Das Stuttgarter Neue Schloss (Abb. 1) im Herzen der baden-württembergischen Landeshauptstadt kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Ab 1746 in mehreren Phasen erbaut, wurde es erst 1806 tatsächlich vollendet. Die Luftangriffe der Alliierten im Frühjahr 1944 haben das Schloss nahezu völlig zerstört – es brannte bis auf die Außenfassade ab. Seit dem Wiederaufbau nach dem Krieg zwischen 1958 und 1964 nutzen die baden-württembergische Landesregierung und andere staatliche Einrichtungen den Gebäudekomplex.
Das Schloss erstreckt sich über zwei Etagen und einen Halbstock, der als Mezzanin mit durchgehender Fassade oder als Mansardstock mit einem steilen Mansarddach ausgebildet ist. Rechteckige Fenster, Rundbogen- oder Stichbogenfenster prägen die klassische Lochfassade, ergänzt mit runden Fenstern in den Gauben. 2019 schrieb das Land Baden-Württemberg die Sanierung von Holzfensterelementen sowie Verglasungsarbeiten im Planie- und Rosengartenflügel aus. Die Lose umfassen die Sanierung von etwa 530 Holzfenstern – insgesamt eine Fensterfläche von rund 1700 m² mit bis zu vierflügeligen Elementen.
Die Kunst des Bewahrens
Mit den Arbeiten für beide Lose wurde die Holzmanufaktur Rottweil beauftragt. Das Unternehmen aus der ältesten Stadt Baden-Württembergs engagiert sich seit über 30 Jahren als holzverarbeitender Betrieb in den Bereichen Denkmalpflege, Baukultur und Architektur. „Wir restaurieren und reparieren historische Ausstattungen wie Fenster, Türen, Böden und Holzvertäfelungen. Vorhandener Qualität wird mit neuer Qualität begegnet, unabhängig ob es sich um Restaurierungen, Reparaturen oder Ergänzungen handelt“, beschreibt Prokuristin Adelina Bytyci-Dodolli die Unternehmensphilosophie.
Die 1988 von den beiden Geschäftsführern Hermann Klos und Günther Seitz gegründete Holzmanufaktur Rottweil beschäftigt heute über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bereichen Schreinerei, Glaserei, Malerei und in der Verwaltung. „Da es bei vielen funktionsbeanspruchten Fenstern, Türen, Treppen oder Böden berechtigte Ansprüche an wärme-, schall- und sicherheitstechnische Verbesserungen gibt, müssen überzeugende Kompromisse für die handwerkliche Umsetzung gefunden werden“, betont Vertriebsleiter Karsten Braun. „Wird zu viel oder zu unsensibel verändert, verlieren die Bauteile ihre historische Lesbarkeit. Konservierung und Restaurierung bedeutet nicht Stillstand oder technischer Rückschritt.“
Diese Aussage lässt sich so auch auf die Grundinstandsetzung und Restaurierung der Holzfenster beim Stuttgarter Schloss übertragen, welche die Holzmanufaktur Rottweil seit letztem Jahr und noch bis 2021 durchführt. Ihre Aufgabe besteht in der holz- und beschlagtechnischen Überarbeitung der historischen Fenster. Dabei gilt es, die energetischen Anforderungen an ein als Verwaltung genutztes Gebäude mit den Belangen des Denkmalschutzes in Einklang zu bringen.
So entschied sich der Bauherr, die alten bislang nur einfach verglasten Verbundfenster in der äußeren Ebene mit einem Isolierglas auszustatten. Die Wahl fiel auf das hocheffiziente Sonnenschutzglas Cool-Lite Xtreme von Saint-Gobain. Es ist ausgesprochen lichtdurchlässig und gewährleistet eine hohe Transparenz (Abb. 2). Die Arbeiten an den Fenstern durften bei der Sanierung nur von außen ohne ein vorgestelltes Fassadengerüst erfolgen, was mit einem erheblichen logistischen Aufwand verbunden war (Abb. 3). Die Restaurierung umfasst die behutsame mechanische und maltechnische Bearbeitung sowie die Reparatur der Fensterrahmen, außerdem die Erneuerung von Dichtungen, Bändern und der Kittfasen.
Wiener Sprosse mit sauberer Optik
Eine Besonderheit dieses Projektes ist der Einbau von Sonderisolierglas beziehungsweise Sonnenschutzglas im Bereich der Mansardenfenster, die allesamt mit einer Wiener Sprosse ausgestattet werden. „Dabei entschieden wir uns für die Wiener Sprosse von Swisspacer“, sagt Karsten Braun. „Deren Optik ist für uns ansprechend und die Vielfalt der Farben ist vorteilhaft. Gleichzeitig werden auch alle energetischen Anforderungen erfüllt. Der Bauherr wünscht, dass die Kanten so eingebaut werden, dass sie praktisch nicht zu sehen sind. Deshalb ist auch die Anpassung der Farben für uns so wichtig. Zudem können wir damit sauber gesteckte Ecken herstellen.“
Ein weiteres wichtiges Kriterium für das Team der Holzmanufaktur Rottweil ist die einfache Anpassung der Wiener Sprosse an den Bestand (Abb. 4). Insgesamt hat Swisspacer 13 verschiedene Abmessungen der Wiener Sprossen sowie ein Sprossenkreuz mit integriertem Klapperschutz im Portfolio; für die Mansardenfenster in Stuttgart wurde die Ausführung in 10 mm Breite benötigt. Die Wiener Sprossen bestehen aus demselben hochisolierenden Kunststoff wie die Abstandhalter Swisspacer Advamce. Sie minimieren die Wärmebrücken am Glasrand. Bei den Fenstern für das Stuttgarter Schloss mit dem durchgehenden Glas können Ug‑Werte von 0,9 bis 1,0 W/(m²K) erreicht werden. si
Swisspacer Vetrotech Saint-Gobain
CH-8280 Kreuzlingen
Tel. +41 (0) 71 6869270