„Jede 5. Wohnung schimmelt“ – mit dieser oder ähnlichen Schlagzeilen wird im Internet oder in vielen Publikationen der Eindruck erweckt, dass 20 Prozent der Wohnungen in Deutschland ein Schimmelpilzproblem haben. In einigen Veröffentlichungen ist sogar von bis zu 40 Prozent die Rede. Den Nachweis dieser Aussagen bleiben die Quellen schuldig. Fakt ist, dass es keine offiziellen Zahlen über den Schimmelpilzbefall in deutschen Wohnungen gibt, weder vom statistischen Bundesamt noch einer der Fachbehörden wie zum Beispiel dem Umweltbundesamt oder Gesundheitsbehörden. Dieses Wissensdefizit schließt nun die erste repräsentative Marktstudie über Schimmelpilze in Wohnungen in Deutschland und schafft auf Grundlage von empirischen Daten eine fundierte Entscheidungsgrundlage für Fach- und Führungskräfte in der Bau-, Wohnungs- und Immobilienwirtschaft.
So wurde die Marktstudie zu Schimmelpilzbefall durchgeführt
In den letzten 24 Monaten ist laut den Initiatoren die derzeit einzige Marktstudie über Schimmelpilze in Wohnungen entstanden. Hierzu wurden knapp 300 Betroffene und Experten aus dem gesamten Bundesgebiet zu ganz unterschiedlichen Themen befragt. Durch die Beantwortung eines qualifizierten Fragenkatalogs von über 70 spezifischen Fragen ergibt sich ein repräsentativer Überblick sowie gültige Aussagen über die Situation in deutschen Wohnungen hinsichtlich Feuchteschäden und Schimmelpilzbefall in über 476.000 Wohnungen.
Damit wurden seit über 25 Jahren erstmals empirische Daten über die Erkennung, Analyse und Bewertung, Ursachen sowie der Sanierung und Vorbeugung von Schimmelpilzen in Wohnungen erhoben. Angaben über gesundheitliche und rechtliche Aspekte runden die 130 Seiten umfassende Marktstudie ab. In einem Sonderteil wurden Daten über den Zusammenhang zwischen Armut, Arbeitslosigkeit und/oder einem Migrationshintergrund mit Feuchteschäden und Schimmelpilzbefall erhoben.
Wo Schimmelpilzbefall am häufigsten auftritt
Die Datenerhebung fand sowohl im Neubau als auch im Altbau statt. Im Altbau waren sowohl sanierte als auch unsanierte Gebäude betroffen. Auffällig oft wurde Schimmelpilzbefall in teilsanierten Altbauten festgestellt. Von den Räumen waren Badezimmer, vor allem innen liegende Bäder ohne eigene Fensterlüftung, besonders häufig von Schimmelpilzbefall betroffen (32 Prozent) – hier insbesondere die Fugen im Nassbereich (Dusche) – gefolgt vom Schlafzimmer (24 Prozent) und dem Kinderzimmer (18 Prozent). Schimmelpilzbefall trat in Mehrfamilienhäusern und Wohnblocks deutlich stärker auf als in Ein- oder Zweifamilienhäusern. Auffällig ist, dass Schimmelpilze vor allem in Sozialwohnungen auftreten, die von fünf oder mehr Personen bewohnt werden und/oder durch Bewohner in Armut oder mit einem Migrationshintergrund.
➡️Auch interessant: Häufigste Irrtümer bei Schimmel in der Wohnung
In Deutschland sind etwa zehn Prozent der Wohnungen von Schimmelpilzbefall betroffen. Dies entspricht ca. 4,3 Millionen Wohnungen pro Jahr. Davon werden je nach Ausmaß des Befalls zwischen zehn bis 20 Prozent professionell saniert. Knapp vier Fünftel aller Feuchteschäden und/oder Schimmelpilze in Wohnungen haben ihre Ursache in baulich bedingten Defiziten. Hierzu gehören Wärmebrücken sowie Bauschäden und/oder eine hohe Restfeuchte. Dem Wohn- und Lüftungsverhalten konnten eindeutig nur zirka 20 Prozent der Fälle zugeordnet werden.
Bei der Ursachenbekämpfung mangelts
Erstaunlich ist, dass in zwei von drei Fällen keine weiterführenden Untersuchungen vor der Beseitigung des Schimmelpilzbefalls durchgeführt werden. Ebenfalls fällt auf, dass in den meisten Fällen nur die Symptome bekämpft und nicht die Ursachen beseitigt werden, die zum Schimmelpilzbefall geführt haben. Die sogenannte Pinselsanierung dominiert die Schimmelpilzsanierung, obwohl den meisten Befragten bekannt ist, dass dies keine dauerhafte oder nachhaltige Sanierung darstellt. Quelle: www.schimmelpilzexpertise.de / ml