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Dämmen und Gestalten mit Steinwolle im System

Mineralisches Reinheitsgebot

Die „„lte Brauerei“ in der Krefelder Straße in Meerbusch-Osterath ist eine auffallende Landmarke: Viel Mauerwerk, viel Ziegel, dazwischen ein außen liegender moderner Treppenaufgang, offensichtlich neu angefügte Gebäudeteile. Schon auf den ersten Blick wird deutlich: Hier wurden Alt und Neu geschickt miteinander verwoben. Der historische Gebäudekomplex schrieb ein Stück Wirtschaftsgeschichte im rheinischen Meerbusch. Hier entwickelte sich ein kleingewerblicher Handwerksbetrieb zum Industrieunternehmen, das in Spitzenzeiten bis zu 12 000 Hektoliter Bier jährlich produzierte. Über die Jahre entstanden ein Sudhaus, Kellereibauten, ein Turm, ein Maschinenhaus, eine Schlosserei und das Kontorgebäude. Sie waren zwar alle miteinander verbunden, aber aufgrund ihrer unterschiedlichen Gebäudehöhen doch jeweils als eigenständige Baukörper zu identifizieren. Erst 1950 wurden Sudhaus, Kellerei und Brauereiturm zu einem einheitlichen Bauwerk vereint.

Nachdem das Gebäude (Abb. 1) mehrere Umnutzungen durchlebt hatte und in den 1970er- bis 1980er-Jahren längere Zeit leer stand, kaufte die Projektgesellschaft Alte Brauerei das Gebäude 2008 von der Stadt. Rund drei Millionen Euro kosteten die von ihr durchgeführten Aus-, An- und Umbauten, die allesamt ein Ziel verfolgten: den individuellen Charakter der über 120 Jahre alten Industriearchitektur trotz neuer Nutzung zu erhalten und durch moderne Anbauten zu akzentuieren.

Steinwolle im Steildach

Für den Architekten Jan Sternel vom Düsseldorfer Büro rheinschiene.architekten war die Sanierung der Räume eine Herausforderung. Die vorherige Nutzung als Brauerei und Getränkehandel hatte deutliche Spuren hinterlassen. Durchgängig ebene Bodenflächen waren selten. Stattdessen fanden sich zahlreiche gemauerte Podeste und Arbeitsplattformen, mittig platzierte Stahlsäulen, eine riesige Gärwanne und niedrige, kühle Bierkeller mit extra dicken Mauern. Energetische Schwachstellen waren daher vorwiegend an den Dachflächen zu finden.

Das rund 1200 Quadratmeter große Steildach auf dem Hauptflügel sowie dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Brauerei wurde mit einer kombinierten Zwischen- und Untersparrendämmung aus nichtbrennbarer Steinwolle energetisch auf den Stand gebracht. Auf die 120 mm dicke Klemmrock 035 von Rockwool zwischen den Sparren (Abb. 2) war vollflächig die Dampfbremse Intello climate verlegt worden. Sie schützt die Dachkonstruktion, indem sie den Austausch von Luftfeuchtigkeit zwischen innen und außen reguliert. Beim luftdichten Anschluss der Dampfbremse an das unebene, alte Ziegelgemäuer bekamen sowohl Planer als auch Handwerker die Besonderheiten des Gebäudes zu spüren: Die Arbeiten waren sehr mühsam und zeitintensiv. Viel einfacher war es dagegen, abschließend an der Dachunterseite die 50 mm dicke Untersparrendämmung Cliprock 035 anzubringen, um die geforderte Dämmleistung sicherzustellen.

Langlebiger Flachdachaufbau

Unmittelbar an die Schrägdachflächen grenzen drei kleinere Flachdächer, bei denen neben der Wärmedämmung auch die Ableitung des Regenwassers mithilfe von Steinwolle-Gefälledachplatten ­sichergestellt werden musste. Dafür wurden auf der zunächst verlegten, bituminösen Dampfbremse (Bitumenbahn mit Aluminiumeinlage) eine Grunddämmung aus druckbelastbaren, 110 mm dicken Durock-Dämmplatten lose verlegt. Auf dieser Grunddämmung folgte die zweite Lage der Flachdachdämmung, ein zweiprozentiges Gefälledach (Georock) beziehungsweise die mit einer Kehlgefälleplatte (Kep­rock) hergestellte Punktentwässerung. Für eine optimale Fixierung wurden die Platten mit einem Dämmstoffkleber auf der Grunddämmung verklebt. Die Lagesicherung des kompletten Dachaufbaus einschließlich der Abdichtungsfolie (Rhepanol fk Gripfix) erfolgte danach mechanisch im Klettsystem (Abb. 3). Stellenweise ist die Steinwolledämmung auf den Flachdächern bis zu 400 mm dick.

Schnelle Holzbauweise

Ebenfalls mit Steinwolle ist auch einer der vielleicht auffälligsten neuen Gebäudeteile unter dem größten der drei Flachdächer eingepackt: Rund 280 Quadratmeter zusätzliche Nutzfläche wurden hier mithilfe einer modernen Zimmermannskonstruktion geschaffen, die wie ein aufgesetzter Riegel auf der historischen Fassade trohnt. Die von der Firma Lignatur in der Schweiz vorgefertigten Holzkastenelemente konnten trotz winterlicher Temperaturen innerhalb von zwei Tagen komplett montiert werden, der gesamte zimmermannsmäßige Aufbau war nach 14 Tagen abgeschlossen. Hinter den mit 120 mm Steinwolle (Flexirock) gedämmten Gefachen der Holzständerwände (Abb. 4) befinden sich nun angenehm temperierte Büroräume.

Brandsicher abgeschottet

Die Nichtbrennbarkeit von Steinwolle-Dämmstoffen machten sich auch die für die Elektro- und Haustechnik verantwortlichen Fachfirmen zunutze. So wurden sämtliche Rohrabschottungen mit der Conlit 150 U-Rohrschale von Rockwool ausgeführt. In den historischen Kappendecken der Alten Brauerei wurden dazu passgenaue Kernbohrungen zur Aufnahme der mit der Conlit-Schale abgeschotteten Rohrleitungen erstellt. Der Vorteil dieser geprüften Brandschutzsys­temlösung: Auf ein zusätzliches Einmörteln der Abschottung konnte bei den passgenauen Durchführungen verzichtet werden. Die Abschottung von Kabelbünden erfolgte mithilfe der Conlit-Bandage. Dabei handelt es sich um ein Trägergewebe, das auf beiden Seiten mit einem weißen, unter Hitze­einwirkung aufschäumenden Material beschichtet ist. Die Bandage wird einfach um die Kabelbünde gewickelt und durch die Bauteilöffnung geführt. Das sonst übliche, aufwendige Beschichten der Kabel konnte damit ebenfalls entfallen. Risiken, die sich aus falschen oder unzureichenden Beschichtungen ergeben können, wurden zuverlässig ausgeschlossen.

Farbliche Akzente

Eine wesentliche optische Akzentuierung erfährt die historische Fassade der Alten Brauerei durch die Gestaltung des Treppenhauses. Insgesamt rund 200 Quadratmeter dunkelrote und etwa 35 Quadratmeter anthrazitgraue Rockpanel-Platten (Abb. 5) inszenieren hier die Farbnuancen des Ziegelmauerwerks auf plakative Art und Weise. Die Rockpanel-Fassadenplatten lassen sich mit Standardwerkzeugen so einfach verarbeiten wie Holz, verfügen aber gleichzeitig über die Langlebigkeit von Stein. Witterungs-, temperatur- und UV-beständig sind sie mit einem hochwertigen Lack auf Wasserbasis beschichtet, sodass ihre brillanten Farben auf Dauer erhalten bleiben. Vor der Montage wurden die Platten zunächst in der Werkstatt des Montagebetriebes auf Maß gesägt, eventuell notwendige Anpassungen waren vor Ort aber jederzeit problemlos möglich.

Im Spätsommer 2010 begrüßte der Bauherr Jens Hohenbild seine ersten Kunden in den neuen Räumen (Abb. 6), deren Blicke fasziniert zwischen den ausgestellten Büromöbeln und dem geschichtsträchtigen, mit viel Sachverstand sanierten Gebäude hin und her wanderten. Einen Eindruck von der neuen Büromöbelausstellung in der Alten Brauerei vermittelt die Homepage des Betreibers http://www.forum-fuer-buerokultur.de

https://www.rockwool.de/