Auch wenn es mindestens ebenbürtige Argumente für die kontrollierte Wohnraumlüftung gibt: Im Zuge des energiesparenden Bauens und Sanierens ist sie heute aus der Bauplanung nicht mehr wegzudenken und mittlerweile gibt es zur Umsetzung eine große Vielfalt hochentwickelter Lösungen.
Bis vor Kurzem galten zentrale Lüftungsanlagen noch als das Nonplusultra in der Wohnraumlüftung. Inzwischen sind aber dezentrale Lösungen mit großen Absatzsteigerungen auf dem Vormarsch, insbesondere in Deutschland und bei der Modernisierung. Nach Ansicht der Interessengemeinschaft dezentrale Wohnraumlüftung (IGDWL) könnte sich der Trend zu dezentralen Lösungen künftig noch verstärken, da inzwischen genauer untersucht wurde, wie sich die alternierende Betriebsweise dezentraler Push-Pull-Systeme auf die Effizienz des Luftaustauschs im Raum auswirkt.
Pendellüfter: „Nahezu ideale Mischlüftung“
Zwei wissenschaftliche Studien konnten dabei das Vorurteil, dass Pendellüfter für keinen oder nur geringen Austausch der Raumluft sorgen, widerlegen: Zum einen die Doktorarbeit von Dr. Alexander Merzkirch an der Universität Luxemburg, zum anderen das Forschungsprojekt EwWalt der RWTH Aachen mit der Unterstützung des ITG Dresden. Beide Studien zeigen laut IGDWL, dass die raumweise- und raumübergreifende Lüftung mit dezentralen Pendellüftungssystemen für eine nahezu ideale Durchmischung von alter und neuer Luft (Mischlüftung) sorgt.
In beiden Forschungsprojekten wurde näher untersucht, wie sich der alternierende Betrieb der Push-Pull-Lüftungssysteme auf die Lüftungseffizienz auswirkt. Merzkirch führte im Rahmen seiner Dissertation „Energieeffizienz, Nutzerkomfort und Kostenanalyse von Lüftungsanlagen in Wohngebäuden: Feldtests von neuen Anlagen und Vorstellung bedarfsgeführter Prototypen“ eine groß angelegte Analyse zur Funktion von Lüftungsgeräten durch. Dabei ermittelte er in einer Musterwohnung Lüftungseffizienzwerte für dezentrale Push-Pull-Systeme. Der Idealwert einer Mischlüftung von 0,5 wurde mit 0,45 dabei nahezu erreicht.
Kurz nach dieser Analyse wurde die Lüftungseffizienz dezentraler Geräte an der RWTH Aachen unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Dirk Müller erneut untersucht. Das Forschungsvorhaben EwWalt „Energetische Bewertung dezentraler Einrichtungen für die kontrollierte Wohnraumlüftung mit alternierender Betriebsweise“ forschte ab 2016 zwei Jahre lang zur Lüftungseffizienz und Beeinflussung der Wärmerückgewinnung bei Pendellüftern. Das Forschungsprojekt kam schließlich zu ähnlichen Ergebnissen wie zuvor Merzkirch. Außerdem zeigte sich, dass die Positionierung der Push-Pull-Systeme in einer Wohneinheit kaum Einfluss auf die Lüftungseffizienz aufweist.