Zahlreiche Bestandsgebäude aus den 60er-, 70er- und 80er-Jahren, deren Lochfenster oder Fensterbänder im Wechselspiel mit Sandwichplatten oder Waschbeton die typischen „industriell-funktionalen“ Fassadenstrukturen jener Zeit aufweisen, sind sowohl energetisch als auch optisch in einem bedauernswerten Zustand. Während den Eigentümern und Betreibern die hohen Heizkostenrechnungen ein Dorn im Auge sind, stören sich die Nutzer an zugigen und klemmenden Fensterflügeln, verzweifeln am nicht funktionierenden Sonnenschutz und schämen sich oft gar, in solchen Bruchbuden zu lernen oder zu arbeiten.
Es liegt häufig weniger an den Kosten als vielmehr an dem Aufwand, den speziell die Sanierung der Fassaden hervorruft, dass die dringend anstehende Modernisierung immer wieder verschoben wird. Die Unterbrechung des laufenden Betriebs scheuen Kommunen und Firmeninhaber wie der Teufel das Weihwasser – speziell in Schulen, Krankenhäusern und Wohnheimen ist es kaum möglich, ganze Trakte oder Geschosse für die Bauzeit stillzulegen, weshalb entweder immer nur notdürftig geflickt oder die Augen vor dem Offensichtlichen verschlossen werden. Einen Ausweg aus dieser Bredouille verspricht die Modernisierungsfassade ERC 50 von Schüco, deren gesamtheitlicher und modularer Ansatz es erlaubt, solche Bestandsgebäude mittels einer zweiten Haut energetisch bis hin auf Passivhausniveau aufzuwerten.
Äußeres Tragwerk als Grundgerüst
Zur Modernisierung der Fassade wird ein äußeres Tragwerk mit Befestigungskonsolen von Decke zu Decke über einen definierten Abstand auf das Bauraster des Baukörpers gelegt. So können Brüstungsbereiche umgangen werden, die nicht ausreichend tragfähig sind. Das Tragwerk dient als Grundgerüst für die Integration von Sonnenschutzsystemen, dezentraler Lüftung, Aluminium-Fenstersystemen und deren elektronischer Ansteuerung sowie dem Photovoltaik-modul Schüco ProSol, mit dem sich kostenlose Solarenergie gewinnen lässt.
Die Systemkonstruktion deckt neben den Fensterflächen (Warmbereiche) auch die opaken Gebäudeflächen (Kaltbereiche) ab, für die der Modulbaukasten systemintegrierte Kaltfassaden-Komponenten bereithält. In diesen hinterlüfteten Kaltbereichen sind die Dämmstoffdicken variabel – je nach Wunsch lassen sich EnEV- bis Passivhaus-Standard erfüllen. Die opaken Fassadenbereiche können mit Photovoltaikmodulen, Blechkassetten, Glaselementen oder auch mit Naturstein bekleidet werden. Darüber hinaus ist die Kopplung an die Standard Pfosten-Riegel-Systeme Schüco FW 50+ und FW 60+ in allen verfügbaren Dämmvarianten bis zur Passivhausqualität ohne Weiteres möglich.
Innere Anschlüsse binnen kurzer Zeit
Die neuen Fensterelemente werden mit geringem Abstand zum alten Baukörper an der sekundären Tragstruktur befestigt und liegen damit optimal in der neuen äußeren Dämmebene der vorgehängten hinterlüfteten Bereiche. Die alten Fensterelemente verbleiben vorerst im alten Mauerwerk. Sie werden erst ausgebaut und entsorgt, wenn die neue Fassade komplett montiert ist. Dafür reicht ein Tag oder ein Wochenende jenseits der hektischen Betriebszeiten, und die Räume müssen dazu nicht aufwendig leergeräumt werden. Staubschutzvorrichtungen und Absauggeräte verhindern, dass die Möbel nicht unter einer Staubschicht versinken.
Anschließend wird die neue Gebäudehaut an die Decken-, Boden- und Seitenbereiche angeschlossen, und es werden alle mechatronischen Komponenten durch entsprechende Systemartikel in die Gebäudetechnik integriert. Das Schüco Wireless Control System vermeidet dabei umständliche und langwierige Verkabelungsarbeiten auf der Innenseite, mit dem neben den neuen bedienbaren Fassadenkomponenten auch bestehende Komponenten an anderer Stelle im Gebäude künftig über einen kabellosen Funkstandard bedient werden können. Damit sind die Innenräume nach kürzester Zeit wieder vollflächig nutzbar.
Ein Beispiel aus der Praxis
Bei dem Hans-Böckler-Haus in Düsseldorf, der einstigen Zentrale des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), stand der Architekt Udo Sadowski vor der Aufgabe, die bauphysikalischen und funktionalen Defizite der Bestandsfassade zu beseitigen, war jedoch dabei gehalten, unbedingt den Charakter des Gebäudes zu wahren, um der besonderen Historie des Objekts gerecht zu werden. Außerdem sollten die Arbeiten schnell und mit möglichst wenig Lärm und Schmutz vonstatten gehen.
Durch die innerstädtische Lage des Hans-Böckler-Hauses war es bereits im Vorfeld der Bauarbeiten zwingend nötig, ein gut durchdachtes Konzept für Baustelleneinrichtung, Feuerwehrzufahrten sowie Lager- und Arbeitsplätze aufzustellen. Auch die Logistikplanung hinsichtlich Materialanlieferungen und Abtransport demontierter Fassadenelemente war elementarer Bestandteil des Gesamtkonzeptes. So wurden beispielsweise die schwarzen Granitplatten der Brüstung nach einer sorgsamen Demontage direkt auf dem Grundstück aufgearbeitet und gereinigt, die überarbeiteten Platten zum Großteil später wieder eingebaut. Gemeinsam mit der Metallbaufirma Anders erstellte der Architekt bereits frühzeitig einen detaillierten Werk- und Montageplan, der alle Aspekte und Anforderungen aus der Ablaufplanung berücksichtigte.
Architektonisches Juwel mit Defiziten
Das im Jahr 1968 von dem Hamburger Architekturbüro Wunsch + Mollenhauer geplante Hans-Böckler-Haus entspricht mit seiner Stahlbeton-Skelettkonstruktion und den Fertigteilbrüstungen dem für Verwaltungsbauten typischen Baustil jener Zeit. Während die Innenräume zwischenzeitlich renoviert und in gutem Zustand sind, entschied man sich 2010 für die Modernisierung der im typischen Stil der 70er-Jahre gestalteten Fassade.
Besonders im Bereich des sommerlichen Wärmeschutzes wies das Gebäude Defizite auf. Der Energieverbrauch lag weit über dem heutigen Standard. Die an der Südseite installierten Raffstores an den durchgehenden Fensterbändern waren zum Teil nicht mehr funktionsfähig und somit wirkungslos. Die Brüstungselemente waren gänzlich ungedämmt, der U-Wert der Alu-Fensterbänder lag bei etwa 3,0 W/(m2K), der g-Wert bei ungefähr 70 Prozent.
Schüco Modernisierungsfassade ERC 50
Für die neue Fassade des Hans-Böckler-Hauses wurden verschiedene Systemvarianten untersucht. Am Ende entschieden sich Architekt und Bauherr für die Modernisierungsfassade ERC 50 von Schüco. Ausschlaggebend war, dass das System durch seine Isolierverglasung und den integrierten Sonnenschutz zum einen energetisch höchst effizient ist und zum anderen auch durch seine sichere Montage überzeugt: Im ersten Schritt wurden die vorhandenen Natursteinplatten entfernt und die Bestandsbrüstungen, an denen im Nachgang die Befestigungskonsolen der neuen Fassade befestigt wurden, gesichert. Nach der Montage der Lisenen und der neuen Fensterelemente wurden die Aluminium-Elemente der Bestandsfassade Schritt für Schritt geschossweise von oben nach unten demontiert.
Erst wurden also die neuen Elemente vor der Bestandsbrüstung angebracht, im Anschluss die alten Fenster ausgebaut. Zuletzt folgten die Arbeiten an der Innenverkleidung, der Einbau des Sonnenschutzes und der Wiedereinbau der auf der Baustelle sorgfältig gesäuberten Natursteinplatten. Die Errichtung eines Gerüsts über das gesamte Gebäude erwies sich für den zügigen Ablauf der Montagearbeiten als notwendig; während der Bauzeit wurden für den Materialtransport in die oberen Geschosse sechs Gerüstaufzüge vorgehalten.
So wenig Belästigungen wie möglich
Um den Bürobetrieb möglichst wenig zu stören, wurden alle lärmintensiven Arbeiten außerhalb der Kernzeiten der Mitarbeiter durchgeführt. Dabei war es für den Bauablauf hilfreich, dass sich die Lärmbelästigungen durch Bohrarbeiten bei der Modernisierungsfassade auf die Montage der Wandkonsolen beschränken ließen. Die senkrechten Lisenen wurden später – geräusch- und staubreduziert – einfach angeschraubt. In bestimmten Abschnitten, auf Flurzonen verteilt, mussten die Mitarbeiter ihre Büroräume während der Fassadenmontage für jeweils nur zwei Tage verlassen. In diesem Zeitraum konnten, neben der Demontage der alten und der Montage der neuen Fassadenelemente, zudem alle technischen Anschlussarbeiten an die Fassade im Innenbereich vorgenommen werden.
Der Innenausbau beschränkte sich auf Brüstungs- und Deckenanschlüsse sowie die Ergänzung von Trennwänden. Außer dem elektrischen Anschluss für den Sonnenschutz gab es im Rahmen der Fassadensanierung keinerlei Eingriffe in die vorhandene Haustechnik – das Gebäude war bereits im Frühjahr 2011 mit einer Umluftkühlanlage und Photovoltaikelementen auf den Flachdachbereichen ausgestattet worden. Aber auch das Konzept der Modernisierungsfassade hatte einen wesentlichen Anteil daran, dass die rund 5000 m2 umfassende Fassade des Hans-Böckler-Hauses binnen fünf Monaten in einem neues Kleid erstrahlte, das sich von dem alten optisch kaum unterscheidet.
Wohl aber stieg der Wärmeschutz durch die 140 mm dicke Dämmung hinter der Brüstung. Auch die hochgedämmten Aluminiumprofile der ERC-50-Fassade halfen, den U-Wert maßgeblich zu verbessern. In den Büros zieht es nicht mehr wegen undichter Fenster, und die neue Sonnenschutzanlage an der Süd- und Nordseite der Fassade ermöglicht einen g-Wert von rund 30 Prozent, wobei die Arbeitsplätze jetzt nahezu blendfrei sind. Nutzer und Bauherr ziehen ein positives Resümee: Alle vorgegebenen Ziele der Fassadenmodernisierung konnten erreicht werden: von der optischen Neugestaltung bis zu deutlich gesenktem Energieverbrauch und spürbar erhöhtem Nutzerkomfort.
Info
Bautafel
Projekt Fassadenmodernisierung Hans-Böckler-Haus, Düsseldorf
Baujahr ca. 1968, damals geplant von Wunsch + Mollenhauer, Hamburg
Eigentümer VTG Vermögensverwaltungs- und Treuhand-Gesellschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes mbH
Hauptnutzer Hans-Böckler-Stiftung (180 von ca. 250 Mitarbeitern)
Sanierungsplanung Architekturbüro Sadowski + LebiodaMetallbauarbeiten Anders Metallbau GmbH
Fassadentechnik Schüco International KG
Geschossfläche 11000 m2 (EG bis 9. OG, insgesamt 10 Vollgeschosse)
Gebäudehöhe 35 m
Fassadenfläche 5100 m2 (ohne Giebel mit Naturstein)
Fertigstellung Frühjahr 2012