Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat ihr Zertifizierungssystem für Gebäude im Betrieb überarbeitet. Zudem wurden die Kriterienkataloge für sämtliche Quartiersnutzungen optimiert und in einem Dokument zusammengeführt. Zu beiden Weiterentwicklungen hat die DGNB eine Kommentierungsphase gestartet.
Interessierte Bauherren, Planer und Auditoren haben die Möglichkeit, bis Ende August ihre Anmerkungen zu den Kriterien zu geben. Eine Anmeldung von Pilotprojekten zur Anwendung der neuen Systemvarianten ist ebenfalls möglich. Erste Zertifikate sollen bereits auf der Expo Real Anfang Oktober in München verliehen werden.
Die regelmäßige Weiterentwicklung der Systemvarianten ist ein elementarer Bestandteil der DGNB im Umgang mit der Zertifizierung von nachhaltigen Gebäuden, Innenräumen und Quartieren. „Dabei geht es nicht allein um die Anpassung an aktuelle Normen und Regularien“, sagt Johannes Kreißig, Geschäftsführer der DGNB. „Wir nehmen neue, relevante Themen mit auf, lassen aber auch Kriterien weg, bei denen sich die Umsetzung von Anforderungen bereits umfassend in der Praxis etabliert hat.“ Zudem wird mit neuen Versionen die praktische Anwendbarkeit der Zertifizierungssysteme verbessert.
Gebäude im Betrieb: Immobilienstrategie mit Fokus auf Klimaschutz
Das 2016 eingeführte System für Gebäude im Betrieb richtet sich an Gebäudebesitzer, Betreiber und Nutzer. Es wurde nun grundlegend überarbeitet. Übergeordnetes Ziel der Zertifizierung ist es, Gebäuden den Weg in die Klimaneutralität zu ebnen. Ein Instrument hierfür ist ein gebäudeindividueller Klimaschutzfahrplan. Das aktualisierte DGNB System für Gebäude im Betrieb kann nutzungsunabhängig bei allen Gebäudetypen angewendet werden. Bislang gab es nur eigenständige Varianten für Büro- und Verwaltungsgebäude sowie für Shoppingcenter.
Die DGNB empfiehlt das Zertifizierungssystem für Eigentümer oder Betreiber einzelner Gebäude, aber auch für Bestandshalter, die Wohnungswirtschaft oder Kommunen, weil es die Investitionssicherheit stärke, eine Vergleichbarkeit zwischen einzelnen Gebäuden ermögliche und im Bereich des Portfoliomanagements eingesetzt werden kann.
Ein System für alle Quartiersnutzungen
Bei der DGNB Zertifizierung von Quartieren wurden die vormals getrennten Kriterienkataloge in ein gemeinsames Dokument überführt, das für Stadtquartiere, Businessquartiere, Event Areale, Gewerbegebiete und Industriestandorte gültig ist. Je nach Nutzungstyp sind rund 30 Kriterien bei der Zertifizierung zu berücksichtigen.
Die Gewichtung der fünf Themenfelder in der Zertifizierung hat sich ebenfalls verändert. Insbesondere die Kriterien der Prozessqualität fließen künftig stärker in die Bewertung mit ein. Auch die Wichtigkeit des Themas Partizipation in der Projektentwicklung wird gestärkt.
Die Aufwertung der Kriterien der technischen Qualität ergibt sich aus der stärkeren Berücksichtigung von Themen aus dem Kontext der emissionsarmen Mobilität. Zusätzlich spielen bei der neuen Version der DGNB Quartierszertifizierung die Themen Klimaschutz, Klimaanpassung und Circular Economy eine noch zentralere Rolle als bislang. So wurden beispielsweise die Kriterien „Stadtklima“, „Wasserkreislaufsysteme“, „Energieinfrastruktur“ und „Wertstoffmanagement“ umfassend überarbeitet.
Möglichkeit zur Kommentierung bis Ende August
Interessierte können die beiden neuen Varianten des DGNB Systems in der Kommentierungsversion unter www.dgnb-system.de/kommentierung kostenfrei digital anfordern. Bis zum 31. August besteht die Möglichkeit, die Inhalte der Kriterien über ein Onlineformular zu kommentieren. Die eingehenden Anmerkungen werden durch die DGNB ausgewertet und fließen in die finale Überarbeitung der Kriterienkataloge ein.
Parallel werden die Kriterien an ersten Pilotprojekten getestet. Auch hier gibt es die Möglichkeit, sich mit eigenen Projekten noch in der Kommentierungsphase zu beteiligen. Erste Auszeichnungen wird die DGNB voraussichtlich im Rahmen der Expo Real vom 7. bis 9. Oktober 2019 in München vergeben.