Das neue Postquartier in Ravensburg ist für die Stadt der Türme und Tore ein bedeutsames Vorzeigeprojekt in Sachen nachhaltiges Bauen. In dem U-förmigen, viergeschossigen Neubau hat die AOK Gesundheitskasse Bodensee Oberschwaben ihren Sitz, weiter sind Büros, ein Supermarkt und ein Fitnessstudio untergebracht. Mit einem Primärenergiebedarf von gerade mal 115 kWh/(m2a) entspricht der 6300 m2 Büro- und Gewerbefläche umfassende Betonbau mit Tiefgarage den Kriterien des Passivhaus Instituts in Darmstadt, die den Gebäudekomplex zertifiziert hat. Das nachhaltige Gebäudekonzept bewertete die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen zudem mit einem Vorzertifikat in Silber. Die Energieversorgung erfolgt im Parallelbetrieb mittels eines Gas-Blockheizkraftwerks (BHKW) und einer Sole-Wärmepumpe. Das BHKW soll den nutzungsbedingt hohen Stromverbrauch des Bürogebäudes mit Ladenflächen durch die Eigenstromproduktion abdecken um damit Primärenergie einsparen. Die reversible Wärmepumpe sichert im Winter den Wärmebedarf und trägt im Sommer zur Kühlung der Betondecken bei. Zusätzlich zu dieser Bauteilaktivierung zum Heizen und Kühlen sind die Räume mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Den Erläuterungen von Dipl.-Ing. (FH) Simon Schmerker vom betreuenden Planungsbüro Herz & Lang aus Weitnau zufolge lag die größte Herausforderung darin, die Wärmebrücken auf ein absolutes Minimum zu reduzieren und auch bei der Gebäudehülle alle Einsparmöglichkeiten voll auszuschöpfen. Auf diese Weise gelang es den Planern, die Wärmeverluste, die aufgrund der Tiefgarage unvermeidlich sind, teilweise zu kompensieren.
Ein wesentlicher Baustein im Konzept waren die hochwärmegedämmten Jalousiekästen, die der Hersteller Joma speziell für Passivhäuser entwickelt hat. Die patentierte Lösung überzeugt mit einer minimalen Wärmeleitfähigkeit von = 0,031 W/(m2K) und erreicht somit die Wärmeleitfähigkeitsstufe WLS 031 – dem besten Wert aller derzeit am Markt erhältlichen Systeme. Der Einbau der Jalousiekästen klappte wie am Schnürchen: Dank der Montagelösung mit Eckwinkeln und den unterschiedlichen Anputzleisten konnte das Stuckateurteam Ravensburg die Jalousiekästen wie gefordert thermisch trennen und wärmebrückenfrei in das 30 cm dicke Wärmedämm-Verbundsystem integrieren. Weil sich das Element immer in der Dämmebene befindet, werden Wärmebrücken auf ein Minimum reduziert. Die Innenseiten des Jalousiekastens sind mit Premiumplatten kaschiert, was vor Insekten und Feuchtigkeit schützt. Jedes Element wird nach Maß gefertigt, wobei stets die Angleichung an das jeweilige Fensterprofil berücksichtigt wird. Zwei integrierte Anputzleisten sorgen für einen perfekten Anschluss des Außenputzes. Der Joma-Jalousiekasten ist für Fassadendämmungen ab 200 mm konzipiert, bei schmalen Schächten sind auch 180 mm möglich.
Damit die Angestellten in ihren Büros die Frischluftmenge und Temperatur der Komfortlüftung möglichst individuell einstellen können, wurden die einzelnen Nutzungseinheiten stockwerksweise und jeweils im Ost- und Westflügel separat mit einer eigenen Lüftungsanlage ausgestattet. Die außenliegende Verschattung der Fenster durch die individuell ansteuerbaren Jalousien vermeidet die sommerliche Überhitzung der Räume, zudem kann die Zuluft auf 25 °C heruntergekühlt werden. Daneben tragen die bauteilaktivierten Betondecken durch passive Kühlung über Erdwärmesonden ebenfalls ihr Scherflein zur Gebäudekühlung bei.
Joma Dämmstoffwerk
87752 Holzgünz
Tel. (0 83 93) 7 80