Nach den gestern auf dem 3. EnSan-Symposium bekannt gewordenen Details zum Energiepass sehen viele Energieberater ihre Felle und die Investitionen in ihre Ausbildung davonschwimmen.
Der EnEV-Referentenentwurf ist zwar noch immer Verschlusssache, einige Details sind aber über den augenblicklichen Arbeits- und Diskussionsstand doch bekannt geworden. Offensichtlich fordert die Bauministerkonferenz der Länder, dass dem Gebäudebesitzer freigestellt wird, ob er seine Immobilie mit einem Bedarfs- oder einen Verbrauchspass bewerten lässt. Da die EnEV durch den Bundesrat muss, würde sich der Verordnungsgeber einem Votum der Bauministerkonferenz wohl kaum entziehen können.
Wahlfreiheit spielt den meisten Gebäudebesitzern allerdings falsche Tatsachen vor. Der stets als preisgünstiger gehandelte Verbrauchspass ist für die Mehrzahl der Gebäude in Deutschland kaum günstiger zu erstellen als ein Bedarfspass. Schon vor mehr als einem Jahr hat der Vorsitzende des Bundesverbands Gebäudeenergieberater – Ingenieure – Handwerker, Michael Harjes, eine minutiöse Aufstellung über die Kostenstruktur zur Erstellung eines Energiepasses nach dem Kurzverfahren veröffentlicht. Basierend auf rund 100 ausgestellten Pässen gibt er einen Zeitaufwand von 4 Stunden für einen Energiepass nach dem Kurzverfahren an. Im Ein- und Zweifamilienhaus unterscheidet sich der Aufwand für einen Bedarfs- und Verbrauchspass aber lediglich durch eine reduzierte Datenerfassung und -weiterverarbeitung. Denn auch für den Verbrauchspass muss beispielsweise die Energiebezugsfläche vor Ort ermittelt werden. Optimistisch gerechnet beträgt dann der Zeitaufwand für einer Verbrauchspass im Einfamilienhaus 2,5 bis 3 Stunden, hinterlässt aber mehr Fragen als Antworten und keine Handlungsempfehlungen.
Wann die EnEV-Aktendeckel geschlossen werden, ist noch nicht klar, Prof. Dr.-Ing. Gerd Hauser vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik geht aber davon aus, dass jetzt die letzte Chance besteht, sich mit Nachdruck gegen die Wahlfreiheit und für einen Bedarfspass auszusprechen. Seine Empfehlung: Schreiben Sie einen Brief an die Bauministerkonferenz, an den Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee und an den Bundeswirtschaftsminister Michael Glos. GLR
Die Fachzeitschrift GEBÄUDE-ENERGIEBERATER schließt sich diesem Aufruf an. Machen auch Sie mit. Schreiben Sie eine E-Mail:
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