„80 Millionen Verschwender“ lautet die Überschrift eines Artikels vom 23. März in DIE ZEIT. Michael Thumann und Fritz Vorholz kommen in ihrem Bericht zu einer einfachen Erkenntnis: Wichtiger als neue Kraftwerke sind sparsame Bürger und Unternehmen. Zwei besonders wichtige Punkte, für die sich künftig auch Energieberater stärker engagieren müssen, sind der Hydraulische Abgleich und Energie sparende Umwälzpumpen:
>>Hydraulischer Abgleich ist ein sperriger Begriff. Ein nicht alltäglicher. Dass aber viele Klempner damit nichts anzufangen wissen, ist in den Zeiten der Energieunsicherheit eigentlich ein Skandal. „Ein Manko“, wie Eckhard Stein höflich sagt. Stein ist selbst Klempner, Obermeister der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik in Wilhelmshaven. Das Manko, von dem er spricht, kostet unglaublich viel Energie und Geld. Eine Heizungsanlage hydraulisch abzugleichen heißt, Pumpen und Ventile so einzustellen, dass die im Heizkessel erzeugte Wärme optimal genutzt wird. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, um die sich indes niemand kümmert. Keine Bauaufsicht. Kein Bauherr. Kaum ein Handwerker. Der hydraulische Abgleich, sagt Stein, sei „einfach in Vergessenheit geraten“.
Ein Zufall machte den Wilhelmshavener Obermeister zum Forscher in dieser Angelegenheit. Mit Hilfe der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und anderer Partner untersuchte er, wie viel Heizenergie sich durch bloßes Pumpen- und Ventil-Einstellen sparen lässt. Ergebnis: Gut zehn Prozent sind immer drin – für ein paar Arbeitsstunden. Klempner bohren zwar nicht nach Öl und Gas. Aber wenn sie Heizungen einstellen, sparen sie, hochgerechnet auf ganz Deutschland, rund eine Milliarde Kubikmeter Erdgas, gut 600 Millionen Liter Heizöl und dazu einige Tonnen Kohle. Klempner könnten also Energiesicherheit produzieren.
Sie können sogar Kraftwerke überflüssig machen. Jede Heizung verbraucht so genannten Pumpenstrom. Heizungspumpen sind in vielen Haushalten sogar der gefräßigste Stromverbraucher. Etwa 20 Millionen gibt es in Deutschland, sie beschäftigen mehr als zwei Großkraftwerke und damit eines zu viel. Denn mittlerweile gibt es Pumpen, die sich mit weniger als der Hälfte des durchschnittlichen Strombedarfs begnügen. Hersteller wie Grundfos oder das Dortmunder Unternehmen Wilo bieten solche Hocheffizienzgeräte an. Die schlauen Pumpen sind zwar teurer als die dummen; aber die niedrigeren Stromkosten machen die höheren Anschaffungskosten schon nach zwei bis drei Jahren wett. Danach werden ihre Besitzer rund sieben Jahre lang reicher. Trotzdem läuft das Geschäft mit den Hocheffizienzpumpen ausgesprochen zäh.
Warum? Weil seine Heizungspumpen ein „no interest-Produkt“ sind, sagt der Wilo-Vorstandsvorsitzende Horst Dieter Elsner. Jährlich fast zwei Millionen Mal werden in Deutschland Pumpen ausgetauscht, eigentlich eine gute Gelegenheit, den Fortschritt in die Heizungskeller einziehen zu lassen. Doch meistens verstreicht die Chance ungenutzt, Wilo muss zu zwei Dritteln alte Technik verkaufen. Der Grund: Die Hauseigentümer wollen zwar warme Häuser, kennen sich aber mit Pumpen nicht aus – während die Installateure die guten Pumpen zwar vielleicht kennen, aber vor der Herausforderung kapitulieren, die etwas teureren Produkte dem Kunden zu verkaufen. „Bums, haben sie wieder die alten Pumpen“, sagt Horst Dieter Elsner.
Und, bums, läuft das Kraftwerk weiter, um sie mit Strom zu versorgen.
Anmerkung: Dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) liegen die Erkenntnisse des in dem Artikel genannten DBU-Projekts „OPTIMUS“ seit Monaten vor. Der am Projekt maßgebliche beteiligte Prof. Dr.-Ing. Dieter Wolff, Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel, hat aus den Ergebnissen im letzten Jahr zwei Empfehlungen für die Energieeinsparverordnung abgeleitet:
- Wohngebäude mit Baujahren nach 1978 sowie mindestens auf diesen Stand modernisierte Gebäude sollen in Verbindung mit einer Qualitätssicherung der Anlagentechnik in der EnEV einen Bonus für den Heizwärmebedarf von 10 kWh/(m² a) erhalten.
- Alle Gebäude mit Qualitätssicherung der Anlagentechnik sollen einen Bonus beim Hilfsenergiebedarf von 0,3 kWh/(m² a) erhalten.
So wird der Verbraucher wohl in den nächsten Jahren nur eher zufällig mit der besonders wirtschaftlichen Qualitätssicherung der Anlagentechnik in Berührung kommen. Schade. Ein wieder belebter Hydraulischer Abgleich könnte schnell und einfach den CO2-Ausstoß im Gebäudebereich senken und gleichzeitig das Thema Energieberatung zum Endverbraucher transportieren. Das DIN V 18599 entsprechende Faktoren kennt, stimmt übrigens. Allerdings wurden sie zunächst unwirksam gemacht. Außerdem wird die neue EnEV die Vornorm nicht für Wohngebäude in Bezug nehmen. So wird die Bonifizierung für einen Marktanreiz wohl noch warten müssen. GLR
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