Um bewerten zu können, welchen energetischen Standard ein Gebäude erreichen kann, muss ein Planer oder Energieberater bei Neubauten den Energiebedarf berechnen beziehungsweise bei Altbauten das Einsparpotenzial einschätzen. Dazu greift er unter anderem auf die verfügbaren Standardwetterdaten zurück – so verwendet er zum Beispiel für ein Gebäude in Berlin im Zuge der Beratung das Berliner Standardklima. Abweichend von diesen gemittelten Klimadaten schwanken in der Realität sowohl am kältesten Tag im Winter als auch im Jahresmittel – jährlich und örtlich – die Temperaturen, während die Berechnungssoftware genau einen Datensatz für das Berliner Klima enthält. Üblich sind für Bilanzprogramme weniger als 50 Wetterdatensätze für das gesamte Bundesgebiet, in vielen Fällen beziehen sich Softwareprogramme und Normen dabei auf kaum mehr als 20 Standorte.
Gebäude in verschiedenen städtischen Lagen, im Zentrum oder am Stadtrand werden im Rahmen einer individuellen Energieberatung meist mit demselben Wetterdatensatz berechnet. Auch bei detaillierten Energieanalysen der Verbrauchswerte mit Korrelation von unterjährigen Messwerten zu Wetterdaten und ähnlichen Analysemethoden greift der Berater auf Wetterdaten zurück, die meist nicht exakt für den betrachteten Standort gelten. Um zu klären, welche Konsequenzen sich daraus ergeben, wird nachfolgend an einem fiktiven Einfamilienhaus und der Stadt Berlin der Einfluss des Lokalklimas auf die Energiebilanz aufgezeigt. Die daraus abgeleiteten Ergebnisse entstammen der Bachelorarbeit zweier Studenten [1], die zugleich Co-Autoren dieses Beitrags ...
Der Einfluss des städtischen Klimas auf den Energiebedarf