Arbeitsplätze in den oberen Stockwerken von Bürohochhäusern sind ausgesprochen begehrt – nicht umsonst finden sich in diesen Top-Etagen vornehmlich Büros von Vorständen und Geschäftsführern. Wer ganz oben sitzt, hat in der Regel auch das Sagen – und nebenbei die beste Aussicht. Je transparenter die Außenhaut, umso heller das Büro, und umso beeindruckender wirkt das Panorama jenseits der Glasscheiben.
Das stellt Architekten bei Planung von Bürotürmen immer wieder vor große Herausforderungen, denn zu viel der Transparenz hat auch seine Tücken: Die Architekturgeschichte kennt viele Beispiele von Glastürmen mit aufwendiger Fassadentechnik, die am Ende nicht das gehalten hat, was sich die Ingenieure versprachen. Entweder stellte sich im Sommer in den Glaskäfigen trotz Klimaanlage brütende Hitze ein oder die tiefstehende Wintersonne forderte die Automatiksteuerung dazu auf, den mehr oder weniger blickdichten Blendschutz herunterzufahren – und vorbei wars mit der himmlischen Aussicht.
Aus allen diesen Fehlern und Tücken hat man gelernt, weshalb Planer heute viel sensibler mit dieser Thematik umgehen, nicht zuletzt auch wegen den gestiegenen Anforderungen an die Energieeffizienz. Heutzutage spielt gerade in Bürohochhäusern ein intelligent aufeinander abgestimmter Sonnen- und Blendschutz eine tragende Rolle, um das Klima in den Büros erträglich zu halten.
So auch beim Sky Office in Düsseldorf, das sich 2009 als siebthöchstes Gebäude in die Skyline Düsseldorfs eingereiht hat. Das von zwei Seiten zugängliche Bürohochhaus liegt verkehrsgünstig zwischen City, Flughafen und Autobahn. Auf diese Doppelerschließung reagiert der Entwurf von ingenhoven architects mit seiner Form ebenso, wie auf das Anliegen, möglichst viele gleichwertige Arbeitsplätze mit viel natürlichem Licht zu schaffen.
Flexible Grundrisse und Doppelfassade
Maximale Flächeneffizienz bestimmt daher die ungewöhnliche Grundrissform aus zwei linsenförmigen Flächen. In jeder Linse steckt ein Gebäudekern aus Vertikalerschließung, Fluchttreppenhäusern und Versorgungseinheiten. Auf diese Weise sind alle Büros gleichwertig zur gläsernen Fassade orientiert und erhalten maximales Tageslicht (Abb. 1).
Die einzelnen Etagen sind flexibel aufteilbar: vom klassischen Zellenbüro über Kombibüros bis hin zu kommunikativen großflächigen Lösungen oder Präsentationsräumen. Auch können die Geschosse bei Bedarf durch interne Treppen verbunden werden und dank modular aufgebautem TGA-Konzept individuell angesteuert werden.
Die Fassade verbindet auf elegante Weise gleich mehrere verschiedene Funktionen: Klimaschutz, Sonnenschutz sowie mechanische und manuelle Lüftung. Sie besteht aus elementierten Leichtmetallrahmen als Kompakt-Doppelfassade mit niedrigem Brüstungselement (Abb. 2, 4). Die äußere Fassadenhaut lässt zu, dass der Fassadenzwischenraum von der Außenluft frei durchströmt wird. Darüber hinaus optimieren die äußeren Scheiben den Schallschutz. Damit die Nutzer ihr Büro individuell lüften können, ist in jedem zweiten Abschnitt ein Drehflügel angeordnet. Ergänzend ist im Brüstungselement die mechanische Lüftung integriert. Alle anderen Flügel können zu Reinigungszwecken von innen geöffnet werden.
Sonnen- und Blendschutz im Dialog
Im geschützten Zwischenraum der Doppelfassade sorgen spannseilgeführte Warema-Raffstoren mit Aluminium-Flachlamellen für einen effektiven Sonnen- und Blendschutz. Eine Deckenaussparung im Innenraum unmittelbar vor der Fassade ermöglicht es den Mietern zudem, bei Bedarf einen zusätzlichen Blendschutz nachzurüsten. Der aufeinander abgestimmte Sonnen- und Blendschutz vermeidet solare Wärmeeinträge und garantiert zugleich eine ausreichende natürliche Belichtung.
Die im Sky Office eingebauten Warema-Raffstoren reflektieren einen Großteil der Sonnenstrahlung nach außen und gewährleisten so auch bei extremen Außentemperaturen angenehme klimatische Verhältnisse. Integrierte Tageslicht-Transportelemente sorgen für eine optimale Raumausleuchtung. Die obersten sieben Lamellen lenken das einfallende Tageslicht auch bei geschlossenen Lamellen im unteren Behangteil an die Decke (Abb. 3) und sorgen so zusätzlich für eine indirekte Beleuchtung des Innenraumes. Gleichzeitig verhindern sie einen Wärmestau zwischen Behang und innerer Fassade.
Die außergewöhnliche Architektur des Sky Office erforderte jedoch einige Sonderlösungen: Zum einen bedingte die große Raumhöhe im Erdgeschoss bei den Raffstoren eine extreme Überhöhe von 8,4 Metern. Zum anderen gleicht aufgrund der geschwungenen Dachform in den beiden obersten Geschossen kaum ein Fassadenelement dem anderen. Entsprechend wurden die Raffstoren in sehr unterschiedlichen Höhen geliefert. Da die äußere Fassade von Außenluft durchströmt wird, müssen die Behänge bei stürmischem Wetter hochgefahren werden. Um in diesem Fall Reflexionen und Blendung an den Bildschirmarbeitsplätzen zu verhindern, ergänzen in den windexponierten Geschossen innen liegende WaremaObjekt-Rollos mit Elektroantrieb den Sonnenschutz.
Die screenartig gewebten Stoffqualitäten aus Trevira CS erlauben auch im geschlossenen Zustand eine gute Durchsicht (Abb. 5). Für die besonders stark der Sonne ausgesetzten Gebäudeabschnitte wählten die Planer ein Trevira-Gewebe mit zusätzlicher fensterseitiger Aluminiumbedampfung, das die Reflexion noch verbessert. Im Konferenzraum im Erdgeschoss sind die Objekt-Rollos ebenfalls eingebaut – so bleibt hier der Bezug zum öffentlichen Raum dank der guten Durchsicht erhalten.
Ausgereifte Gebäudeautomatik
Die Gebäudeautomatik im Sky Office steuert sämtliche Raumfunktionen zentral über ein Bussystem, wobei die Nutzer die Einstellungen aber auch manuell vornehmen können. Entsprechend der Messungen mehrerer Wettersensoren wird die Lamellenneigung automatisch dem Sonnenverlauf angepasst und nachgeführt. Die ideale Position ergibt sich je nach Jahres- und Tageszeit, aber auch die Fassadenausrichtung ist als Kriterium eingebunden. Dies gilt ebenfalls für den Blendschutz. So werden durchgängig optimale Arbeitsplatzbedingungen im Sky Office garantiert.
Analog wird die künstliche Beleuchtung über eine energieoptimierte Beleuchtungssteuerung automatisch dort zugeschaltet, wo Bedarf besteht. In allen öffentlichen Bereichen erfolgt dies über Bewegungsmelder, die sich zudem an der Laufrichtung orientieren. Das Konzept Sky Office ist aufgegangen: Dank der flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten und den optimalen Arbeitsplatzbedingungen haben sich rasch Mieter gefunden – und zwar solche, die lange bleiben.