Förderangebote werden in vier Schwerpunkten gebündelt
Nach dem Konzept der Förderstrategie werden die haushaltsbasierten Förderangebote schrittweise bis zum Jahr 2020 reformiert. Zudem werden vier klare Förderschwerpunkte gebildet: Energieberatung, energieeffiziente Gebäude und Energieeffizienz in Industrie und Gewerbe sowie Wärmeinfrastruktur. Alle Förderangebote werden als modular aufeinander aufbauende Bausteine in diesen vier Förderschwerpunkten gebündelt. Das hat zur Konsequenz, dass bestehende Förderangebote zusammengefasst werden. So werden die zwei großen Förderprogramme im Gebäudebereich – das CO2-Gebäudesanierungsprogramm und das Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien im Wärmemarkt – zur Fördersäule „Energieeffiziente Gebäude“ zusammengefasst.
Dafür soll ein One-Stop-Shop eingerichtet werden, damit geeignete Förderangebote leichter gefunden werden und der Zugang zur Förderung erleichtert wird. Der Shop soll alle relevanten Informationen enthalten und Bürger sowie Unternehmen Schritt für Schritt von der Erstinformation über das Energiesparen bis zur Umsetzung einer Fördermaßnahme begleiten.
Stimmen aus der Branche zur Förderstrategie
- Bundesverband Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerker (GIH) „Mehr Übersichtlichkeit, Vereinfachung und Zusammenführung sind schon seit langem unser Anliegen. Wichtigste Neuerung ist der One-Stop-Shop, der es Verbrauchern, Handwerkern und Energieberatern ermöglicht, sich umfassend und aus einer Hand über Förderprogramme zu informieren“, so der GIH-Bundesvorsitzender Jürgen Leppig. Entscheidend sei auch, dass Mittel zentral beantragt werden können. Kritisch sieht der GIH jedoch die häufigen kurzfristigen Änderungen an Förderprogrammen: „Kunden, die bereits eine Förderung ins Auge gefasst haben, bekommen dann zu hören, dass ihr gewähltes Programm nicht mehr gilt.“
- Das Deutsche Energieberater-Netzwerk (DEN) hat die Förderstrategie als einen ersten und wichtigen Schritt zu mehr Transparenz und Vereinfachung des bislang komplizierten Systems an Förderangeboten begrüßt. „Die neue Förderstrategie des BMWi sorgt u.a. für eine neue Ordnung in einem historisch gewachsenen, aber bislang für Außenstehende schwer durchschaubaren System von Zuständigkeiten. Es ist gut und nachvollziehbar, künftig die Fördermittelangebote für die Adressaten zu bündeln. Das erhöht die Akzeptanz bei allen Beteiligten“, so der DEN-Vorsitzende Dipl.-Ing. Hinderk Hillebrands. Als ausgesprochen lobenswert bewertet das DEN, dass die Qualitätssicherung durch eine Ausweitung der Baubegleitung durch qualifizierte Fachleute gewährleistet werden soll.
- Die Deutsche Energie-Agentur (dena) sieht die neue Förderstrategie als einen Schritt nach vorn, um mehr Struktur und Übersicht in die Förderung zu bekommen. Bei der konkreten Ausgestaltung der Strategie sei es nun wichtig, die Förderung eng mit guter fachlicher Beratung zu verzahnen. Bei neuen Brennwertheizungen ohne gleichzeitige Installation erneuerbarer Energien hält die dena es allerdings für kontraproduktiv, die Förderung wie angekündigt innerhalb von nur zwei Jahren auslaufen zu lassen. Besser wäre es, die Förderung über einen längeren Zeitraum mit einer klaren Perspektive und eindeutig beschriebenen Schritten auslaufen zu lassen.
- Zukunft Erdgas „Wenn diese Förderstrategie umgesetzt wird, wird die energetische Modernisierung massiv ausgebremst“, warnt Dr. Timm Kehler, Vorstand der Branchenvertretung. „Die mit Abstand wichtigste Maßnahme für mehr Klimaschutz in Gebäuden ist der Einbau hochmoderner Gas-Brennwertheizungen, wo sie veraltete Technik oder andere, klimaschädlichere Energieträger ersetzen. Dies steht so auch im Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung. […] Es wäre ein fataler Fehler der Bundesregierung, diese äußerst wirksame Maßnahme zu beenden. Es kann doch nicht sein, dass der Klimaschutzplan 2050 ein halbes Jahr nach seiner Veröffentlichung bereits Makulatur ist.“ Zustimmung äußert die Branchenvertretung zur Zielstellung, die Förderung so unbürokratisch und schlank wie möglich zu gestalten.
- Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO) „Wir kritisieren, dass Heizungsmodernisierungen mit Brennwerttechnik spätestens ab 2020 nicht mehr gefördert werden sollen. Statt die Anreize zur Effizienzverbesserung in den Heizungskellern zu erhöhen, plant man deren Streichung. Das ist nicht nachvollziehbar und wird die ohnehin noch zu niedrige Modernisierungsrate weiter drosseln“, beklagt IWO-Geschäftsführer Adrian Willig. „Zudem haben Brennwertheizungen langfristig sogar eine klimaneutrale Perspektive. Derzeit wird an neuen, treibhausgasreduzierten Energieträgern geforscht, die dann in diesen hocheffizienten Heiztechnologien zunehmend genutzt werden könnten. Investitionen in neue Brennwertheizungen sorgen daher nicht, wie von manchen befürchtet, für Lock-In-Effekte.“
- Bundesverband Wärmepumpe (BWP) „Die Förderung für saubere Wärme war noch nie so gut wie jetzt, aber auch noch nie so kompliziert. Eine Vereinfachung tut daher dringend not. Zudem setzt die Bundesregierung mit dem überfälligen Ausstieg aus der Förderung für rein fossile Anlagen ein deutliches Zeichen, denn rein fossile Heizsysteme – auch effiziente – blockieren mittel- bis langfristig die Dekarbonisierung im Gebäudesektor“, sagt BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel. Attraktive Förderprogramme im Bereich der Gebäudesanierung können nach Meinung des BWP allerdings nur greifen, wenn der Strompreis im Wärmemarkt wettbewerbsfähig gegenüber den fossilen Brennstoffen wird. „Es ist schwer nachzuvollziehen, dass im Strom sämtliche Kosten der Energiewende abgeladen werden, während fossile Brennstoffe kaum belastet werden. Nur durch faire Rahmenbedingungen kann mittelfristig die notwendige Dynamik am Wärmemarkt entfacht werden. Dies muss eine der ersten Maßnahmen der neuen Bundesregierung sein“.
- Bundesverband Geothermie „Die Absicht stimmt, aber das Tempo nicht. Nur durch den zügigen Austausch von fossilen Heizungen durch erneuerbare Heizsysteme erreichen wir die angepeilten Ziele. Jetzt und nicht morgen werden die Weichen für die Erneuerbare Wärmewende gestellt. Umso bedauerlich ist es, dass klimaschädliche, fossile Heizsysteme weiterhin finanziell unterstützt werden und Hybridanlagen auch noch nach 2020 gefördert werden können“, kritisiert der Verbandspräsident Dr. Erwin Knapek. „Die Zeit ist knapp. Daher sollte die Bundesregierung sich auch mit einem Verbot des Einbaus von Öl- und Gasheizungen bei Neubauten und Sanierungen beschäftigen – so wie es andere Länder bereits praktizieren. Jede fossile Heizung, die heute eingebaut wird, fehlt den Klimaschutzzielen von morgen.“
- Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) „Die Förderung ausschließlich auf fossilen Energieträgern basierende Heiztechnik auslaufen zu lassen ist richtig und längst überfällig, dies muss auch für den fossilen Anteil bei Hybridanlagen gelten“, sagt Harald Uphoff, kommissarischer Geschäftsführer des BEE. „Der Subventionierung des fossilen Zeitalters im Heizungskeller gehört so schnell wie möglich ein Ende gesetzt. Ein Fördersystem, das mit dem Klimaschutzplan 2050 im Einklang stehen will, darf zwar offen für alle Technologien, nicht aber für alle Brennstoffe sein.“
- Der Bundesverband der deutschen Heizungsindustrie (BDH) bewertet geplante Zusammenlegung der KfW-Programme mit denen des Marktanreizprogramms (MAP) und die damit erwartete einhergehende Vereinfachung der Förderlandschaft sowie die weiterhin vorgesehene Förderung von Hybridsystemen positiv. Kritisch sieht der Verband den 2019 geplanten Förderstopp für Brennwertheizkessel. „Dieser Ausschluss kommt deutlich verfrüht und setzt ein falsches politisches Signal. Die Heizungsindustrie teilt die Auffassung, dass mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien künftig die Bedeutung von Wärmepumpen, die sich im Neubau bereits durchgesetzt haben, auch im Bestand deutlich zunehmen wird. Doch auf dem Weg hin zu einem klimaneutralen Gebäudebestand im Jahr 2050 stehen wir noch vor mindestens zwei Sanierungszyklen. Zunächst aber müssen die Ziele für 2030 erreicht werden, und dazu muss die Modernisierungsrate schnellstens spürbar gesteigert werden. Das wird nicht funktionieren, wenn die Brennwerttechnik mit ihren 90 Prozent Marktanteil durch Ankündigung des Förderstopps schon jetzt diskriminiert wird. So wird der seit Jahren anhaltende Modernisierungsstau zementiert, viele potenzielle Investoren werden die Modernisierung ihrer Altanlagen gänzlich unterlassen“, warnt BDH-Hauptgeschäftsführer Andreas Lücke.
- Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) „Endlich nimmt sich die Bundesregierung der Lichtung des Förderdschungels an und will es Unternehmen und Bürgern leichter machen, vorhandene Förderangebote zu nutzen. Ihrem Vorsatz ‚Efficiency First‘ wird sie aber noch nicht gerecht, solange die Förderung von EEG-Strom und Energieeffizienzmaßnahmen nicht auf Augenhöhe stattfindet. Nur wenn die Erzeugung auf einen effizienteren Bedarf abgestimmt wird, kann die Energiewende wirtschaftlich gelingen. Das muss sich auch in der Förderung widerspiegeln“, mahnt Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der Deneff.