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Klimaschutz im Alltag verwirklichen

80 Kölner Haushalte haben seit Mai 2011 als “KlimaHaushalt“ gelebt.

Dabei bevorzugten sie Beratung zuhause und setzten Tipps und Maßnahmen zum Klimaschutz in den Bereichen Ernährung, Energie und Mobilität in ihrem Alltag um. Bei der Ernährung änderten viele ihr Verhalten. Bei der Mobilität fallen Verhaltensänderungen eher schwer.

Jeder Deutsche verursacht im Jahr rund 11 Tonnen CO2. Mehr als die Hälfte davon entstehen direkt oder indirekt durch private Haushalte. Ziel des Feldversuchs des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) in Köln war unter anderem, ganz verschiedene Bevölkerungsschichten für Klimaschutz zu interessieren. Beim Beginn des Versuchs gaben 92 Prozent an, stark engagiert zu sein, am Ende sagten das noch zwei Drittel der Haushalte von sich, während das andere Drittel noch mittelstark engagiert war. Das Absinken des Engagements bewerten die Forscher als nicht ungewöhnlich, weil sich nach sechs Monaten viele Verhaltensänderungen schon verfestigt hätten.

Der Feldversuch lief über sechs Monate. Klimaberater der Verbraucherzentrale besuchten die „KlimaHaushalte“ in dieser Zeit drei Mal zu Hause. Für viele Teilnehmer waren es gerade die Gespräche, die sie zu Verhaltensänderungen motivierten. Außerdem wurden Broschüren und Flyer zu Ernährung, Energie und Mobilität ausgeteilt, die für viele eine gute Ergänzung zu den Beratungsgesprächen waren. Spritspartraining, Beratungen zu Ökostrom und ein Überprüfen der Stromrechnung in der Verbraucherzentrale wurden kaum nachgefragt. Das lässt sich möglicherweise als Hinweis darauf deuten, dass Angebote, die eine größere Eigenaktivität erfordern, eine größere Hürde darstellen.
Konsum beeinflussbar

Über den Zusammenhang von Klimaschutz und Ernährung waren viele besonders überrascht. Insgesamt steigerte sich der Anteil der Versuchsteilnehmenden, die angaben, häufig Lebensmittel regionaler Herkunft einzukaufen: von etwa einem Drittel zu Beginn auf über 70 Prozent am Ende des Versuchs. Bis zum Ende des Feldversuchs kaufte etwa ein Drittel mehr Haushalte regelmäßig Bio-Lebensmittel und viele der Beteiligten hatten ihren Konsum tierischer Nahrungsmittel reduziert und kaum noch jemand aß täglich Fleisch. Besonders erfolgreich waren die Berater bei der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung: Zu Beginn des Feldversuchs gaben rund 40 Prozent der Haushalte an, regelmäßig Lebensmittel und Speisereste wegzuwerfen. Am Ende des Feldversuchs machten über 85 Prozent der Haushalte das selten oder so gut wie nie.
Energiesparen als Routine

Viele Teilnehmer waren überrascht, wie viel sie beim Heizen und Lüften einsparen können. Beim Thema Energiesparlampen zeigte sich, dass bei vielen Bürgern auch aufgrund der Berichte in den Medien Verunsicherung darüber herrscht, welche Lampen die richtigen sind und ob man diese überhaupt verwenden solle. So existieren viele Vorurteile über Giftigkeit und kaltes Licht von Energiesparlampen. Aber auch in Bereichen, bei denen schon Vorwissen vorhanden war, lernten die "KlimaHaushalte" dazu; zum Beispiel, wie viel das Ausschalten von Standby-Geräten bringen kann.
Bequeme Mobilität

In Großstädten haben bereits viele Haushalte kein eigenes Auto mehr. Für die Autobesitzer des Feldversuchs stellten Änderungen wegen der bequemen Verfügbarkeit eine große Herausforderung dar. Neben dem Auto spielt bei der Mobilität auch die Häufigkeit des Fliegens eine Rolle für den CO2-Ausstoß. Viele reisen im Urlaub mit dem Flugzeug wegen des Preises (Verfügbarkeit von „Billigfliegern“) und weil es zeitlich weniger aufwendig ist.
Das Forschungsprojekt

Insgesamt stellt Projektleiter Dr. Immanuel Stieß fest: „Der Feldversuch hat gezeigt, dass es quer durch die Bevölkerung eine große Bereitschaft gibt, selbst etwas für den Klimaschutz zu tun. Aber vor allem Haushalte mit geringem Einkommen befürchten, durch Klimaschutzmaßnahmen finanziell oder zeitlich überfordert zu sein. Da sind individuelle Lösungen und Beratung nötig.“ Das Projekt „KlimaAlltag“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Das ISOE leitet das Projekt; Partner sind neben der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung und die Karl-Franzens-Universität Graz. Weitere Projektteile sind empirische Befragungen in Frankfurt am Main und München. Außerdem untersuchen die Wissenschaftler kommunale Instrumente des Klimaschutzes auf ihre Wirksamkeit. Das gesamte Projekt läuft bis Oktober 2013.

www.bine.info