Bundesbauministerin Klara Geywitz betonte in ihrem Grußwort zur Preisverleihung, dass der Holzbau ist in den vergangenen Jahren zu einer der wichtigsten Optionen beim Bauen für Architekten geworden sei. „Er vereint viele Vorzüge in sich: Er ist überwiegend optisch sehr ansprechend, klimaschonend und oft in der Bauzeit schneller umsetzbar, was Kosten spart. Zudem ist er häufig das einzige gangbare Material, wenn es um Aufstockung bei Bestandsgebäuden geht.“ Damit sei Holz eine der Ressourcen, um Nachverdichtung bei knappem Wohnraum zu ermöglichen, Fläche zu sparen und damit die Umwelt zu schützen.
„Das Bewusstsein für effizientes und umweltschonendes Wohnen nimmt stetig zu“, machte Karl Hoffmeister, Vorstandsmitglied Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes deutlich. „Dabei beweist der Baustoff Holz seine Vielseitigkeit und Wirtschaftlichkeit, ob bei Großprojekten oder im Ein- und Zweifamilienhaus.“
Fachjury bewertete 149 Projekteinreichungen
Die Einreichungen zeigen, dass neben Kindergärten auch immer mehr Schulgebäude in Holzbauweise errichtet werden. Gerade bei Schulen ist oft eine schnelle Bauabwicklung durch elementiertes Bauen gefragt. In den Städten etabliert sich der mehrgeschossige Holzbau mit bis zu sieben Geschossen. Dabei handelt es sich meist um Wohn- und Bürogebäude. Eingereicht wurden auch Projekte, bei denen die nachhaltige Nutzung vorhandener Bausubstanz durch Aufstockung oder Erweiterung in Holzbauweise umgesetzt wurde. Aufgrund der oft fehlenden statischen Reserven im Bestand kann der Holzbau seine Stärken durch enorme Gewichtseinsparungen ausspielen. Die Jury zeichnete nach eintägiger Sitzung drei Projekte mit dem Deutschen Holzbaupreis aus und sprach zehn weiteren Bauwerken Anerkennungen zu.
Im Freiburger Stadtteil Weingarten ist es gelungen, eine städtebaulich sensible Situation zu verbessern, indem stark verdichtet kostengünstiger Wohnraum, ein Kindergarten und im Sockelgeschoss ein Supermarkt geschaffen wurden. Die eigentliche Innovation bilden die komplett in Holzbauweise errichteten Obergeschosse eins bis sieben, inklusive der Treppenhäuser und des Aufzugschachts. Für die Gebäudeklasse 5 ist das bisher einmalig. Hier entstanden überwiegend barrierefreie und sozialhilfefähige Wohnungen unterschiedlicher Größe.
Holztafelbauweise spart Material
Neben den vielen neuartigen Details dieses Gebäudes – insbesondere für den Brandschutz – ist der Einsatz der Holztafelbauweise bemerkenswert, durch die sich eine Materialeinsparung von 44 Prozent gegenüber der Holzmassivbauweise erzielen ließ, die lediglich für die Erschließungskerne zum Einsatz kam. Einmalig ist auch der Einsatz einer brennbaren, aber schwerentflammbaren Weichfaserplattendämmung bei den Außenwänden. Schon selbstverständlich war die kurze Bauzeit dank des hohen Vorfertigungsgrads auf einem relativ engen Bauplatz. ‚Buggi‘ ist deutschlandweit der erste FSC-zertifizierte Holzbau, da das verbaute Holz aus heimischer und nachhaltiger Forstwirtschaft stammt.
Im Stil der klassischen Moderne erhielt die hessische Stadt Hainburg ein neues Rathausgebäude, dass in der Formensprache eher an einen repräsentativen Pavillon erinnert, als an eine klassische Verwaltung. Eine großzügig über die Gebäudeecke geführte Rücknahme des Erdgeschosses leitet die Besucher klar, barrierefrei und wettergeschützt in das Rathaus. Dahinter schließt ein gebäudehoher offener Lichthof an, der den Bau nicht nur im Kern mit Frischluft und Tageslicht versorgt, sondern auch ein attraktives Atrium bildet. Der Außenraum vor den Versammlungsräumen wird so gleichzeitig auch zum Innenraum.
Durch einen weiteren Innenhof scheint das Gebäude allseits von natürlichem Licht durchflutet zu sein. Alle am Bau Beteiligten schufen hier einen Baukörper von großer Leichtigkeit mit herausragender Aufenthaltsqualität. In diesem Sinne ist der Holzbau nicht nur Bestandteil der Konstruktion, sondern auch gestaltendes Element im Innenraum. Die vertikal strukturierte Fassade erhielt eine Verkleidung aus bronzierten Blechen. Das darauf fallende Tageslicht macht das neue Rathaus endgültig zu einem Holzbau-Schmuckstück von hoher architektonischer Qualität und Preiswürdigkeit.
Ein Bürogebäude der 1970er Jahre wird für den Deutschen Alpenverein zu einem neuen, wegweisenden Standort. Planer und Auftraggeber setzten statt Abriss auf die Nutzung der grauen Energie des alten Betonbaukörpers. Dieser wurde entkernt und um zwei zusätzliche Geschosse, einen Konferenzsaal im Erdgeschoss und ein über alle Geschosse offenes Atrium mit Treppenhaus ergänzt.
Schon allein die Aufstockung des Gebäudes war nur möglich durch das relativ geringe Gewicht der Holzbauweise. Eine Pfosten-Riegel-Fassade bildet die komplett neue Gebäudehülle. Sie übernimmt nun die Verschattung und vor allem die Lüftung des Gebäudes, und das ohne jeglichen Einsatz von mechanischen Elementen. Zusätzlich ermöglicht ein außen vorgestelltes Holzgerüst die Begrünung des Gebäudes.
Den Planern ist es gelungen, ein hochmodernes Bürogebäude mit einer intelligenten, nachhaltigen Low-Tech-Lösung für die Lüftung zu schaffen. Gebäude dieser Art aus den 1960er bis 1980er Jahren sind in unseren Städten zahlreich anzutreffen und verlangen dringend nach energetischer und funktioneller Ertüchtigung. Die Jury sieht in dem Projekt ein sehr gelungenes Beispiel mit hohem Potenzial für den Einsatz des Holzbaus. Quelle: Deutscher Holzbaupreis / pgl