Rund 7500 falsch montierte Schwerlastdübel haben dazu geführt, dass die beiden Reaktorböcke im Atomkraftwerk Biblis mehrere Monate lang stillstehen. Das Beispiel zeigt, wie wichtig Qualitätssicherung am Bau ist.
Eigentlich will der Energiekonzern RWE den Block A im hessischen Atomkraftwerk Biblis bis 2011 am Netz lassen. Mehr als drei Jahre länger als es der Atomkonsens vorsieht. Erst kürzlich wurde beim zuständigen Bundesumweltministerium eine umstrittene Laufzeitverlängerung durch Übertragung von Strommengen des stillgelegten Atommeilers Mülheim-Kärlich beantragt. Laut RWE sei der Weiterbetrieb „sicherheitstechnisch voll verantwortbar“. Besonders unterstützen dürften die „Dübel-Probleme“ (Die Welt) diese Behauptung nicht. Immerhin sind laut hessischem Umweltministerium aus einer Stichprobe von 750 Dübeln, die zentrale Rohrleitungen erdbebensicher aufhängen sollen, bei etwa jedem zweiten Montagemängel aufgefallen. „Ungeheuerlich“ beklagt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Hessischen Landtag: „Erst sieben Jahre nach Einbau der Dübel im Jahr 1999 sind die Mängel festgestellt worden.“
Kleine Sache, große Wirkung. Qualitätssicherung im Planungs- und Bauprozess ist zwingend erforderlich, um die eigene Geschäftsgrundlage abzusichern. Es würden auch bereits falsch oder zuwenig gesetzte Dübel zur Verankerung bzw. Sicherung einer Außenwanddämmung ausreichen, um nach einem kräftigen Herbststurm als Planer oder Berater durch die gesamtschuldnerische Haftung wirtschaftlich in die Schieflage zu geraten. Auch eine undichte Gebäudehülle mit vorgestelltem Trockenbau macht aus einem Eigenheim mitunter schnell eine Bauruine, gesundheitliche Folgen durch Schimmel an den Mangelstellen nicht ausgeschlossen. Die Liste ließe sich lange fortsetzen. Auf der anderen Seite ist die Qualitätssicherung am Bau als Zusatzauftrag ein durchaus lukratives Geschäftsfeld, siehe GEBÄUDE-ENERGIEBERATER 10-2006 und wird in einigen Regionen von Wohnungsbauunternehmen bei Neubau und Modernisierung schon fast standardmäßig beauftragt. GLR
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