Auf der Wärmekonferenz am 29. September in Berlin hat der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) die aktuellen Marktzahlen präsentiert. Demnach stieg die Gesamtzahl der 2015 bis August in Deutschland eingebauten Wärmeerzeuger um erfreuliche 6 % im Vergleich zum Vorjahr. Doch die Verteilung ist ungleichmäßig und spricht eine klare Sprache. Die mit Öl oder Gas betriebenen Wärmeerzeuger nahmen um 8 % zu. Am größten ist die Zunahme um 33 % bei der Öl-Niedertemperaturtechnik auf 16 500 Stück, gefolgt von der Öl-Brennwerttechnik mit + 30 %. Mit 35 500 Stück liegt letztere damit auf demselben Niveau wie die Gesamtzahl der eingebauten Wärmepumpen, die jedoch um 5 % zurückgegangen ist.
Weit ins Minus gerutscht sind die Wärmeerzeuger mit erneuerbaren Energien. Es wurden 18 % weniger Biomassekessel installiert. Nimmt man die eingebauten Scheitholz- und Pelletkessel zusammen, ergibt sich dieselbe Anzahl wie die der Öl-Niedertemperaturkessel. BDH-Hauptgeschäftsführer Andreas Lücke begründete die Entwicklung in erster Linie mit dem niedrigen Ölpreis.
Ganz weit abgeschlagen sind KWK-Anlagen (bis 50 kWelektr.), die 39 % weniger aufweisen. Auch die sowieso schon schwächelnde Solarthermie nahm nochmal um 13 % ab. Thorsten Herdan, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, bezeichnete den Rückgang als ärgerlich, man brauche die Solarthermie für die Energiewende. Er setzt aber darauf, dass sich die Effekte des Marktanreizprogramms verzögert auswirken und im nächsten Jahr die Zahlen positiv beeinflussen. Die Förderung war im April erneuert worden und wird seither gut angenommen.
BDH-Präsident Manfred Greis erwartet außerdem für 2016 Effekte für den Gesamtmarkt durch das neue Bestandslabeling (mehr dazu ab S. 33).
Setzt sich jedoch die Marktentwicklung dieses Jahres fort, wird es immer schwieriger, die Energiewende im Heizungskeller so zu vollziehen, wie die Klimaschutzziele der Regierung (Reduktion der Emissionen von 80 bis 95 % bis 2050 gegenüber 1990) das erfordern. Bis 2050 sind es nicht mal mehr 35 Jahre. Das ist eine Dauer, in der sich der BDH zweimal einen Heizungstausch wünscht. Doch die Realität ist eine andere. Erst kürzlich zeigte sich in dem vom DIW Berlin und ista erstellten Wärmemonitor 2014, dass ein vollständiger Sanierungszyklus rund ein Dreivierteljahrhundert dauert und damit deutlich länger als in technisch motivierten Studien errechnet.
Angesichts dieser Ergebnisse muss man sich fragen: Wer überlebt länger – die alte Heizung oder die Klimaschutzziele?
Ihre Britta Großmann
P.S.: Interviews von der Wärmekonferenz stehen auch auf youtube zur Verfügung: www.bit.ly/geb1168