Dies gelingt aber nur, wenn sich die Nutzer intensiv mit der Steuerung beschäftigen. Damit nicht nur Technikaffine Energieeinsparungen in nennenswerter Höhe realisieren können, müssen die Anbieter ihre Systeme deutlich anwenderfreundlicher gestalten, empfiehlt das Forscherteam.
Für die Studie wurden in der Stadt Rösrath 120 Haushalte mit einer zentralen Gasheizung ausgewählt. Mitarbeiter der RheinEnergie installierten dort im Frühjahr 2016 ein marktübliches Smart-Home-System. „Die von uns in die Studie aufgenommenen Einfamilienhäuser ähneln vom Alter und vom energetischen Standard her dem Gebäudebestand in vielen deutschen Städten. Daher lassen sich unsere Ergebnisse sehr gut auf den deutschen Smart-Home-Markt übertragen“, sagt Projektleiterin Gülten Aydin-Multari von der RheinEnergie.
Standardmäßigen Anleitungen weitgehend ungeeignet
Um die Benutzerfreundlichkeit der Systeme zu testen, wurden den Teilnehmern zunächst nur die standardmäßigen Anleitungen als Hilfen an die Hand gegeben. Auch die individuelle Anpassung der Systeme sollten sie selbst durchführen. „In unseren monatlichen Befragungen zeigte sich sehr schnell, dass nur technisch versierte Nutzer mit einer hohen Eigenmotivation mit den Systemen gut zurechtkamen. Viele andere waren mit der Komplexität schnell überfordert", erläutert Projektleiter Tobias Rehm vom CIRE der TH Köln. Daher entschied sich das Projektteam nach einem halben Jahr, die Teilnehmer durch Workshops und eigens erstellte Anleitungen bei der Nutzung der Systeme zu unterstützen.
Top-Sparer hatten viele Automatisierungen programmiert
Fast zwei Jahre nutzten die 120 Haushalte ihre Smart-Home-Systeme. Rund 14 % von ihnen erzielten hohe Einsparungen von mehr als 20 bis hin zu über 30 % beim Gasverbrauch für Warmwasser und Heizung. Insgesamt verbrauchten 57 % im Testzeitraum weniger Energie als zuvor. Bei 43 % hingegen stieg der Energiebedarf. „Die Detailanalyse hat gezeigt: Die Top-Sparer hatten sich intensiv mit dem System beschäftigt und viele Automatisierungen programmiert. In den Haushalten, die mehr Energie verbrauchten, hatten sich häufig die Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner bzw. die Anwesenheitsdauer erhöht“, sagt Rehm.
Die Hersteller sind gefordert: Smart Home muss einfacher werden
„Mit unserem Forschungsprojekt haben wir viele neue Erkenntnisse über Smart-Home-Systeme aus der Kundenperspektive gewonnen und unsere Messergebnisse mit intensiven Befragungen und Einzelinterviews validiert. Jetzt ist klar: Die Nutzer wünschen sich ein einfacher und intuitiv zu nutzendes Smart Home, das sie ohne technische Vorkenntnisse auf ihre eigenen Bedürfnisse für Energieeinsparung, Komfort und mehr einstellen können. Hier sind die Hersteller gefordert. Wenn eine Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit gelingt, könnte ein Großteil der Haushalte ihre Energiekosten deutlich senken“, sagt Prof. Dr. Thorsten Schneiders, der am CIRE das Smart Energy-Team führt. „Smart Home bietet immer mehr Möglichkeiten und noch großes Potenzial in Privathaushalten und Unternehmen.“
Die im Projekt gewonnen Erkenntnisse werden in Folgeprojekte einfließen, die sich mit der Nutzung smarter Technologien in Privathaushalten, aber auch in mittelständischen Unternehmen befassen. Diese Projekte sind angesiedelt im von der TH Köln und der Universität Münster gegründeten Virtuellen Institut Smart Energy (VISE), dessen technischer Leiter Prof. Schneiders ist.