieberatende in ihren Gesprächen mit Haushalten und Unternehmen auf das Energiesparen, können sie weitaus mehr Interessenten für eine Investition überzeugen. Tatsächlich wird das Energiesparargument von drei Viertel am häufigsten, aber noch nicht flächendeckend genutzt. Weiterhin argumentieren Energieberatende mit der Nutzung staatlicher Förderungen und einem höheren Wohnkomfort. Klimaschutz und Geldsparen sind seltenere genutzte Argumente. „Einmal gekauft beziehungsweise erzeugte Energie einfach so wieder zu verlieren, aktiviert den Endowment-Effekt. Danach geben wir Menschen etwas ungerne wieder ab, was in unseren Besitz gekommen ist,“ erläutert Studienleiter Oliver Gaedeke von Sirius Campus, diesen psychologischen Effekt.
Energieberatende sehen hohen Bedarf an Zuschüssen
Vier Fünftel der Energieberatenden sehen einen finanziellen Zuschuss als Förderung mit der höchsten Anreizwirkung. Dabei werden mehrheitlich deutlich mehr als 20 Prozent der Investitionssumme als Zuschuss erwartet. Der Hälfte ist jedoch auch klar, dass staatliche Zuschüsse die Anbieter- und Handwerkerpreise steigen lassen. Tilgungszuschüsse für Förderkredite oder günstige Förderkredite erkennen nur wenigen Energieberatende als beste Fördermöglichkeit. „Die hohen Investitionssummen für Wärmepumpen und damit häufig notwendigen Dämmungen haben den Wunsch nach Zuschüssen gesteigert. Zuschüsse werden jedoch häufig von gutsituierten und interessierteren Haushalten abgeschöpft“, gibt Gaedeke zu Bedenken. Er hält es für wichtig, einkommensschwache Haushalte finanziell zu unterstützen, um die hohen Einsparpotenziale zu heben. Am 2. Juni veranstaltet Sirius Campus eine Online-Konferenz zur Klimawende, um die Motivation und Entscheidungstreiber für energetische Sanierungen in privaten Haushalten und die Sicht der Energieberatenden vorzustellen. Quelle: Sirius Campus / jb
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