Wie das Deutsche Klima-Konsortium kürzlich mitteilte, war der Sommer 2016 in Deutschland, verglichen mit der internationalen Referenzperiode 1961 – 1990, nur geringfügig zu warm. Auch die durchschnittlichen Niederschlagssummen im Land waren unauffällig. Die kamen jedoch im Süden und im Westen Deutschlands oftmals nicht schön verteilt über mehrere Tage vom Himmel, sondern auf einmal und sintflutartig.
Nun ist es beileibe nicht das erste Mal, dass der Klimawandel an dieser Stelle Thema ist – auch letztes Jahr lieferten die Rekordtemperaturen im Sommer reichlich Material zum Kommentieren.
Dieses Mal ist die Perspektive allerdings eine andere. Wie so viele andere erlebten auch wir Anfang Juni die Zerstörungskraft einer Überflutung durch Starkregen. Selbst als wir Ende Mai die Berichte über reißende Ströme nach heftigen Gewittern in Baden-Württemberg verfolgt hatten, hielten wir es nicht für möglich, dass uns das widerfahren könnte. Denn Flüsse oder andere Gewässer gibt es im Ort nicht, zudem wohnen wir in leichter Hanglage.
Doch bei einem Unwetter prasselten in weniger als 30 min über 80 l/m2 Niederschlag herunter, die Rückhaltebecken und die Kanalisation gaben auf. Die Straße wurde zum Fluss und die Keller waren innerhalb weniger Minuten geflutet. Als das Wasser weg war, blieb der Schlamm. Ohne die vielen freiwilligen Helfer wäre die Situation nicht zu meistern gewesen, denn Versicherungen, Reinigungs-, Trocknungsfirmen und Containerdienste kamen nicht hinterher.
Der Ort, an dem ich wohne, erlebte 1827 das letzte Mal solch ein Hochwasser. Betrachtet man allerdings die Vulnerabilitätsanalyse der Bundesregierung, die die Verwundbarkeit gegenüber Folgen des Klimawandels aufzeigt, wird es bis zum nächsten Mal wohl keine 189 Jahre mehr dauern. Dr. Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes: „Die erlebten Sturzfluten können ein Vorgeschmack auf die Sommer in einer zukünftig wärmeren Welt sein. Und mehr noch: Sie können an jedem Ort in Deutschland eintreten. Darauf müssen wir uns mit noch besseren Wettervorhersagen, mehr Eigenvorsorge der Bürger und einer neuen Kultur im Umgang mit Naturgefahren vorbereiten.“
Wer baut oder saniert, sollte heutzutage auch die möglichen Folgen des Klimawandels vor Ort bedenken und baulich vorbeugen. Und jede Bauherrin, jeder Bauherr tut gut daran, sich ein soziales Netz zu schaffen und zu erhalten, das in solchen Situationen davor bewahrt, abzusaufen – in mehrfacher Hinsicht. Wir haben es erlebt!
Ihre Britta Großmann