Der 102 Meter lange, fünfgeschossige Gebäuderiegel in der Albert-Schweitzer-Straße 2-14 in Ludwigsfelde bei Berlin erhält eine neue Gebäudehülle aus 228 Holzfassadenelementen mit Wärmedämmung und dreifach verglasten Fenstern. Die mit einer Oberfläche aus Faserzement versehenen Bauteile sind im Werk vorgefertigt und müssen auf der Baustelle nur noch montiert werden. Da die Arbeiten vor Ort schnell gehen und der Eingriff in die Wohnungen minimal ist, können die Mieterinnen und Mieter in den Wohnungen bleiben. Nach der Sanierung wird sich die Energieeffizienz des Plattenbaus vom energetischen Mittelfeld C auf das ambitionierte Neubau-Niveau A+ verbessern. Der Primärenergiebedarf und CO2-Ausstoß sinken um rund 65 Prozent. „Das Projekt kann zur Blaupause für die schnelle, wirtschaftliche und mieterfreundliche Sanierung großer Plattenbaubestände in Deutschland und Osteuropa werden“, erklärt Nico Gorsler, Teamleiter des Kompetenzzentrums Serielles Sanieren der Deutschen Energie-Agentur (Dena).
Serielle Sanierung bringt bilanziell Netto-Null
Rund 6,7 Millionen Euro investiert die Wohnungsgesellschaft Ludwigsfelde Märkische Heimat. Abzüglich der Tilgungszuschüsse aus der Bundesförderung für effiziente Gebäude und des seriellen Sanierungsbonus sowie der zinsvergünstigten KfW-Kredite belaufen sich die Sanierungskosten auf 740 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Wie die meisten Plattenbauten ist auch der Gebäuderiegel in Ludwigsfelde an das öffentliche, weitestgehend fossil beheizte Fernwärmenetz angeschlossen. Eine Photovoltaikanlage mit 82 Kilowatt Leistung soll die Energiebilanz verbessern. „Rein rechnerisch reduziert die Produktion und Einspeisung der erneuerbaren Energien vom Dach die CO2-Emissionen der fossilen Energieträger aus dem Fernwärmenetz um 50 Prozent. Bilanziell ist das Gebäude somit ein Null-Emissionshaus“, erläutert Kaarel Väer, Geschäftsführer des ausführenden Sanierungsunternehmens Seeria Renova. Zur weiteren CO2-Reduktion tragen die 228 Fassadenelemente aus Holz bei, die dauerhaft über 100 Tonnen Kohlendioxid binden.
Plattenbau eignen sich besonders zur seriellen Sanierung

Dena/Claudius Pflug
Mit rund 650.000 Wohneinheiten ist der WBS 70 der meistgebaute Plattenbautyp der DDR. Da Plattenbauten bereits nach den Prinzipien der seriellen und modularen Vorfertigung geplant und in Großtafelbauweise errichtet wurden, sind sie optimal für die serielle Sanierung geeignet. Der kompakte Baukörper der zumeist fünf- bis sechsgeschossigen Gebäude sowie das vordefinierte Fassadenraster von sechs Meter mal 2,80 Meter bieten beste Voraussetzungen. Die für den WBS 70-Plattenbau in Ludwigsfelde entwickelte serielle Sanierungslösung lässt sich auch auf den Plattenbautyp P2 sowie die QP-Serie übertragen und kann somit mehr als 50 Prozent des ostdeutschen Plattenbaubestands auf Klimakurs bringen. Quelle: Dena / jb