Während viele Länder bis vor kurzem einen Immobilien- und Baupreisboom erlebt haben, ist die Situation in Deutschland ganz anders, wie Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen. Hierzulande können sich Bauherren schon seit einem Jahrzehnt über große Erfolge beim kostengünstigen Bauen freuen. Auch wenn 2006 für neu genehmigte Eigenheime 1239 Euro/m² rund 1% mehr veranschlagt wurde als im Jahr vorher, beträgt der Kostenvorsprung gegenüber 1995 beachtliche 7%. Alle Bauformen sind nach Angaben von LBS Research günstiger geworden, am deutlichsten Doppel- und Reihenhäuser.
Deutlich niedrigere Quadratmeterkosten im Osten
Bemerkenswert ist nach Auskunft von LBS Research, dass bei den Baukosten die Rückgänge im letzten Jahrzehnt mit teils über 20% in den neuen Ländern besonders ausgeprägt waren, also keineswegs eine West-Ost-Angleichung stattfindet. Dieser Trend hat sich auch 2006 fortgesetzt: In den neuen Ländern wurden mit 1055 Euro/m² lediglich 7 Euro/m² mehr veranschlagt als im Jahr zuvor, im ehemaligen Bundesgebiet stiegen die durchschnittlichen Kosten dagegen um 13 auf 1273 Euro/m². Der Preisrückstand im Osten bleibt damit bei rund 17%.
Kostenvorteil in Fläche umgewandelt
Den Kostenvorteil investierten Bauherren in den neuen Bundesländern gleichsam in die Wohnfläche: Mit 117 m² (nur noch 10 m² weniger als im Westen) waren genehmigte Reihenhausobjekte 2006 im Durchschnitt um 5 m² größer als im Vorjahr. Damit kamen die Reihenhäuser in den neuen Ländern erneut auf reine Baukosten von rund 102.000 Euro. Doppelhäuser in den neuen Bundesländern wurden nahezu unverändert mit 971 Euro/m² veranschlagt. In den Planungen wurden für frei stehende Einfamilienhäuser Kosten von 1072 Euro/m² vorgesehen. Da dieser Betrag sogar hinter dem durchschnittlichen Kosten für Reihenhäuser im Westen (1120 Euro/m²) zurückbleibt, liegt es nach Einschätzung von LBS Research nahe, dass viele Interessenten in den neuen Ländern bei gleichzeitig niedrigen Grundstückspreisen stärker auf das freistehende Objekt setzten: 87% der Neubauten entstehen dort als Einzelhaus, verglichen mit lediglich knapp 66% in den alten Bundesländern.
Grundstückssparende Bauformen im Westen
20% der Eigenheimer setzen im Westen aufs Doppelhaus, weitere 15% auf ein Reiheneigenheim. Neben den Kostenvorteilen, die beim Reihenhaus gegenüber freistehenden Objekten 13% ausmachen, ist es nach Einschätzung von LBS Research auch die Knappheiten bei den Grundstücksflächen vor allem in den westdeutschen Ballungsräumen, die viele Bauherren zu grundstückssparenden Bauformen bewegen. Da nach der Statistik die durchschnittlichen Wohnflächen der neuen Eigenheime in den alten Ländern um rund 14% größer sind, müssen Bauherren in Ostdeutschland nur 73% der „Westpreise“ veranschlagen: Mit 133.000 Euro liegen sie um glatte 50.000 Euro niedriger als im Westen (183.000 Euro). Die unterschiedlichen Grundstückspreise sind in diesen Zahlen noch nicht berücksichtigt, sie beziehen sich auf die reinen Baukosten, ohne Bauland und Baunebenkosten.
Kompaktes Bauen spart nicht immer
Wie LBS Research ergänzend mitteilt, gilt die Formel „Kosteneinsparung durch kompakte Bauweise“ offensichtlich nicht generell. Denn im Geschosswohnungsbau kostete der Quadratmeter 2006 in den alten Ländern mit 1235 Euro gerade einmal 80 Euro weniger als bei freistehenden Einfamilienhäusern, aber gut 10% mehr als in neuen Reihenhäusern. In Ostdeutschland ist die Situation noch deutlicher: Mit 1066 Euro kommt der Quadratmeter auf der Etage bis auf 6 Euro an die Kosten bei freistehenden Eigenheimen heran, und gegenüber Reihenhäusern ist der Quadratmeter für Miet- oder Eigentumswohnungen sogar 22,5% teurer.
Wie stark die Bauherren weiterhin auf die Kosten achten, zeigen nach Auskunft der LBS-Experten auch die ersten verfügbaren Daten für 2007: Während die Baupreise als solche im vergangenen Jahr aufgrund von Mehrwertsteuererhöhung und teureren Rohstoffen um 7% in die Höhe gingen, wurden bei den Genehmigungen mit 1255 Euro/m² nur gut 1% mehr kalkuliert als 2006. GLR
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